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100 Jahre China-Restaurants in Deutschland - „Peking“ war das erste in Fulda

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Von: Daniela Petersen

Chinarestaurant
Seit 100 Jahren gibt es in Deutschland China-Restaurants. (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa

Vor 100 Jahren beginnt die Geschichte der China-Restaurants in Deutschland. Erst einige Jahre später – nämlich 1974 – kam der Geschmack der großen weiten Welt auch in Fulda an: Das Restaurant „Peking“ eröffnete in der Rangstraße.

Fulda - „1923 eröffnete das erste chinesische Restaurant in Berlin in der Kantstraße 130b.“ So schreibt es die Bundeszentrale für politische Bildung in einem Aufsatz über Berlin. Das Restaurant hieß „Tientsin“ - und war das erste in Deutschland, das sich auch an die deutsche Bevölkerung richtete und zum Beispiel junge Intellektuelle anzog. Bis in Fulda die Geburtsstunde des ersten China-Restaurants schlug, sollte noch rund 50 Jahre dauern.

100 Jahre China-Restaurants: „Peking“ war 1974 das erste in Fulda 

Bromm Yee-Lai war 19, als ihre Eltern 1974 das China-Restaurant „Peking“ in der Rangstraße in Fulda eröffnet haben. Es war das erste Restaurant dieser Art in der Stadt. Die Zahlen waren das erste, das die heute 68-Jährige auf Deutsch gelernt hat – und den Satz: Einen Moment, bitte.

„Als Kellnerin habe ich mir von den Gästen immer die Nummer sagen lassen. Wenn es Nachfragen gab, sagte ich ,Einen Moment, bitte‘ und holte jemanden, der die Sprache besser verstand“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ihre Eltern stammen aus Shanghai. Da China sehr kommunistisch war und ihr Vater gern seine Meinung sagte, seien die Eltern zunächst nach Hongkong geflüchtet, das damals eine britische Kolonie war. 1970 kam die damals 15-jährige Bromm Yee-Lai nach Deutschland. „Zunächst lebten wir bei meinem Onkel in Kaiserslautern. Als mein Vater in Fulda die Möglichkeit bekam, ein Restaurant zu betreiben, sind wir hierher“, erinnert sie sich.

Bromm Yee-Lai (68) führt das Restaurant „Peking“ in der Löherstraße in Fulda.
Bromm Yee-Lai (68) führt das Restaurant „Peking“ in der Löherstraße in Fulda. © Daniela Petersen

1974 eröffnete die Familie in der Rangstraße 11 – dort wo zuvor die „Rangstuben“ waren – das „Peking“. Ihre jüngere Schwester sei die erste Chinesin auf der Marienschule gewesen. Sie selbst hat gleich zu Beginn als Kellnerin mitgeholfen: Die Fuldaer seien von Anfang an sehr neugierig auf chinesisches Essen gewesen. „Wir hatten immer sehr nette Gäste, und einige, die als Kind mit ihren Eltern bei uns waren, kommen heute immer noch.“ (Lesen Sie auch: Essen wie im Orient: Fulda bekommt erstes persisches Restaurant)

Doch auch das ein oder andere Vorurteil musste die Familie ausräumen. „Manche glaubten, Chinesen essen Hunde. Natürlich gibt es einige Provinzen, wo das gemacht wird, aber üblich ist das nicht“, betont die 68-Jährige. 1985 hat sie das Restaurant von ihrem Vater übernommen. Bis 2005 befand sich das „Peking“ in der Rangstraße – bis zu einem Brand.

„Danach habe ich ein Jahr Pause gemacht und 2006 dann hier oben im Kino eröffnet“, sagt Bromm Yee-Lai. Zu dem Zeitpunkt war das „Peking“ nicht mehr das einzige China-Restaurant in Fulda. „Als das Löhertor eröffnet hat, kam 1984 die ,Orchidee‘ dazu. Inzwischen gibt es noch einige mehr.“

Mittlerweile hat Bromm Yee-Lais Sohn Sham Minh-Dan das „Peking“ übernommen. Vor der Pandemie wurde Buffet angeboten. Das hat sich nun geändert, die Gäste bestellen à la carte. „Bei einem Buffet muss man häufig viel wegwerfen, das ist schade. Und außerdem sind die Waren sehr teuer geworden“, erklärt sie.

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Auf die Frage, was am häufigsten bestellt wird, hat die 68-Jährige sofort eine Antwort: „Ente süß-sauer mit Gemüse.“ Und was sie selbst am liebsten isst? Sie lacht und sagt: „Bei mir zuhause koche ich gern auch mal deutsches Essen, einen Schweinebraten oder ein Schnitzel zum Beispiel.“

Ein häufiges Klischee über China-Restaurants: Man bestellt immer nur per Nummer („Einmal die 43, bitte!“). Bromm Yee-Lai aber haben die Zahlen in der Anfangszeit geholfen.

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