Genau im Abfluss der Wässer sah auch Dr. Winfried Wehner (Neuhof) das Problem: „Sie fangen an, unten die Dickschicht aufzuschütten und decken in 30 Jahren gerade einmal 20 Prozent des Kalibergs ab. Das Haldenwasser läuft aber wie gewohnt ab“, befürchtet er, und mehr noch: eine Aufschüttung statt einer Abdeckung. „Wir haben von Anfang an kommuniziert, dass es eine Weile mit der Abdeckung dauern wird“, erwiderte K+S-Werkleiter Roland Keidel und erntete für diese Aussage Pfiffe aus den Reihen des Publikums.
Kritik galt jedoch nicht allein Kali und Salz. Daniel Föller (Kalbach), vom Werksbetriebsrat, wandte sich kritisch an die BI-Vertreter: „Wenn die BI-Vertreter fordern, die Bänder sollen rückwärts laufen, bedeutet das, das Werk dichtzumachen. Warum fordert die BI die Beendigung der Kali-Produktion?“ „Das betrifft die Bänder, die den Abraum wieder nach unten fahren. Wir wollen auch für die Bergleute Sicherheit“, entgegnete Hubert Enders und stellte eine Gegenfrage an K+S sowie RP: „Wenn es in tieferen Schichten noch Material gibt und die Produktion nach 2035 weitergehen sollte, ist dann schon ein Folgeantrag gestellt?“
Das Bestreben sei womöglich, noch zwei Jahrzehnte in Neuhof weiter zu fördern, so Keidel, und Linnenweber ergänzte: „Das Problem ist, dass wir es mit einem fragilen Gebäude zu tun haben, in dem der eine Faktor den anderen bedingt.“ Ob eine weitere Genehmigung zur Förderung erteilt werde, hänge auch damit zusammen, ob eine Lösung für den Abraum und Haldenwässer gefunden werde.
Indirekt beantwortete sie damit auch die Frage von Georg Schönberg, die im Detail offen blieb. Der Hattenhofer hatte nämlich befürchtet, dass die Halde im Falle einer weiteren Kaliförderung ebenfalls weiter wachsen, das Problem also nicht schwinden werde. Thomas Höhl aus Rommerz zeigte sich ebenfalls fassungslos über die Masse an Produktionsabfällen und die drohende Menge an Aufschüttung mit Bauschutt und Erdaushub, die in die Dickschicht eingebracht werden könnten.
Während sich das Gros der Diskussion um die Haldenabdeckung und -wässer drehte, interessierte Steffen Kreß (Rommerz), was unter Tage passieren könnte. Angesichts des Umstands, dass das von K+S sowie Remondis gegründete Entsorgungsunternehmen REKS auch Reste etwa aus Müllverbrennungsanlagen entsorge, fürchte er, dass auch im Kalistollen ein Rest- oder gar Sondermüll-Lager entstehen könne. Keidel verneinte dies sehr deutlich. Seine Kollegin Christina Kordes aus der K+S-Umweltabteilung versicherte, die Wässer würden getrennt und eine technische Sicherung installiert.
Dass K+S seine Rückstellungen für einen Haldenabtrag aufgelöst habe, begründete sie auf die Frage von Julius Vogel (Neuhof) hin mit der Konzernstruktur: Sobald sich irgendwo mögliche Einnahmen abzeichnen, müssten Rückstellungen aufgelöst werden. Das Geld sei indes über die K+S Minerals and Agriculture anderweitig verbucht. Dort habe der Konzern seine Rücklagen jüngst um 245 Millionen Euro erhöht – auf einen Betrag, den aber weder Kordes noch Keidel gestern Abend zu nennen vermochten.
Unklar ist aus Sicht der BI auch, wo der Erdaushub überhaupt herkommen soll. „Beton etwa wird immer mehr recycelt. In Zukunft wird deshalb weniger Schutt anfallen“, gab Enders zu bedenken. Landrat Bernd Woide (CDU) indes sieht auch die Volumina an unbelastetem Material, die für eine Abdeckung ausreichen würden. Das sagte er gegenüber Thorsten Grün (Löschenrod), der wissen wollte, wo das Material herkomme. Daraufhin betonte Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz (CDU): „Es gibt sicherlich bessere Ideen, als Bauschutt 200 Meter von Wohnbebauungen entfernt abzulagern.
Drastischer hatte sich zuvor Volker Lazecky (Neuhof) ausgedrückt: „K+S überspannt den Bogen!“ Das Unternehmen zerstöre ein schönes Fleckchen Erde. Als er sich an die Konzernvertreter mit den Worten wandte, „werden Sie nicht zu Mördern“, schritt Moderator Volker Nies jedoch ein.