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Geschichten des Jahres (II): Mordfall Gabriele Schmidt bleibt ungelöst - trotz Aktenzeichen XY

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Von: Sophie Brosch

Mit diesem Bild einer gestellten Szene weist das ZDF auf den Mordfall Gabriele Schmidt in der „Aktenzeichen XY“-Sendung am 13. April 2022 hin.
Mit diesem Bild einer gestellten Szene weist das ZDF auf den Mordfall Gabriele Schmidt in der „Aktenzeichen XY“-Sendung am 13. April 2022 hin. © Screenshot, Saskia Pavek/ZDF

Im April diesen Jahres hat ein „Cold Case“ aus Fulda deutschlandweit Aufmerksamkeit erregt: der Mordfall Gabriele Schmidt. Bis heute ist unklar, wer die Fünfjährige im Jahr 1983 missbraucht und getötet hat. Bei „Aktenzeichen XY“ bittet die Polizei nach 40 Jahren erneut um Hinweise.

Fulda - In der TV-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ im ZDF wird am 13. April 2022 der Mordfall Gabriele Schmidt vorgestellt. Zu Gast in der Sendung ist der Fuldaer Kriminalhauptkommissar Holger Mannel. Er berichtet über die Ermittlungen - und bittet um neue Hinweise. „Das Kind hat ein Martyrium erlebt. Es wurde misshandelt, missbraucht, erschlagen und in einer Röhre abgelegt“, erklärt er im Gespräch mit Moderator Rudi Cerne.

Aktenzeichen XY (ZDF): Keine neuen Spuren im Mordfall Gabriele Schmidt

Der Kommissar geht davon aus, dass es Zeugen für das grausame Verbrechen im Juni 1983 in Fulda geben muss. Denn der Täter habe das Opfer wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum beobachtet und dadurch über tägliche Routinen Bescheid gewusst. Außerdem spreche der versteckt gelegene Ablageort der Leiche für einen Täter mit guter Ortskenntnis und mit schmaler, aber kräftiger Statur. Er soll zum damaligen Zeitpunkt zwischen 15 und 30 Jahre alt gewesen sein.

Serie: Geschichten des Jahres

In der Reihe „Geschichten des Jahres“ blickt die Redaktion auf Themen, die in diesem Jahr besonders viele User interessiert oder Reaktionen hervorgerufen haben. Im zweiten Teil geht es um den Mordfall Gabriele Schmidt.

Teil 1: Ein Ehepaar aus Schlüchtern bei „Bares für Rares“.

„Die Kleidung des Täters müsste nass und verschmutzt gewesen sein, eventuell hatte er auch Blut des Opfers an sich oder hatte sich selbst beim Kriechen durch die enge Röhre verletzt“, sagt Polizist Holger Mannel in der Sendung am 13. April.

Der Fall Gabriele Schmidt erreicht durch die Ausstrahlung bei „Aktenzeichen XY“ im April viele Zuschauerinnen und Zuschauer. 4,4 Millionen schalten ein. Bereits während der Sendung gehen laut Polizei viele Hinweise zu dem Fall ein.

Die fünfjährige Gabriele (kleines Foto) wurde vor fast 40 Jahren ermordet. Nachbarn stehen am Tag nach der Tat am Tatort.
Die fünfjährige Gabriele (kleines Foto) wurde vor fast 40 Jahren ermordet. Nachbarn stehen am Tag nach der Tat am Tatort. © Volker Feuerstein/Archiv Fuldaer Zeitung; Collage: Sabine Kohl

Für die Behörden ergeben sich neue Ermittlungsansätze. Diese führen jedoch „letztendlich nicht weiter“, teilt Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Alle Hinweise, die im Zusammenhang mit der Sendung „Aktenzeichen XY“ stehen, seien bis dato ergebnislos. Dennoch werde der Fall Gabriele Schmidt nicht ad acta gelegt: „Die Ermittlungen dauern weiterhin insofern an, dass allen eingehenden Hinweisen nachgegangen wird“, erläutert Christine Seban. Konkrete Ermittlungsmaßnahmen könne die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen.

Für Hinweise, die zur Ermittlung und Ergreifung des Täters oder der Täter führen, hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt. Diese wird nach Ausstrahlung der Sendung von Zuschauerinnen und Zuschauern „erheblich“ erhöht, wie Christine Seban bestätigt. Die genaue Summe bleibe jedoch unbekannt, um den Eingang „letztendlich nicht weiterführender Hinweise“ allein aufgrund der winkenden Belohnung zu vermeiden.

„Cold Case“ aus Fulda: Polizei ermittelt weiter im Fall Gabriele Schmidt

Der Mordfall geht unter die Haut: Die fünfjährige Gabriele Schmidt ist ein kleines und ruhiges Mädchen, das häufiger im Bereich des Mehrfamilienhauses und des dahinter liegenden Gartens in der Magdeburger Straße 27 in Fulda spielt. So auch am Nachmittag des 3. Juni 1983. Zur selben Zeit hält sich eine Nachbarin im Hof der Wohnanlage auf. Sie hört einen Schrei, kann aber nicht zuordnen, woher dieser kommt, und misst dem Vorfall keine weitere Bedeutung zu.

Als die Mutter Gabriele später zum Essen ruft, ist das Kind verschwunden. Gemeinsam suchen die Eltern ihre Tochter, jedoch ohne Erfolg. Die Polizei findet zuerst die Kleidung des Mädchens im Garten, später in einem Rohr am Galgengraben ihre Leiche.

Gabriele sei nur noch mit einem Hemdchen bekleidet gewesen, so die Ermittler. Außerdem habe man 20 Mark bei dem Kind gefunden, die es nicht von seinen Eltern hatte. Die Polizei geht davon aus, dass der Täter das Geld benutzt hatte, um sich das Vertrauen des Kindes zu erschleichen.

Video: „Aktenzeichen XY“-Moderator Rudi Cerne - So sah er vor 38 Jahren aus

Die Eltern kommen über das Verbrechen nie hinweg. Der Vater verbringt rund 25 Jahre in der Psychiatrie, wo er im Jahr 2008 stirbt. Auch die Mutter, die zuletzt in Hamburg wohnte, ist inzwischen verstorben.

Wer Hinweise zu dem Mordfall vor 40 Jahren geben kann, wird weiterhin gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon (0661) 1054447 zu melden. In begründeten Einzelfällen können diese vertraulich behandelt werden.

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