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In 50 Jahren viele Politikfelder beackert: Stadt Fulda ehrt Sozialdemokrat Bernhard Lindner

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Von: Andreas Ungermann

Fulda: Ehrung Bernhard Lindner - 50 Jahre Kommunalpolitik
Bernhard Lindner (Mitte) ist im Beisein seiner Ehefrau Karin (Zweite von links), seiner Familie und politischen Weggefährten von Fuldas OB Heiko Wingenfeld ausgezeichnet worden. © Andreas Ungermann

Ein halbes Jahrhundert in der Kommunalpolitik – das ist nicht alltäglich. Für sein Engagement ist der langjährige SPD-Fraktionsvorsitzende in der Fuldaer Stadtverordnetenversammlung, Bernhard Lindner, nun geehrt worden.

Fulda - Seit 53 Jahren ist Bernhard Lindner Sozialdemokrat. Fast ebenso lange ist der einstige Lehrer, der zunächst an der Grund- und Hauptschule in Bad Salzschlirf und später an der Lüdertal-Schule in Großenlüder wirkte, in der Kommunalpolitik tätig. Auch wenn der 72-Jährige beruflich mittlerweile im Ruhestand ist, politisch ist er das mitnichten. Aktuell gehört Lindner, der auch schon für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierte, als ehrenamtlicher Stadtrat dem Magistrat in Fulda an.

Fulda: 50 Jahre Kommunalpolitik - Stadt Fulda ehrt Bernhard Lindner

In der Stadtverordnetenversammlung war er Fraktionsvorsitzender der SPD sowie stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Auch in der Partei bekleidete Lindner mehrere Ämter, war Stadtverbands- und Unterbezirksvorsitzender sowie Kreisvorsitzender der Arbeiterwohlfahrt.

„Wir haben dieser Tage viel über einen Politiker geredet und gelesen, der ein halbes Jahrhundert im Bundestag ist: Wolfgang Schäuble. Sie, Herr Lindner, sind der sozialdemokratische Wolfgang Schäuble von Fulda“, sagte Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld (CDU) gestern Abend an den Träger des Bundesverdienstkreuzes gerichtet. Wingenfeld betonte, er sei beeindruckt von dem langjährigen und durchgängigen Engagement Lindners – begonnen im Niederröder Ortsbeirat, über die Stadtverordnetenversammlung bis zum Magistrat. Darin zeige sich die „urdemokratische Überzeugung ganz praktisch“ und dafür gelte es, Respekt zu zollen. „Persönlichkeiten wie Sie bilden das Fundament unserer Demokratie“, hob der OBhervor.

Wie er, würdigte auch Stadtverordnetenvorsteherin Margarete Hartmann den Sozialdemokraten, den sie ein wahres politisches Urgestein nannte. Zu Beginn ihrer Laudatio hatte Hartmann aus der Veröffentlichung des Soziologen Max Weber „Politiker als Beruf“ zitiert: „Es gibt zwei Arten, aus der Politik seinen Beruf zu machen: Entweder man lebt für die Politik – oder aber von der Politik. Du bist im Sinne Max Webers ein echter Politiker, der für die Politik lebt“, würdigte Hartmann. In seinen Funktionen habe Lindner stets das Gemeinwohl im Blick gehabt und dafür mit Eifer, Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Fairness und Respekt gestritten. Dazu, dass Lindner nach der Wahlperiode 1993 bis 1997 aus dem Magistrat zurück in die Stadtverordnetenversammlung wechselte, habe sie eine Theorie: „Ich vermute, dass du das getan hast, weil du von der Magistratsbank aus nicht mitdiskutieren konntest“, sagte Hartmann und fügte an: „In der Stadt Fulda gab es kein Feld, dass du nicht beackert hast und das nicht dein Interesse gefunden hätte.“

Peter Jennemann schloss sich den Würdigungen an. Für junge Sozialdemokraten sei das in Fuldas SPD allgegenwärtige Kürzel „BL“ erst einmal ein Rätsel – vielleicht sei Berater in Lebensfragen die richtige Übersetzung, betonte er und dankte zusammen mit Fraktionschef Jonathan Wulff. (Lesen Sie auch: Szymon Mazur will in den Landtag: SPD-Kandidat für 2023 vorgeschlagen)

Lindner selbst blickte auch auf 50 Jahre „unmittelbare Politik“ zurück, in der sich jede Entscheidung direkt auf die Bürgerinnen und Bürger auswirke. Ohne seine willensstarke Frau Karin und seine Familie hätte er die Mandate nicht ausüben können, betonte er und schloss mit dem Wunsch nach Frieden. „Dieser Wunsch zeigt uns, warum Sie sich in der Politik engagieren“, quittierte der Oberbürgermeister, bevor Lindner langen Applaus erhielt.

Lindner wurde 1950 in Berlin-Steglitz geboren und siedelte 1962 in Folge des Mauerbaus nach Fulda um, wo er die Winfriedschule besuchte. Sein Studium für Lehramt an Haupt- und Realschulen führte ihn von 1968 bis 1971 nach Darmstadt. Lindner ist verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohnes sowie Großvater zweier Enkel.

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