Auch Lothar Herzig ist „stinksauer“. Der 71-jährige Neuenberger läuft regelmäßig mit seinen zwei Hunden am Aueweiher. „Seit die beiden Weiher zusammengelegt wurden, muss ich einen völlig anderen Weg gehen. Den Hunden fehlt das Grüne. Das einzige Stück Wiese ist der kurze Trampelpfad am Anfang der Olympiastraße. Außerdem müssen wir auf dem gemischten Fußweg ständig Radfahrern ausweichen.“
Herzig war über 39 Jahre im von ihm mitgegründeten NABU Fulda aktiv. „Meiner Meinung nach wird das Naherholungsgebiet entwertet und die Lebensqualität genommen.“
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) reagiert auf die Frage nach günstigem Zugang zum Gartenschau-Gelände für Fuldaer ablehnend: „Hier müssen wir um Verständnis bitten, dass das nicht möglich ist. Es ist schwierig, beispielsweise Eichenzellern zu sagen, dass sie zahlen müssen – und die Fuldaer nicht.“
Der OB verweist aber darauf, dass die Fuldaer nach der Zeit der Landesgartenschau einen großen Gewinn hätten: „Wir bieten den Bürgerinnen und Bürgern langfristig neue Erfahrungen und Freizeitangebote. Als Stadt können wir so einen nachhaltigen Beitrag für eine hohe Lebensqualität leisten.“ (Lesen Sie auch: Landesgartenschau in Fulda: Wird alles pünktlich fertig? Das sagen die Planer)
Die städtischen Verantwortlichen hatten stets erklärt, dass mit der Ausrichtung der Gartenschau das Ziel verfolgt werde, die Chance für eine nachhaltige Stadtentwicklung zu nutzen. Soll heißen: Die Maßnahmen, die jetzt angestoßen und umgesetzt werden, sollen langfristig erhalten bleiben. Dazu gehört zum Beispiel die Verbindung der Fuldaaue mit neuen Park-Arealen wie der Park überm Engelshaus und der Garten am Sprengelsrasen.
Die Landesgartenschau GmbH indes weist darauf hin, dass die Bürger während der Veranstaltung weiterhin in Teilen der Fuldaaue spazieren gehen können, ohne ein Ticket kaufen zu müssen: „Die Hauptwege im öffentlichen Rad- und Fußwegenetz bleiben während der LGS offen.“ Eingezäunt werde im Auepark lediglich ein Areal entlang des Feuerwehrmuseums und des DRK-Kreisverbands sowie der Aueweiher. Das Umweltzentrum bleibe genauso geöffnet wie die Weiterführung zum Stadion und die Olympiastraße.
Lena Müller geht immer in ihrer Mittagspause am Aueweiher spazieren. „Es ist keinen Rundweg mehr. Die Aue war schon vorher schön. Und manchmal ist weniger einfach mehr. Vielleicht ist das aber auch alles Meckern auf hohem Niveau.“ Warum nun ein schwarzer Zaun die Wiese in der Olympiastraße umgibt, ist für Lena Müller ein Rätsel: „Warum steht der nicht gerade schöne Zaun hier? Wie lange wird er hier sein? Ich wünsche mir von den Verantwortlichen eine transparentere Kommunikation nach außen.“
Innerhalb des Landesgartenschau-Areals liegt auch der Heimattiergarten – ein weiterer Kritikpunkt von Anwohnern, denn auch hierfür muss eine LGS-Karte erworben werden. „Das ist der einzige Ort, an dem man mit kleinen Kindern in der Natur etwas erleben kann. Sprich, wenn ich mit Kindern und Enkelkindern einfach nur mal zwei Stunden in den Tiergarten möchte, muss ich für diesen Besuch um die 60 Euro bezahlen“, schreibt die Leserin weiter. Das sei unsozial und kinderunfreundlich, zumal die Fuldaer jahrzehntelang mit Spenden und Eintrittspreisen dazu beigetragen hätten, dass der Heimattiergarten überhaupt überleben konnte.
Auch hierzu nimmt die GmbH Stellung und weist daraufhin, dass der Tiergarten ein wichtiger Teil der gesamten Konzeption sei, die mit dem Land Hessen abgestimmt sei. Dadurch seien Gelder aus dem Programm „Wachstum und Nachhaltige Entwicklung“ geflossen, mit denen Investitionen getätigt werden konnten.
Derzeit werde der Tiergarten grundlegend saniert und neu konzipiert. Das Gelände werde deutlich vergrößert, es entstünden neue tiergerechte Gehege und die Aufenthaltsqualität werde verbessert. Zudem werde es durch eine Vernetzung mit dem Umweltzentrum pädagogische Angebote für Kinder geben. „Es entsteht also ein ganz neues, sehr attraktives Angebot für Familien aus Fulda und der Region“, heißt es vonseiten der GmbH.
Einer der Eingänge zur Landesgartenschau befindet sich im Bereich des Torhauses, sodass der neue Tiergarten für 165 Tage Teil des LGS-Geländes sein werde und nur mit einer entsprechenden Eintrittskarte besucht werden könne. „Ab dem 8. Oktober 2023 steht der Tiergarten dann für die Menschen in der Stadt und Region zur Verfügung.“ Die Eintrittspreise würden familienfreundlich gestaltet.