Ein a-ha-Erlebnis voller betörend schöner Klangwelten: Norwegische Band begeistert unplugged in der Frankfurter Festhalle

Frankfurt - Kann das funktionieren, wenn eine Synthiepop-Band ihre Songs „unplugged“ spielt? Aber ja – es funktioniert nicht nur, sondern kann auch zu einem wunderbaren Konzert geraten, wie a-ha in der Frankfurter Festhalle demonstrierten.
Von unserem Redaktionsmitglied Manfred Schermer
Es war ein a-ha-Erlebnis der leisen Töne, der dezenten Lichteffekte, der raffinierten Videoschnipsel: Wem das jüngste Album „Summer Solstice“ vertraut ist, wusste natürlich, was ihn erwartet. Und wer den Blick über die vielen ergrauten Köpfe im zum Schluss völlig begeisterten Publikum schweifen ließ, der ahnte, dass da so mancher in mehr als drei Jahrzehnten mit seiner Lieblingsband gealtert war. Die Teenie-Idole von einst nähern sich der 60, und selbst der immer noch lausbübisch wirkende Sänger Morten Harket blickte meist ernst drein. Oder war er nur konzentriert?
Denn die neuen Arrangements von Produzent Lars Horntveth, die die drei Norweger zusammen mit sieben anderen, durchweg erstklassigen Musikern vortragen, haben es in sich. Sie haben an Komplexität noch zugelegt, an Charakter gewonnen: Fast scheint es, als sei mit den Interpreten auch ihr Œuvre gereift. Dem Opener „This Is Our Home“ vom Unplugged-Album merkt man es natürlich noch nicht an, aber die folgenden „Lifelines“ und vor allem „I’ve Been Losing You“ lassen bereits ahnen, dass da noch die eine oder andere Überraschung wartet. Gerade die frühen Songs offenbaren ein Potenzial, das dem Fan schon immer, dem Durchschnittshörer aber vielleicht nicht ganz so bewusst war.
Dabei kommt eine beeindruckende Vielzahl an Instrumenten zum Einsatz: Es gibt drei Streicherinnen, die bisweilen auch im Background singen; es gibt eine Flöte, Xylofone, eine Klarinette oder ein riesiges Saxophon, alle bedient von Multi-Instrumentalist Horntveth; Pål Waaktaar stehen etliche Gitarren zur Auswahl, eine schöner als die andere; derweil Morten Qvenild und selbstverständlich Magne Furuholmen im Wortsinne rotieren: von Klavier, Cembalo, Spinett, Celesta und Harmonium umgeben, wechseln beide rege hin und her.
Betörend schöne Klangwelten entstehen dadurch: „Manhattan Skyline“ zum Beispiel, vom teils deutsch sprechenden Furuholmen zwar etwas zu früh, dafür aber mit einer Verbeugung vor der Location als „Mainhattan Skyline“ angekündigt, gerät grandios, ebenso „The Sun Always Shines On TV“ und „Memorial Beach“, bei dem alles in tiefrotes Licht getaucht ist; auch „Living A Boy’s Adventure Tale“ vermag zu bezaubern – ein zu Unrecht unterschätzter Song vom Debütalbum, wie schnell klar wird, als Morten Harkets Stimme scheinbar mühelos die Oktavsprünge bewältigt.
Um ihn, den mittlerweile 58-jährigen Sänger, dreht sich bekanntlich alles bei einem a-ha-Konzert. Ist er in Form, ist alles gut – so wie in Frankfurt. Seine Stimme dürfte vielen eine Gänsehaut beschert haben, erklimmt auch die schwierigen, für a-ha so typischen Falsett-Passagen. Nur bei „Summer Moved On“ verzichtet Harket auf das berühmte lange „Stay“, und bei „Take On Me“, der letzten Zugabe, schont er die Stimmbänder und geht bei der Zeile „In a day or two“ eine Oktav tiefer – es warten schließlich noch andere Konzerte auf der Unplugged-Tour.
Und der folgt auf den Fuß die „Electric-Summer-Tour“, wieder eingestöpselt also und am 13. Juli in Fulda haltmachend. Zwar freuen wir uns schon auf „The Sun Always Shines On TV“ mit voller Power, doch wenn wir einen Wunsch frei hätten – es wäre eine Akustik-Session auf dem Domplatz. Gerne mit „Hunting High And Low“, „Stay On These Roads“ (das von einem fantastischen Zeitraffer-Video einer norwegischen Küstenlandschaft untermalt wurde) und vor allem „Scoundrel Days“, der tänzelnden Lichtfinger wegen auch optisch überragend.
Tickets (67,90 bis 87,90 Euro) für das Konzert am 13. Juli um 20 Uhr auf dem Fuldaer Domplatz gibt es in allen Geschäftsstellen unserer Zeitung.