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Feuerwehr klärt auf: Darum lassen sich brennende E-Autos schwieriger löschen

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Von: Leon Weiser

Auch ein E-Auto brannte in einer Garage in Neuhof (Landkreis Fulda). Das Feuer griff auch auf ein Haus über. Es entstand ein Schaden von einer halben Million Euro.
Im Neuhofer Ortsteil Dorfborn hat Ende Juni ein Elektroauto in einer Garage gebrannt. © Fuldamedia

In Neuhof-Dorfborn hat jüngst ein Elektroauto gebrannt – vermutlich wegen eines technischen Defekts. Weil immer mehr Elektroautos unterwegs sind, steigt das Risiko für solche Brände. Die Feuerwehr kann aber Ängste nehmen: Ein Fall wie in Dorfborn bildet die Ausnahme.

Dorfborn - Bislang sind nur wenige Fälle von brennenden Elektroautos in Deutschland bekannt. Im Vergleich zu Verbrennerautos brennen vollelektrische Fahrzeuge sogar deutlich seltener, weil es „weniger Brandsrisiko gibt“, erklärt Dr. Rolf-Dieter Erbe von der Feuerwehr Berlin während eines Vortrags in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis).

E-Autos brennen sehr selten - müssen aber aufwendiger gelöscht werden

Wenn ein E-Fahrzeug in Flammen aufging, war dabei meist der brandtechnisch problematische Akku nicht einmal betroffen. In der Regel handelte es sich um technische Defekte. Diese Defekte erläutert Benjamin Crisolli, Pressesprecher des Hessischen Innenministeriums: Brände würden entweder durch Kurzschlüsse beim Laden an Wallboxen zu Hause oder durch Erhitzung entstehen.

„Brandversuche zeigen, dass Lithium-Ionen-Akkus über einen längeren Zeitraum von außen erhitzt oder stark mechanisch beschädigt werden müssen, um eine interne Reaktion zu starten.“

Was der Auslöser des Feuers in Dorfborn war, steht noch nicht fest. „Im Zuge der Ermittlungen haben sich keine Anhaltspunkte auf eine vorsätzliche Brandstiftung ergeben. Wahrscheinlich ist das Feuer in Folge eines technischen Defekts ausgebrochen. Die genaue Brandursache ist weiterhin unklar“, sagt Pressesprecher Dominik Möller.

Doch wie wird ein Elektroauto gelöscht, wenn es erstmal brennt? „Der Vorgang, ein Elektroauto zu löschen, dauert länger, aber die Feuerwehr kann das. Die Löschtaktik bei einem brennenden Fahrzeug ist immer gleich“, sagt Rolf-Dieter Erbe. Das bestätigt Michael Blossey, Stellvertretender Stadtbrandinspektor der nordhessischen Stadt Felsberg.

Feuerwehr klärt auf: So werden Elektrofahrzeuge gelöscht

Er war vor Ort, als dort ein Hybrid-Auto brannte: „Wir löschen solche Brände analog zum herkömmlichen Fahrzeugbrand, nur dass wir viel mehr Wasser benötigen.“ Zudem wurde der Akku abgekühlt. Da dieser erhitzt wurde, kann er sich durch chemische Reaktionen selbst erneut entzünden. Die Feuerwehr spricht von Rückzündungen.

Kein Verbot in Tiefgaragen

Aus Angst vor einem starken Brand hatten im vergangenen Jahr einige Städte ein Verbot von Elektroautos in Tiefgaragen erlassen. So hatte die Stadt Kulmbach (Oberfranken) im Februar 2021 nach dem Brand eines Autos mit Verbrennermotor Elektroautos in Tiefgaragen verboten. Das Verbot war im Mai wieder aufgehoben worden, weil sich die Stadt unter anderem Löschdecken zugelegt hat, mit denen ein mögliches Feuer besser zu löschen ist.

In den Städten Göppingen und Leonberg (beide Baden-Württemberg) war nach dem Brand eines Verbrennerautos ebenfalls ein solches Verbot in Kraft getreten. Auch eine Wohnungseigentümergemeinschaft hatte versucht, ein solches Verbot durchzuführen. Das Amtsgericht Wiesbaden entschied, dass man das nicht verbieten dürfe, und gab einer Klägerin Recht. Hintergrund war, dass ein E-Auto in Tiefgaragen schwieriger zu löschen sei.

Erbe greift ebenfalls auf die Erfahrung eines Brandes zurück: „Wir haben das Auto auf die Seite gelegt, weil wir wissen, dass die Batterie reagiert, entweder ausgast oder brennt. Damit das Auto nicht wieder in Brand gerät und wir besser rankommen, haben wir es umgelegt.“ Danach ließen sie es ausbrennen.

Im Notfall könnte man ein Auto in einem Löschbecken löschen. „Löschbehälter sind nicht zwingend notwendig und im Ausnahmefall sinnvoll“, erklärt Johannes Heller, Magistratspressesprecher der Stadt Fulda. Wegen des Akkus wäre das Wasser allerdings schadstoffbelastet und dürfe nicht in der Kanalisation entsorgt werden.

Video: Was tun, wenn es im Auto brennt? So verhalten Sie sich richtig

Eine andere Möglichkeit bieten Löschdecken- oder hüllen. Diese Methode stellte Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos) vor. Das Auto wird mit einer Decke umhüllt, um so Flammen zu ersticken. Dies könne vor allem beim Abtransport verwendet werden, erklärt der ADAC auf seiner Internetseite.

Doch es gibt auch Schwierigkeiten beim Brand eines Elektroautos. Während des Löschens kann sich der Akku immer wieder neu entflammen. „Die Fahrzeuge werden mit viel Wasser gelöscht, es besteht aber eine erhöhte Rückzündungsgefahr“, sagt der Fuldaer Kreisbrandinspektor Adrian Vogler.

Ein weiteres Problem ist der Abtransport. „Wenn ein Auto gelöscht und alles gesichert ist, müssen andere das Auto entsorgen und an einem sicheren Platz abstellen, nicht die Feuerwehr“, sagt Rolf-Dieter Erbe. In Dorfborn wurde das Abschleppunternehmen von der Feuerwehr begleitet. Diese werde laut Benjamin Crisolli gut geschult: „Alle Einsatzkräfte der hessischen Feuerwehr sind auf Anforderungen beim Bergen brennender Fahrzeuge vorbereitet.“

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