Hüttenwirt „Schorsch“ hört endgültig auf - Neuer Pächter für Enzianhütte gesucht

Für die Enzianhütte in der Rhön stehen Veränderungen an. Hüttenwirt „Schorsch“ wird Ende des Jahres aufhören – und zwar endgültig. Das erklärt der Deutsche Alpenverein (DAV) Sektion Fulda, dem die beliebte Hütte gehört. Die Suche nach einem Nachfolger beginnt. Und: Der DAV erläutert Umbaupläne.
Rhön - Fast jeder aus dem Landkreis Fulda ist schon einmal dort oben gewesen: auf der Enzianhütte. Die rustikale Hütte liegt idyllisch auf dem Weiherberg bei Hilders-Dietges und zieht jährlich Tausende Gäste an. Zur Bekanntheit der Hütte hat Georg „Schorsch“ Koch maßgeblich beigetragen. Doch für ihn und Ehefrau Birgit ist bald endgültig Schluss.
Rhön: Zukunft der Enzianhütte - Wer wird Hüttenwirt „Schorsch“ beerben?
Der Pächter ist seit mittlerweile 33 Jahren „das Gesicht der Enzianhütte“ und hat sie „sehr erfolgreich betrieben“, lobt die DAV-Sektion Fulda. Der Vorstand erklärt in einem Pressegespräch, dass der Pachtvertrag – der eigentlich mit Peter Koch geschlossen wurde, der nicht verwandt mit Georg Koch ist – zum Jahresende ausläuft. „Schorsch“ hatte schon im September 2020 angekündigt, dass er im Frühjahr 2021 aufhört. Letztlich ist er noch eine ganze Weile geblieben.
Grund war die Corona-Pandemie. Er habe sich ordentlich verabschieden wollen und nicht mitten im Lockdown, sagte „Schorsch“ damals unserer Zeitung. Die DAV-Verantwortlichen fanden das gut und hatten damit etwas mehr Zeit, über die Zukunft der Hütte nachzudenken, erklärt Michael Rutkowski, erster Vorsitzender der DAV-Sektion Fulda.
Schon damals, als Georg Koch das Ende seines Pächterdaseins bekanntgegeben hatte, bekam der DAV einige Interessenbekundungen – aus der Region und sogar darüber hinaus. Zunächst hat man die Interessenten vertröstet, erklärt DAV-Mitglied Richard Hartwig, der die Projektgruppe Enzianhütte leitet. Aber für jeden, der es sich vorstellen kann, in die großen Fußstapfen von Georg Koch zu treten, beginnt am Wochenende das Ausschreibungsverfahren, kündigt Hartwig an. Dann wird offiziell ein neuer Pächter gesucht.
Dieser soll nach Vorstellung des DAV jemand Professionelles sein, der den Betrieb der Enzianhütte stemmen kann. Er oder sie soll der Natur verbunden sein und leidenschaftlich die Hütte betreiben wollen. Heißt: Es soll wieder jemand sein wie das Ehepaar Koch – vor Ort präsent und ein Gesicht der Hütte. „Wir sind zuversichtlich, dass wir jemanden finden. Bis Mitte August kann man sich bewerben und bis Herbst hoffen wir, dass wir eine Entscheidung präsentieren können“, sagt Hartwig.

Der Neue soll aber vor allem auch die Interessen des DAV vertreten: Der Deutsche Alpenverein möchte seine Hütten in den Mittelgebirgen stärken und dort präsenter sein, erklärt Carmen Huder, die bei der Sektion Fulda für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Wie das konkret aussehen kann, soll zusammen mit einem neuen Pächter konzipiert werden.
Daran sind auch bauliche Veränderungen geknüpft. Dazu hat der DAV ein Büro beauftragt, das eine Machbarkeitsstudie erstellt. „In diesen ungewissen Zeiten, was das Bauen anbetrifft, müssen wir natürlich erst mal schauen, was möglich ist“, erklärt Vorsitzender Rutkowski. Als Verein ist man bei großen Investitionen auch auf Fördergelder angewiesen.
Angedacht ist, die Enzianhütte „behutsam und nach und nach“ zu renovieren. „70 Jahre lang wurde an dem Gebäude kaum etwas gemacht“, betont Rutkowski. Die Sanitäranlagen müssten unbedingt modernisiert und den heutigen Ansprüchen angepasst werden („Die Gäste werden jünger, weiblicher und vielfältiger“) und auch eine Renovierung der Bettenlager – in der Hütte haben bis zu 50 Übernachtungsgäste Platz – könnten wäre denkbar. Ein großes Thema ist außerdem die Haustechnik. Der DAV möchte bis 2030 klimaneutral sein, das betrifft auch seine Immobilien.

Man will sich voraussichtlich noch das Jahr 2023 Zeit nehmen, das Ergebnis der Studie abwarten und dann ein Konzept für eine Renovierung vorlegen. Aber: Nichts soll abgerissen oder angebaut werden, die Renovierung betreffe den Bestand, heißt es vom Vorstand.
Den Gastraum der Enzianhütte, der für viele einmalig ist, will man, wenn überhaupt, nur wenig verändern. „Wir wollen kein modernes Gasthaus, der rustikale Hütten-Charakter bleibt auf jeden Fall bestehen“, betonen die Verantwortliche. „Es soll eine Hütte bleiben, zu der die Menschen aus der Region gerne kommen. Ein Ort, wo man Natur und regionale Küche erleben kann – und ein Aushängeschild für den DAV.“
Bewegung gibt es derweil auch in der Diskussion um das Groenhoff-Haus auf der Wasserkuppe. Das Land Hessen will dort einen Hotel- und Gastrobetrieb unterbringen - und sucht Interessenten.