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Kein Handy-Empfang: Wo es auch in Osthessen noch immer „weiße Flecken“ gibt

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Von: Daniel Krenzer

Deutschlands Handynetze werden besser. Das 5G-Netz der Telekom erreicht 94 Prozent der Haushalte, auch die Konkurrenz ist schon weit. Doch bei der Bekämpfung „weißer Flecken“ im Funkstandard 4G in der Fläche ist die Branche langsamer unterwegs als vorgeschrieben.

Bonn/Fulda - Der Druck auf Deutschlands Netzbetreiber steigt, 4G-Funklöcher schnellstmöglich zu schließen. Bei einer Sitzung des Beirats der Bundesnetzagentur wurde jüngst deutlich, dass das Ziel, zum Jahresende 500 solcher „weißen Flecken“ zu schließen, wohl verfehlt wird. Auch in Osthessen gibt es noch Nachholbedarf.

Fulda: Funklöcher - hier gibt es noch „weiße Flecken“ in Osthessen

Lückenhaftes 4G-Netz, also keinen Empfang bei allen drei Netzanbietern, hat man in der Region in Breunings und Neuengronau (Sinntal), Gundhelm (Schlüchtern), Buchenrod (Flieden), Veitsteinbach (Kalbach), Habel (Tann), Rothenkirchen (Burghaun), Unter-Schwarz und in Willofs (Schlitz).

Die Frage ist: Wie geht es in Osthessen weiter? Wo wird ausgebaut? Vodafone schreibt auf Anfrage unserer Zeitung: „Aktuell betreibt Vodafone 245 Mobilfunkstationen in den Landkreisen Fulda, Vogelsberg und Main-Kinzig-Kreis. Dadurch sind 99,7 Prozent der Bevölkerung an das Vodafone-Mobilfunknetz angebunden. Somit bestehen in besiedelten Gebieten praktisch keine Mobilfunk-Funklöcher im Vodafone-Netz mehr. Mit seinem mobilen Breitbandnetz LTE erreicht Vodafone 97 Prozent der besiedelten Gebiete. Diese sehr gute LTE-Versorgung resultiert daraus, dass 215 der 245 Mobilfunkstationen mit LTE-Technologie ausgestattet sind.“

Bis Mitte 2023 plane Vodafone weitere 62 Bauprojekte in den drei Landkreisen. „Im Rahmen dieser Ausbauoffensive werden wir unter anderem 14 neue Mobilfunkstationen in Betrieb nehmen sowie 6 bestehende Mobilfunkstation erstmals mit LTE-Antennen ausstatten. Durch diese 20 Bauprojekte schließen wir bestehende LTE-Funklöcher innerhalb von Fulda, Eichenzell, Kalbach, Neuhof, Grebenau, Herbstein, Mücke (2x), Kirtorf (2x), Hanau, Freigericht, Birstein, Schlüchtern, Sinntal, Biebergemünd, Bad Soden-Salmünster, Steinau an der Straße, Langenselbold und Brachttal.“

Drei Anbieter am Beispiel Oberkalbach

Die Qualität des örtlichen 4G-Empfanges ist stark vom Netz anhängig. Beispiel Oberkalbach: Während 4G laut offiziellen Daten hier über die Telekom lückenlos verfügbar ist, empfängt nur etwa ein Drittel des Ortes 4G über Vodafone.

In diesem Beispiel ist das aber immer noch mehr als bei Netzanbieter Telefonica. Hier leben nur einige wenige Oberkalbacher in einem Gebiet mit 4G-Empfang. Wie die Situation bei Ihnen ist, können Sie im Internet unter breitband-monitor.de/mobilfunkmonitoring checken.

