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Wegen falscher Entsorgung: Landkreis führt automatische Erkennungssysteme für Biomülltonnen ein

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Von: Volker Nies

Fulda: Kreis führt automatische Erkennungssysteme für Biomülltonnen ein
Manche Bürger verwechseln ihre Biotonne mit der Restmülltonne. Das will der Landkreis mit einem neuen Erkennungssystem unterbinden. © Landkreis Fulda

Eigentlich ist Biomüll ein wertvoller Rohstoff – für die Gewinnung von Kompost und Biogas. Doch immer öfter landet Abfall in der Biotonne, der eine Nutzung des Inhalts unmöglich macht. Der Landkreis lässt die Biotonnen jetzt genauer kontrollieren – mit moderner Technik.

Fulda - „In vielen Haushalten machen sich die Menschen große Mühe, Bioabfall sauber sortiert in die Biotonne zu werfen“, erklärt Claus-Dieter Blachnik, Fachdienstleiter der Abfallwirtschaft des Landkreises Fulda. „Aber einige Biotonnen sind doch extrem falsch befüllt.“ 6000 Tonnen Biomüll fallen in der Stadt Fulda im Jahr an, 16.000 Tonnen im restlichen Landkreis. Aus dem Biomüll wird pro Jahr so viel Erdgas erzeugt, dass damit 1200 Haushalte komplett versorgt werden können.

Fulda: Kreis führt automatische Erkennungssysteme für Biomülltonnen ein

Ende der 1990er Jahre wurde die Biotonne in den Gemeinden des Landkreises Fulda eingeführt. Es gibt nichts, was die Mitarbeiter der Müllabfuhrunternehmen seitdem nicht in der Biotonne finden. Bauschutt, Schuhe, Elektrogeräte, Fensterrahmen, CD-Sammlungen, Windeln, gefüllte Marmeladengläser, selbst Autofelgen fanden sich schon in den braunen Tonnen. Der Anteil der sogenannten Störstoffe ist so groß, dass die Biothan-Gesellschaft, die den Inhalt der Tonnen verwertet, vom Landkreis eine bessere Qualität des angelieferten Mülls einfordert – und das nicht erst seit gestern.

„Wir haben bereits 2018 angefangen, Biotonnen zu kontrollieren – etwa 1000 der braunen Tonnen pro Jahr“, berichtet Blachnik. „Bei jeder zehnten Tonne war der Inhalt so wenig Bio, dass wir die Eigentümer per Brief um Besserung gebeten haben“, berichtet Blachnik. „In den meisten Fällen hat tatsächlich eine solche Ermahnung per Post gereicht, um eine Besserung zu erreichen.“ (Lesen Sie auch: Regelmäßig illegale Müllentsorgung in Fuldas Wäldern - Top 5 meistgefundene Dinge)

Fulda: Kreis führt automatische Erkennungssysteme für Biomülltonnen ein
Beim Aufnehmen der Tonne wird der Inhalt am Müllfahrzeug geprüft. © Volker Nies

Jetzt will der Landkreis alle Biotonnen mit einem so genannten Detektionssystem, also einem Entdeckungssystem, kontrollieren lassen. Betroffen sind die Leerungen im Kreisgebiet. Die Biotonnen im Stadtgebiet werden wie bisher sporadisch von Umweltrangern überprüft, berichtet die Pressestelle der Stadt.

Was hinein gehört

Was in die Biotonne gehört
Küchenabfälle wie Obst-, Gemüse- und Salatreste, Kartoffel-, Eier-und Nussschalen, Brot, Gebäck, Lebensmittel- und Speisereste, Teesatz und -beutel sowie Kaffeesatz und -filter (Küchenabfälle am besten mit Zeitungspapier einwickeln); sowie Gartenabfälle wie Rasen-, Baum-, Strauchschnitt, Laub, Fallobst, Moos, Blumen, Pflanzen und Schnitt- und Topfblumen (ohne Topf und Erde).

Was NICHT in die Biotonne gehört
Verpackungen aus Kunststoff, Metall, Glas, Straßenkehricht, Sand, Steine, Erde, Katzenstreu, Staubsaugerbeutel, Bauschutt, Asche, Zigarettenkippen, Windeln, Tampons, Binden und behandelte Hölzer (lackiert, imprägniert, lasiert) und sämtlicher Restmüll.

Nicht in die Biotonnen gehören auch angeblich „kompostierbare Plastiktüten“, denn die Tüten werden viel zu langsam zersetzt.

Das Detektionssystem ist an dem Müllfahrzeug angebracht. Es prüft die eingehängte Tonne vor dem Entleeren auf Metallteile in der Tonne. Die Fahrzeuge des Unternehmens PreZero, das jetzt im Auftrag der Firma Knettenbrech + Gurdulic im Kreis unterwegs sind, sind bereits mit den Sensoren ausgestattet.

„Jetzt laufen erst einmal Tests. Dabei geht es um zwei Dinge“, berichtet der Fachbereichsleiter. „Zum einen wollen wir wissen, wie viele Tonnen betroffen sein könnten und wo Schwierigkeiten lauern könnten. Zum anderen stellen wir die Empfindlichkeit der Sensoren ein. Es gibt 42 Stufen. Leicht übertrieben ist es so: Die erste Stufe findet jede einzelne Büroklammer, die letzte erst eine Stahlfelge. Wir müssen eine praktikable Stufe finden, die für gute Ergebnisse sorgt, ohne dass an jeder zweiter Tonne das System Alarm schlägt.“

Falsche Entsorgung von Biomüll: Müllabfuhr startet Testphase

Diese internen Tests an den Müllfahrzeugen im Kreis sollen drei Monate laufen. Ab April oder Mai soll die Öffentlichkeit über die kommenden Kontrollen informiert und das Erkennungssystem scharf gestellt werden.

„Wenn der Metalldetektor anschlägt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass in einer Biotonne etwas nicht stimmt. Der Sensor entdeckt etwa Metallösen von Schuhen oder die Metalldeckel von Gläsern“, berichtet Blachnik. Wenn der Sensor Alarm gegeben hat, dann wird der Mitarbeiter am Müllfahrzeug die Tonne untersuchen. In den weniger schweren Fällen wird als Mahnung ein bunter Anhänger an die Tonne gehängt, der auf den Fehler hinweist. Aber die Tonne wird geleert.

Wenn sie ganz falsch gefüllt ist, bleibt sie ungeleert stehen. Der Eigentümer muss dann eine Panderole für 20 bis 25 Euro kaufen, damit die Biotonne bei der nächsten Restmüllabfuhr mitgenommen wird, berichtet Blachnik. Der Besitzer kann den Inhalt aber auch in die Restmülltonne umfüllen.

Video: Fleisch, Knochen, Servietten: Was darf eigentlich in den Biomüll?

Blachnik erwartet, dass die Haushalte im Kreisgebiet sehr schnell auf die Kontrollen reagieren werden. „Tests haben gezeigt, dass die meisten Haushalte maximal einmal Probleme mit ihrer Biotonne haben und sie die Tonne dann sehr viel sorgfältiger befüllen“, erklärt der Landkreis-Mitarbeiter.

Auf Vermieter komme damit eine zusätzliche Aufgabe zu. Denn wenn ein Mieter die Biotonne grob falsch befüllt, muss der Vermieter sehen, wie er die falsch befüllte Tonne überhaupt geleert bekommt –was ihn zudem noch 20 bis 25 Euro kosten wird.

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