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305.000 Schutzwesten aus Fulda: Mehler Vario System erhält Bundeswehr-Großauftrag

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Von: Volker Nies

Mehler Vario System Bundeswehr
Die Verantwortlichen der Mehler Vario System zeigen die Schutzwesten, mit denen sie bei der Bundeswehr erfolgreich sind (von links): Geschäftsführer Thomas Homburg, sein Vertreter Mario Amschlinger und Standortleiter Benjamin Auth. © Volker Nies

Das Unternehmen Mehler Vario System hat einen Großauftrag erhalten: Es wird in Fulda 305.000 Schutzwesten für die Bundeswehr produzieren. Mit einem zweiten Werk und mit 240 neuen Mitarbeitern soll es gelingen, die bisherige Produktionsmenge zu verdoppeln.

Fulda - Die Bundeswehr hat nicht den Ruf, ihre Aufträge schnell zu vergeben. Doch in diesem Fall dauerte es vom Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine Ende Februar bis zur Vergabe des Großauftrag an Mehler Vario System (MVS) nur wenige Wochen.

Fulda: Mehler Vario System erhält Schutzwesten-Großauftrag der Bundeswehr

Im April gab der Haushaltsausschuss des Bundestags 2,4 Milliarden Euro für persönliche Ausrüstung und Bekleidung der Bundeswehrsoldaten frei. Von dem Geld beschafft werden 122.000 Gefechtshelme, 150.000 Sätze Kampfbekleidung (wie Jacken und Hosen), 250.000 Rucksäcke – und nicht zuletzt 305.000 Schutzwesten.

Diese Westen der „Modularen ballistischen Schutz- und Trageausstattung (Mobast)“ kommen aus Fulda. Ähnliche Schutzwesten hatte MVS bereits an die Bundeswehr geliefert – natürlich in viel geringerer Zahlen. Jetzt haben die Fuldaer das Modell noch weiter entwickelt.

Die Bundeswehr bestellt also ein Produkt, das sie schon gut kannte. Sämtliche Westen sollen bis Ende 2025 ausgeliefert sein. In den Ausschreibungsunterlagen hatte die Bundeswehr explizit den russischen Einmarsch in die Ukraine als Ursache für die „Dringlichkeit des hiesigen Beschaffungs-Vorhabens“ genannt.

Mehler Vario System beliefert Armeen und Polizeien in rund 40 Ländern mit Schutzausrüstungen wie Westen.
Mehler Vario System beliefert Armeen und Polizeien in rund 40 Ländern mit Schutzausrüstungen wie Westen. © Volker Nies

Im kommenden Monat, also im Dezember 2022, sollen die ersten Westen im Mehler-Gelände produziert werden. Um den Großauftrag bewältigen zu können, ist MVS jetzt dabei, neben der bestehenden Produktionsstätte ein zweites Werk aufzubauen (lesen Sie auch hier: Grundnahrungsmittel um 60 Prozent teurer: Rasdorfer Verein hilft Landbevölkerung in Kenia).

MVS

Mehler Vario System GmbH (MVS) in Fulda ist ein weltweit agierender Hersteller von Schutz- und Tragesystemen für Polizei, Militär und Spezialkräfte und gilt als europäischer Marktführer. Seit mehr als 40 Jahren fertigt das Unternehmen Schilde, Helme und vor allem Schutzwesten.

Das Unternehmen wurde 1986 gegründet und 2014 von seinem Eigentümer, der Fuldaer KAP-Beteiligungs-AG, an die Münchner Investmentholding Armira verkauft. Im September 2020 erwarb die Beteiligungsgesellschaft Deutsche Private Equity (DPE) MVS von Amira. MVS beschäftigt 600 Mitarbeiter, davon die Hälfte in Fulda.

Wie viel die Bundeswehr für die Schutzbekleidung an Mehler Vario System zahlt, das wollten weder die Bundeswehr noch das Unternehmen unserer Zeitung sagen. Der Auftrag dürfte aber ziemlich sicher einen dreistelligen Millionenbetrag umfassen. Bisher meldete MVS einen Gesamtumsatz in der Gruppe von 165 Millionen Euro, davon 125 Millionen in Fulda.

„Wir haben uns über den Auftrag sehr gefreut, aber er setzt uns natürlich ganz schön unter Zeitdruck“, sagt Geschäftsführer Thomas Homberg (56). Homberg ist ehemaliger Fallschirmjäger-Offizier der Bundeswehr (lesen Sie auch hier: Vandalismus „schockierend“ - Ukraine-Krieg hat schwere Folgen für Soldatengräber).

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„Als der Auftrag bei uns einging, haben wir als erstes alles daran gesetzt, uns die notwendigen Materialien zu sichern und die erforderlichen neuen Maschinen zu bestellen“, berichten Standortleiter Benjamin Auth (44) und Dr. Mario Amschlinger (49), mit Thomas Homberg Geschäftsführer sowie der Finanz- und Organisationschef des Unternehmens.

Mit dem Großauftrag will MVS einen starken Wachstumskurs einschlagen. „Bisher waren wir Marktführer in Europa. Unser Ziel ist es jetzt, einer der größten Schutzwesten-Hersteller der Welt zu werden“, erklärt Homberg.

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