Die Telekom schreibt auf Anfrage: „In den drei Landkreisen sind derzeit insgesamt 73 neue Standorte geplant. Fulda: 17 Neubaustandorte, darunter Dipperz, Künzell und Ehrenberg. Vogelsbergkreis: 36 Neubaustandorte, darunter in Grebenhain, Mücke, Schotten. Main-Kinzig-Kreis: 20 Neubaustandorte, darunter Schlüchtern, Birstein und Biebergemünd. Diese neuen Standorte befinden sich in jeweils verschiedenen Planungs-/Realisierungsphasen.“

Das Unternehmen Telefonica ließ unsere Anfrage leider unbeantwortet. (Lesen Sie auch: Drei neue Standorte: Telekom baut Mobilfunkversorgung im Vogelsbergkreis aus)

In der Beiratssitzung in Bonn nannte Bundesnetzagentur-Präsident Klaus Müller den Zwischenstand insgesamt „unbefriedigend“. Beiratsmitglieder aus mehreren Bundestagsfraktionen sprachen sich bei klaren Verfehlungen für Sanktionen gegen die Firmen aus. In jeweils 167 Gegenden müssen die drei Betreiber einen Download von mindestens 100 Megabit pro Sekunde ermöglichen. Jüngsten Zahlen zufolge schafft das vermutlich keiner.

Die Ausbaupflicht stammt aus der Frequenzauktion 2019. Große Teile der Auflagen werden die Firmen wohl erfüllen – etwa die Vorgabe, in jedem Bundesland 98 Prozent der Haushalte mit gutem Mobilfunk zu erreichen (also mindestens 100 Mbit/s). Ein Telekom-Sprecher verweist darauf, dass der Bonner Konzern seit 2019 bereits 4800 neue Mobilfunkstandorte gebaut und das Handynetz „massiv verbessert“ habe. Auch Vodafone und O2 investierten stark in ihre Netze.

Die Weiße-Flecken-Auflage allerdings wird wohl gerissen – zumindest, wenn man die Pflicht an der Zahl 500 festmacht. Nach Lesart der Telekommunikationsbranche liegt das aber nicht nur an den Unternehmen. „Nach aktueller Planung werden wir die Versorgungsziele nach den Vorgaben der Bundesnetzagentur überall dort, wo wir nicht durch externe Einflüsse daran gehindert werden, erfüllen“, sagt zum Beispiel ein Vodafone-Sprecher.

Mobilfunkmast
Ein Mast mit verschiedenen Antennen von Mobilfunkanbietern: Auch in Osthessen soll das Netz weiter ausgebaut werden. © Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Auch die Telekom verweist auf die schwierige Standortsuche und langwierige Genehmigungsverfahren. Leider habe die mit den Bundesländern abgestimmte Behördenliste mit der Lage der weißen Flecken erst Ende 2021 vorgelegen. Die Suche und die Anmietung von Standorten – wenn man sie überhaupt bekomme – dauere im Schnitt sieben Monate, Genehmigungen dauerten acht bis zwölf Monate. Man werde der Bundesnetzagentur für jeden Standort die Gründe offenlegen.

Das Regelwerk für die Frequenzauflagen enthält die Ausnahmemöglichkeit, dass Netzbetreiber von den Vorgaben abweichen können, sollte der Bau „rechtlich und tatsächlich“ nicht möglich gewesen sein. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sich in einem Gebiet partout kein Grundstückseigentümer zur Vermietung bereiterklärt und daher auch kein Handymast gebaut werden kann. Außerdem gestalte sich die Abdeckung in Eisenbahntunneln schwierig, da Techniker in vielen Fällen kaum Zutritt erhalten könnten. (Lesen Sie auch: „Auf Kosten unserer Gesundheit“: Bürgerinitiative auch gegen neuen Standort für Mobilfunkmast)

Fulda: Handynetz-Betreiber kommen beim Schließen von 4G-Funklöchern voran

Wahrscheinlich werden die drei Netzbetreiber Anfang Januar also vermelden, dass sie zwar weniger als vorgesehen geschafft haben, dass es aber triftige Gründe gebe. Danach wird die Netzagentur jeden Fall überprüfen. Und was, wenn die Gründe als nicht stichhaltig befunden werden? Dann sollte die Behörde „ihren Instrumentenkasten“ nutzen, sagt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Maik Außendorf. „Sollten Einzelfallprüfungen ergeben, dass kein plausibles Fremdschulden vorlag, sollten Buß- oder Zwangsgelder verhängt werden.“

Ähnlich hatte sich im Vorfeld der Beiratssitzung bereits Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) geäußert. (mit dpa-Material)

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