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Bundestagswahl in Fulda: Nuha Sharif-Ali kandidiert im Wahlkreis für die Linken

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Von: Hartmut Zimmermann

Nuha Sharif-Ali sitzt am Tisch
Nuha Sharif-Ali steht am Sonntag als Direktkandidatin der Linken zur Wahl. © Hartmut Zimmermann

„Für mich gibt es keine Alternative zur Linken.“ Nuha Sharif-Ali lässt keinen Zweifel daran, dass das, was sie gerade macht, jetzt „dran“ ist: Die 29-jährige Politikwissenschaftlerin kandidiert im Wahlkreis Fulda als Linke für den Bundestag. Und sprüht vor Energie.

Fulda - In Somalia geboren, kam Shari-Ali als Kind mit ihrer Mutter und zwei Geschwistern nach Deutschland und verbrachte ihre ersten Lebensjahre im Asylbewerberheim „Gehringshof“ bei Neuhof. Von dort aus zog die Familie nach Fulda – wo die junge Frau seit der vergangenen Kommunalwahl die Fraktion der Linken in der Stadtverordnetenversammlung führt. Jetzt kandidiert sie als Linke für den Bundestag.

Spricht man mit ihr über politische Themen, dann wird rasch klar, dass „Gerechtigkeit“ für sie ein Schlüsselbegriff ist. Übersetzt auf die Außen- und Verteidigungspolitik heißt das: Nein zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr und Nein zu Waffenlieferungen. Stattdessen sei das grundsätzliche Bekämpfen von Fluchtursachen angesagt, unterstreicht sie, und ihre von Migration geprägte Biografie verleiht dieser Haltung Gewicht. (Lesen Sie hier: Bundestagswahl in Fulda: Dagmar Heil ist in Hessen die Volt-Spitzenkandidatin)

Fulda: Nuha Sharif-Ali kandidiert als Linke für den Bundestag

Mehr Gerechtigkeit – das hält die Master-Studentin auch im sozialen Bereich für erforderlich und macht sich daher auch stark für Linken-Forderungen wie den „Mietendeckel“ und kostenlosen Personennahverkehr, aber auch für ein Teilhabe-Gesetz, das die Einbeziehung aller Gruppen in Entscheidungsprozesse voranbringen soll.

Serie zur Bundestagswahl

In einer Serie zur Bundestagswahl 2021 stellt die Redaktion die Direktkandidatinnen und Direktkandidaten im Wahlkreis Fulda (174) vor. Heute: Nuha Sharif-Ali. In Teil eins ist Michael Brand (CDU) porträtiert worden, in Teil zwei Birgit Kömpel (SPD), in Teil drei Jürgen Lenders (FDP), in Teil vier Gianina Zimmermann (Grüne), in Teil fünf Martin Hohmann und in Teil sechs Dagmar Heil.

Hinter diesem Verlangen steht auch eine Erfahrung, die sie auf ihrem Lebensweg gemacht hat: „I could’nt see what I can be“ – „ich konnte nicht sehen, was ich alles sein kann“ –, so beschreibt sie ihren Weg durch Grund-, Real- und Fachoberschule. „Da waren keine schwarzen und keine muslimischen Frauen unter den Lehrerinnen.“ Doch die Möglichkeit, sich an Vorbildern orientieren zu können, sei wichtig.

Mit Blick auf ihre Kandidatur für Berlin zeige sich das beispielsweise auch darin, dass ihr immer wieder Menschen mit Migrationsgeschichte sagten, dass sie allein wegen dieses Signals nun – anders als bisher – zur Wahl gehen wollten. Deutsch sein, das könne im Jahr 2021 auch heißen, schwarz, muslimisch jüdisch oder queer zu sein. Dazu wolle sie den Menschen Mut machen.

Die Bundestags-Direktkandidatin der Linken macht sich stark für den „Mietdeckel“

Eine Senkung des Wahlalters hält sie für sinnvoll, damit möglichst viele ihre Zukunft mitgestalten könnten. „Mit einem Wahlrecht ab 16 bekämen wir ein anderes Ergebnis“, ist Sharif-Ali sich sicher. Und weil es ja um Gerechtigkeit gehe, sei es eigentlich richtiger, allen hierzulande Lebenden unabhängig von der Staatsbürgerschaft das Wahlrecht zuzugestehen, denkt sie weiter.

Sharif-Ali sieht sich auch als Aktivistin: in der Fridays-for-future-Bewegung, in Initiativen gegen weibliche Genitalverstümmelung, in Hilfsvereinen, die Geflüchteten im deutschen Sozial-Dickicht helfen. Diese Erfahrung hat auch Auswirkungen an die Erwartungen an die Linke als Partei. Wer rot-rot-grüne Koalitionspläne ablehnt, der findet in Sharif-Ali eine Verbündete. Denn sie sieht den Platz der Linken auf den Oppositionsbänken. „Gehen wir Kompromisse ein, wenn es um Menschenleben geht?“, fragt sie auf die Rüstungsexporte anspielend provokativ.

Ob die SED-Vergangenheit für die Linke belastend sei? Das sei keine Frage für die junge Generation: Gerechtigkeit sei ein bundesweit aktuelles Thema. Die Partei-Vorgeschichte komme vielleicht noch in den neuen Ländern zum Tragen – „wo manche uns vielleicht gerade deswegen wählen – oder eben gerade deswegen ablehnen“.

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