Anfangs „belächelt“, heute kaum wegzudenken: Rhöner Charme feiert 30. Geburtstag

Der Rhöner Charme hat seinen 30. Geburtstag begangen. Im Landgasthof Rhönblick in Wissels ist die Wirtevereinigung zusammengekommen und hat mit 70 Ehrengästen gefeiert.
Update vom 27. April, 17.14 Uhr: „Aus einer kleinen Idee wurde ein großes Wir.“ Mit diesen Worten beschrieb Vorsitzender Andreas Rau den Werdegang der Wirtevereinigung Rhöner Charme, die im Landgasthof Rhönblick in Wissels gemeinsam mit insgesamt 70 Sponsoren und Ehrengästen ihr 30. Jubiläum feierte.
Bunter Abend in Wissels: Rhöner Charme besteht seit 30 Jahren
Landrat Bernd Woide (CDU) sah die „Klammer aus Regionalität und Landschaft“ als bedeutend für das lange Bestehen des Zusammenschlusses. Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Eigeninitiative gewesen, mit der sich die Vereinigung selbst gegründet habe, statt auf Unterstützung durch Staat und Behörden zu warten, so Woide.
„Natürlich habe ich meine Hochzeit in einem Rhöner-Charme-Betrieb gefeiert und auch die Feier nach der kirchlichen Trauung wird wieder in einem Rhöner Charme Gasthof stattfinden“, verriet Landtagsabgeordneter Sebastian Müller (CDU). Moderator Volker Elm erinnerte daran, dass Regionalität vor 30 Jahren in der Gastronomie belächelt worden sei.
Die meisten Aktionen im Jubiläumsjahr finden im Juli statt, kündigte Rau an. Dann ist der Rhöner Charme an den ersten beiden Sonntagen gemeinsam mit Nelles auf der Landesgartenschau vertreten. Nach dem traditionellen Sonntagsspaziergang am 16. Juli., der zum Schlendern auf der Kunstmeile mit Verpflegungsständen zwischen Grabenhöfchen und Maulkuppe einlädt, wird am 23. und 30. Juli ein Rhöner-Charme-Menü in den Gasthöfen angeboten.
Erstmeldung vom 26. April, 16.37 Uhr:
Rhön - Das Jubiläum möchte die Wirtevereinigung dazu nutzen, um nach der schwierigen Corona-Zeit „wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückzukommen“, so Vorsitzender Andreas Rau. Der Zusammenschluss aus Gastronomen, Landwirten und Erzeugern ist 1993 von Dieter Kehl ins Leben gerufen worden. „Mir hat das Konkurrenzdenken unserer Branche nicht gefallen“, erinnert sich der 71-Jährige Gastronom, der vor fünf Jahren den Vorsitz an Andreas Rau (Fuldaer Haus) abgegeben hat.
42 Gastronomen vereint: Rhöner Charme besteht seit 30 Jahren
Ziel war es, Rhöner Produkte und die Rhöner Küche über die Region hinaus bekannt zu machen. Als der Verein nach zweijähriger Vorbereitungszeit geboren war, „war das ein Wahnsinnserlebnis für mich“, so Kehl. Deutschlandweit einmalig gewesen sei, dass es sich um eine Kooperation über drei Länder hinweg gehandelt habe. Dass die Stadt Tann zu diesem Zeitpunkt bereits eine Partnerschaft mit Kaltennordheim in Thüringen gepflegt habe, sei mit ein Anstoß für die länderübergreifende Konzeption gewesen.
Ausgehend vom Ulstertal fanden sich immer mehr Betriebe zwischen Großenlüder im Westen, Kaltennordheim im Osten, Hünfeld im Norden und Bischofsheim im Süden mit dem Logo dem Hahn. „Ich hatte mich damals riesig gefreut, dass die Kollegen die Chancen erkannt haben, die in einem gemeinsamen Auftreten liegen.“

Die Zahl der Mitglieder lag seit der Gründung in all den Jahren beständig bei etwa 40, aktuell sind es 42, die meisten von Anbeginn an dabei. Während der Pandemie musste auch das Rhöner-Charme-Maskottchen Federn lassen: Einzelne Mitgliedsbetriebe schlossen infolge der Corona-Auswirkungen.
Neue Mitglieder seien selbstverständlich erwünscht, betont Rau. Allerdings müsste der Verein dafür aktiv auf potentielle Interessenten zugehen. Im Zuge von Fachkräftemangel und Energiekrise seien die Betriebe jedoch zu sehr mit eigenen Herausforderungen beschäftigt, um auch noch Akquise betreiben zu können.
Allein, dass es uns nach 30 Jahren noch gibt, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Den Widrigkeiten der vergangenen Jahre zum Trotz sieht Rau als positive Entwicklung, dass es gelungen sei, das große Netzwerk aus Akteuren im Tourismus, mit Lieferanten und Erzeugergemeinschaften auszubauen. So sei die Zusammenarbeit mit der Rhön GmbH vertieft und darüberhinaus eine Vernetzung mit der landesweiten Restaurant-Kooperation „Hessen à la Carte“ begonnen worden. Viele Rhöner Charme-Mitglieder seien seit Corona auch in dieser landesweiten Restaurant-Kooperation vertreten, um den regionalen Gedanken zu leben.
Seit seiner Gründung hat der Rhöner Charme an zahlreichen Veranstaltungen mitgewirkt, beispielsweise dem Eröffnungsfest der Gersfelder Markthalle 1998, den Deutschen Wandertagen in Saarlouis, Willingen und Fulda oder einer Veranstaltung der Finanzämter Deutschlands in der Johannisau mit 800 Teilnehmern.
Auch an eigenen Ideen mangelte es nie. Besonders gerne erinnert sich Kehl an die bunte Länderküche anlässlich der Fußall-Weltmeisterschaft 2006. Die Betriebe kochten Rezepte aus allen teilnehmenden Ländern nach. „Unser Gasthof war natürlich besonders motiviert, weil mein Sohn Sebastian in der Nationalmannschaft mitspielte“, erläutert der Lahrbacher. Viele der kreativen Ideen seien den langjährigen Vorstandsmitgliedern Alexander Leubecher (Hotel-Restaurant Sonne) und Stefan Hohmann (Gasthof Hohmann) zu verdanken gewesen.
Vorstand
Andreas Rau (Fuldaer Haus)
Benjamin Kehl (Landhaus Kehl)
Marie-Christine Nelles (Nelles Catering)
Andreas Rau fällt als Highlight aus der 30-jährigen Vereinsgeschichte spontan das Harley-Davidson-Treffen auf der Wasserkuppe ein. Auch an eine Aktion, als Rhöner-Charme-Wirte mit ihrem Food Truck in Würzburg, Wiesbaden und Erfurt zugunsten eines guten Zwecks kochten, denkt er gerne zurück.
In diesem Jahr freut er sich auf den traditionellen Sonntagsspaziergang zwischen Grabenhöfchen und seiner Gaststätte, dem Fuldaer Haus. Anlässlich seines Jubiläums ist der Verein im August erstmals mit einem eigenen Stand beim Genussfestival auf der Pauluspromenade vertreten. Die Idee für lange Schlemmertafeln ist für den Rhöner Charme indes nicht neu: Bereits 1997 und 2013 richtete er selbst solche Events in Tann und Hilders aus.
Fleißig gekocht wird ab Donnerstag auch auf der Landesgartenschau in Fulda. Hier eine Übersicht zu den Angeboten und Preisen. (von Sandra Limpert)