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Neuhof auf den Beinen: Rund 600 Menschen demonstrieren gegen Pläne von K+S

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Von: Volker Nies

Der Protest gegen die K+S-Pläne für eine Abdeckung des Kalibergs mit Millionen Tonnen Bauschutt und Erde wächst: 600 Menschen demonstrierten am Dienstagabend gegen das Vorhaben. Bürgerinitiative-Sprecher Sven Hartmann forderte ein Umdenken bei Kali+Salz und in der Landesregierung.

Update vom 15. März, 7.17 Uhr: 25 Minuten nach Beginn der Demonstration versammelte sich der Zug zur Schlusskundgebung am Gemeindezentrum. Redner Sven Hartmann, einer von drei Vorsitzenden der Bürgerinitiative, stand auf der Ladefläche eines VW-Transporters und sprach zu den Teilnehmenden. Hinter ihm fuhr alle drei Minuten ein Lkw vorbei.

Kritik an K+S: Etwa 600 Menschen demonstrieren in Neuhof

Hartmann erklärte die Symbolik: „Wenn K+S seine Pläne verwirklicht, dann wird alle drei Minuten ein Sattelzug belastetes Material nach Neuhof bringen und zum Umladen am Wanderparkplatz bei Schacht II abladen. Muldenkipper fahren das Material dann auf den Berg – auch alle drei Minuten. Für alle Neuhofer sichtbar, hörbar, fühlbar. Über Jahrzehnte.“ Die Schadstoff-Stäube aus dem Abdeckmaterial würden mehr als 100 Jahre ungehindert in die Region wehen, die Sickerwässer würden die Grundwässer gefährden – über viele Jahrhunderte.

Demo Neuhof
Rund 600 Menschen demonstrieren in Neuhof gegen die Pläne von K+S. © Volker Nies

„Neuhof droht eine ökologische Katastrophe“, warnte er. K+S dürfe nicht die weltweit größte Abfalldeponie schaffen und damit vom Bergbau- zum Abfallunternehmen werden, warnte Hartmann. Er forderte K+S auf, den Kaliberg nicht weiter zu vergrößern und sofort alle Produktionsrückstände und langfristig den gesamten Berg wieder unter Tage zu bringen. Technisch sei das möglich.

Der BI-Sprecher attackierte auch das Umweltministerium. Deren Sprecherin hatte in unserer Zeitung erklärt, K+S könne Alternativen zur Dickschichtabdeckung nutzen, wenn diese die Haldenwässer genauso gut reduzieren und zudem kosteneffizienter seien. Hartmann empörte sich: „Kosteneffizienter als ein Milliardengeschäft in der Abfallwirtschaft? Wir sind sprachlos bei dem Selbstverständnis eines dem Umweltschutz verschriebenen Ministeriums.“ Er kritisierte, das sei eine „ignorante und selbstherrliche Umweltpolitik“.

Das Vorhaben, 105 Jahre lang belastete Böden und Bauschutt auf den Kaliberg zu schaffen, ist ein Wahnsinnsprojekt.

Sven Hartmann, BI-Vorsitzender

Nach Hartmann ergriff Frank Vogel das Wort, Fraktionschef der Bürgerliste Neuhof. Er sagte nur einen Satz: „Alle Fraktionsmitglieder der Bürgerliste treten der Bürgerinitiative bei.“ Die BI „Umwelt Neuhof“, vor nicht einmal zwei Monaten von 21 Menschen gegründet, hat jetzt mehr als 850 Mitglieder.

Erstmeldung vom 14. März, 18.26 Uhr: Neuhof - Die Bürgerinitiative (BI) „Umwelt Neuhof“ hatte zu der Protestkundgebung gegen die Pläne von K+S zur Dickschichtabdeckung das Kalibergs in der Gemeinde aufgerufen.

Start des Demonstrationszugs ist der Parkplatz der Schlossschule. Die Demonstranten ziehen von dort über den Zollweg und die Fuldaer Straße zum Gemeindezentrum. Hier findet die Schlusskundgebung statt. Mit der Demo will die BI auf die Einleitung eines Raumordnungsverfahrens durch das Land drängen und ihre Forderung an K+S unterstreichen, von der Dickschichtabdeckung abzurücken.

Hauptredner der Veranstaltung ist Sven Hartmann, gemeinsam mit Hubert Enders und Marco Enders Vorsitzender der Bürgerinitiative „Umwelt Neuhof“. Kurz nach Beginn zählte die Polizei rund 600 Teilnehmer. Auch viele Familien sind gekommen. 

K+S will den Kaliberg in Neuhof mit Millionen Tonnen Erdaushub und Bauschutt abdecken, um die salzhaltigen Abwässer stark zu reduzieren.

Demo Neuhof
Von der Schlossschule zum Gemeindezentrum führt der Weg der Demonstranten. © Volker Nies

Etwa zwei Wochen nach der Demo, am Freitag, 31. März, werden Vertreter von K+S und der Bürgerinitiative bei einem Forum der Fuldaer Zeitung im Gemeindezentrum zusammentreffen und auf einem Podium ihre Argumente austauschen – Argumente für und gegen eines der größten Projekte in der Geschichte des Landkreises Fulda.

Debatte um Kaliberg in Neuhof: Forum am 31. März

Zu dem Forum haben sich (Stand Montag) bislang bereits etwa 340 Interessenten angemeldet. Abonnenten der Fuldaer Zeitung erhalten zwei Eintrittskarten gratis. Sonst kostet der Eintritt fünf Euro. Wer teilnehmen möchte, muss sich im Internet anmelden - www.fz-akademie.de

Die Pläne von K+S sorgen seit Wochen für hitzige Diskussionen in Neuhof. Bei der geplanten Dickschichtabdeckung sollen fast 100 Millionen Tonnen Bauschutt und Erdaushub nach Neuhof gebracht werden – und zwar über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren.

Mit der Zukunft des Kalibergs und dem Streit um das K+S-Vorhaben beschäftigt sich auch Folge 43 des FZ-Podcasts „auFZeile“ mit dem Titel „Wie der Kaliberg zum Neuhofer Problemberg“ wurde.

Die BI gegen das Vorhaben war erst Mitte Januar von 21 Neuhofer Bürgern gegründet worden. Heute, nicht einmal zwei Monate später, hat sie mehr als 800 Mitglieder.

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