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„Realitäts-Check“ für den Rolli: 19-Jährige meistert Arbeitsalltag bei der Fuldaer Spedition Zufall

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Selina Osmanoska an ihrem Arbeitsplatz mit Monika Krebs, den Ausbilderinnen Silke Göbel und Ayleen Fiedler sowie Waldemar Dombrowski.
Selina Osmanoska an ihrem Arbeitsplatz mit Monika Krebs (oben links), den Ausbilderinnen Silke Göbel (unten links) und Ayleen Fiedler sowie Waldemar Dombrowski. © Agentur für Arbeit

Seit August vergangenen Jahres erlernt Selina Osmanoska (19) den Beruf der Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung bei der Spedition Zufall in Fulda. Ihr Rollstuhl ist dabei Nebensache.

Fulda - Ein „Realitäts-Check“ stand am Anfang der Ausbildung bei der Spedition Zufall in Fulda. Ausbilderin Silke Göbel nutzte damals die Abendstunden um herauszufinden: „Passt der Rolli durch alle Türen? Kann Selina sich möglichst ohne Unterstützung im Büro frei bewegen? “ Es passte, und der Ausbildungsvertrag war nur noch Formsache.

19-Jährige im Rollstuhl meistert Arbeitsalltag bei Spedition in Fulda

Seit August vergangenen Jahres erlernt Selina Osmanoska den Beruf der Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung, heißt es in einer Mitteilung der Arbeitsagentur. Ihr Rollstuhl: Nebensache. Die 19-jährige Fuldaerin ist einer von vielen Menschen mit Behinderung, denen die Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda hilft, sich beruflich zu integrieren.

„Oftmals braucht es nicht viel, um schwerbehinderten Menschen Zugang zur Arbeitswelt zu verschaffen. Unter Umständen reicht ein spezieller Bildschirm, um eine körperliche Beeinträchtigung auszugleichen, oder – wie bei Frau Osmanoska – ein Fahrdienst zum Ausbildungsplatz“, erklärt Monika Krebs, die bei der Arbeitsagentur seit vielen Jahren Arbeitgeber und schwerbehinderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zusammenbringt und hinsichtlich geeigneter Unterstützungsmöglichkeiten berät.

Info

Waldemar Dombrowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, verweist auf die positiven Erfahrungen mit schwerbehinderten Menschen, die in aller Regel eine sehr hohe Motivation aufweisen. Im Jahresdurchschnitt der vergangenen drei Jahre ging die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten in der Region Hersfeld-Rotenburg um 25 Prozent zurück. Aktuell sind in der Region Fulda 302 Arbeitslose mit Handicap registriert.

Trotz der positiven Entwicklung sieht Agenturleiter Dombrowski weiteren Handlungsbedarf: „Wir finden heute mehr offene Türen als früher. Dennoch müssen wir Arbeitgeber und Arbeitnehmer weiter ermutigen, sich aufeinander einzulassen.“ Denn: Es lohnt sich! Menschen mit Behinderung leistungsfähig, sehr motiviert und qualifiziert.

Die Agentur für Arbeit unterstützt Betriebe und Verwaltungen bei der Suche nach Lösungswegen für die Beschäftigung von Menschen mit Handicap. Personalverantwortliche können sich beraten und gezielt potentielle Bewerberinnen und Bewerber für Arbeits- und Ausbildungsstellen vorschlagen lassen.

Das ist wichtig, denn auch Frau Osmanoska hat die Erfahrung gemacht: Seitens einiger Betriebe bestehen immer noch Vorbehalte gegenüber Menschen mit Behinderung. Bevor sie die Anstellung bei der Spedition bekam, hatte sie mehr als 30 Bewerbungen verschickt. „Ich wurde zwar ein paar Mal eingeladen, aber habe schon in den Vorstellungsgesprächen gemerkt, dass meine Behinderung eine Hürde für mein Gegenüber war“, berichtet sie.

Doch nun hat sie eine passende Stelle gefunden und ist eine von 22 Auszubildenden und insgesamt 950 Mitarbeitern des Unternehmens am Standort Fulda. Nach der Kundenberatung und Qualitätssicherung ist sie derzeit mit der Administration der Chartertouren beschäftigt. Ihren Praxistag hat sie als Mitfahrerin auf dem Lkw absolviert. „Wo sie Hilfe benötigt, stehen die Kolleginnen und Kollegen sofort bereit“, freut sich Ausbilderin Göbel, „Der Rolli wurde von Anfang an als Selbstverständlichkeit wahrgenommen.“

Auch bei antonius spielt Inklusion im Arbeitsalltag eine wichtige Rolle. Die Stiftung eröffnet ein neues Bistro mit Biergarten am Tiergarten in Fulda. Beim „Gartentreff“ sollen 25 Mitarbeiter mit und ohne Behinderung arbeiten. (ah)

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