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Anwohner sind sauer: Ohne Landesgartenschau-Ticket kein Joggen oder Gassigehen am Aueweiher

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Von: Sabrina Mehler, Anne Burkard

Der Aueweiher in Fulda ist Teil des Landesgartenschaugeländes 2023.
Der Aueweiher ist nun eingezäunt - die einzig erlaubten Gäste sind Gänse und Enten. © Anne Burkard

Wer im nächsten Jahr die Landesgartenschau (LGS) in der Aue besuchen will, muss Eintritt zahlen. Für Anwohner heißt das: Die tägliche Jogging-Runde oder Gassi-Tour um den Aueweiher fällt aus – oder wird teuer. Auch der Heimattiergarten ist nur für LGS-Ticket-Zahler zugänglich. Das führt zu Verdruss.

Fulda - Für die Dauer der Gartenschau wird für Fuldaer Bürger und Bürgerinnen vieles anders. Das gilt insbesondere für jene, die es gewohnt sind, rund um den Aueweiher spazieren zu gehen und die Natur zu genießen. Denn die drei großen Areale der Landesgartenschau werden von Ende April bis Oktober eingezäunt.

Landesgartenschau in Fulda: Kein Joggen am Aueweiher ohne Ticket

Dazu gehört neben den Flächen südlich der Sickelser Straße sowie rechts und links der Neuenberger Straße eben auch der Aueweiher. Der Eintritt kostet im Falle eines einmaligen Besuchs 19 Euro, alternativ können Dauerkarten für 125 Euro erworben werden. (Lesen Sie auch: Vorverkauf für Landesgartenschau 2023 in Fulda startet - Fragen und Antworten zum Mega-Event)

Mancher Anwohner reagiert nun erbost: „Die Anwohner der Frankfurter Straße und anliegenden Straßen müssen sich teure Karten kaufen, um überhaupt noch spazieren oder mit dem Hund gehen zu können. In Zeiten, in denen man sich, gerade mit Kindern, rein gar nichts mehr leisten kann, ist es sehr traurig, dass man den Bewohnern von Fulda nicht preislich entgegenkommt“, heißt es in einem Schreiben einer Leserin an unsere Zeitung.

Auch Lothar Herzig ist „stinksauer“. Der 71-jährige Neuenberger läuft regelmäßig mit seinen zwei Hunden am Aueweiher. „Seit die beiden Weiher zusammengelegt wurden, muss ich einen völlig anderen Weg gehen. Den Hunden fehlt das Grüne. Das einzige Stück Wiese ist der kurze Trampelpfad am Anfang der Olympiastraße. Außerdem müssen wir auf dem gemischten Fußweg ständig Radfahrern ausweichen.“

Herzig war über 39 Jahre im von ihm mitgegründeten NABU Fulda aktiv. „Meiner Meinung nach wird das Naherholungsgebiet entwertet und die Lebensqualität genommen.“

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) reagiert auf die Frage nach günstigem Zugang zum Gartenschau-Gelände für Fuldaer ablehnend: „Hier müssen wir um Verständnis bitten, dass das nicht möglich ist. Es ist schwierig, beispielsweise Eichenzellern zu sagen, dass sie zahlen müssen – und die Fuldaer nicht.“

Der OB verweist aber darauf, dass die Fuldaer nach der Zeit der Landesgartenschau einen großen Gewinn hätten: „Wir bieten den Bürgerinnen und Bürgern langfristig neue Erfahrungen und Freizeitangebote. Als Stadt können wir so einen nachhaltigen Beitrag für eine hohe Lebensqualität leisten.“ (Lesen Sie auch: Landesgartenschau in Fulda: Wird alles pünktlich fertig? Das sagen die Planer)

Die städtischen Verantwortlichen hatten stets erklärt, dass mit der Ausrichtung der Gartenschau das Ziel verfolgt werde, die Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu nutzen. Soll heißen: Die Maßnahmen, die jetzt angestoßen und umgesetzt werden, sollen langfristig erhalten bleiben. Dazu gehört zum Beispiel die Verbindung der Fuldaaue mit neuen Park-Arealen wie der Park überm Engelshaus und der Garten am Sprengelsrasen.

Landesgartenschau 2023: Anwohner beschweren sich über Einschränkungen

Die Landesgartenschau GmbH indes weist darauf hin, dass die Bürger während der Veranstaltung weiterhin in Teilen der Fuldaaue spazieren gehen können, ohne ein Ticket kaufen zu müssen: „Die Hauptwege im öffentlichen Rad- und Fußwegenetz bleiben während der LGS offen.“ Eingezäunt werde im Auepark lediglich ein Areal entlang des Feuerwehrmuseums und des DRK-Kreisverbands sowie der Aueweiher. Das Umweltzentrum bleibe genauso geöffnet wie die Weiterführung zum Stadion und die Olympiastraße.

Lena Müller geht immer in ihrer Mittagspause am Aueweiher spazieren. „Es ist keinen Rundweg mehr. Die Aue war schon vorher schön. Und manchmal ist weniger einfach mehr. Vielleicht ist das aber auch alles Meckern auf hohem Niveau.“ Warum nun ein schwarzer Zaun die Wiese in der Olympiastraße umgibt, ist für Lena Müller ein Rätsel: „Warum steht der nicht gerade schöne Zaun hier? Wie lange wird er hier sein? Ich wünsche mir von den Verantwortlichen eine transparentere Kommunikation nach außen.“

Innerhalb des Landesgartenschau-Areals liegt auch der Heimattiergarten – ein weiterer Kritikpunkt von Anwohnern, denn auch hierfür muss eine LGS-Karte erworben werden. „Das ist der einzige Ort, an dem man mit kleinen Kindern in der Natur etwas erleben kann. Sprich, wenn ich mit Kindern und Enkelkindern einfach nur mal zwei Stunden in den Tiergarten möchte, muss ich für diesen Besuch um die 60 Euro bezahlen“, schreibt die Leserin weiter. Das sei unsozial und kinderunfreundlich, zumal die Fuldaer jahrzehntelang mit Spenden und Eintrittspreisen dazu beigetragen hätten, dass der Heimattiergarten überhaupt überleben konnte.

Video: Startschuss für Umgestaltung des Aueweihers in Fulda

Auch hierzu nimmt die GmbH Stellung und weist daraufhin, dass der Tiergarten ein wichtiger Teil der gesamten Konzeption sei, die mit dem Land Hessen abgestimmt sei. Dadurch seien Gelder aus dem Programm „Wachstum und Nachhaltige Entwicklung“ geflossen, mit denen Investitionen getätigt werden konnten.

Derzeit werde der Tiergarten grundlegend saniert und neu konzipiert. Das Gelände werde deutlich vergrößert, es entstünden neue tiergerechte Gehege und die Aufenthaltsqualität werde verbessert. Zudem werde es durch eine Vernetzung mit dem Umweltzentrum pädagogische Angebote für Kinder geben. „Es entsteht also ein ganz neues, sehr attraktives Angebot für Familien aus Fulda und der Region“, heißt es vonseiten der GmbH.

Einer der Eingänge zur Landesgartenschau befindet sich im Bereich des Torhauses, sodass der neue Tiergarten für 165 Tage Teil des LGS-Geländes sein werde und nur mit einer entsprechenden Eintrittskarte besucht werden könne. „Ab dem 8. Oktober 2023 steht der Tiergarten dann für die Menschen in der Stadt und Region zur Verfügung.“ Die Eintrittspreise würden familienfreundlich gestaltet.

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