Die Uniklinik Erlangen untersucht in Studien die Spätfolgen von Corona-Erkrankungen – und welchen Einfluss Autoantikörper haben können. Christian Mardin, Leitender Oberarzt an der Universitätsaugenklinik Erlangen, erklärt, dass die Beschwerden, die Oliver B. beschreibt, mit „Long-Covid nach einer Corona-Impfung vereinbar“ sein könnten. „So etwas scheint es zu geben, wenn auch selten. Wir kennen in unserer Studie drei Patienten, die auch objektiv nachweisbare Biomarker zeigen“, sagt er.
Der Mechanismus sei ähnlich wie bei einer Corona-Erkrankung mit Langzeitfolgen: „Auto-G-Protein-Antikörper entstehen im Rahmen der körpereigenen Abwehr mit Antikörperbildung als quasi überschießende Antwort des Immunsystems. Diese Autoantikörper können an Rezeptoren wie Beta2 zum Beispiel binden und ungewollte Reaktionen in den Zellverbänden auslösen.“ Das Immunsystem richte sich quasi gegen den eigenen Körper. „Wir sehen auch viele andere Impfreaktionen, die einen Teil der Covid-19-Infektion nachahmen“, sagt Mardin. Seine Patienten würden beispielsweise Konzentrationsverlust, Kreislaufstörungen, Schmerzen oder Müdigkeit beschreiben.
Auch wenn es keine konkreten Zahlen gibt, wie viele davon betroffen sind: Gemessen an den vielen Impfungen sind es die Ausnahmen. Mardin sagt: „Ein normaler Impfling bleibt mit seiner Immunantwort im Gleichgewicht. Selten können vielleicht vorbestehende Infektkontakte oder bestimmte Konstellation des Immunsystems diese Reaktion nach Impfung triggern.“
Vielen Patienten würde es nach einer Zeit langsam wieder besser gehen. „Einige bekommen Steroide und Immunglobuline“, sagt Mardin. Bei Long-Covid-Symptomen könne auch das Herzmedikament BC007 helfen, das sich allerdings noch im Zulassungsverfahren befindet.
Bei seinen Recherchen stieß er schließlich auf eine Plattform zur Selbsthilfe im Internet, wo sich Betroffene mit ähnlichen Problemen austauschen. Dort wurde erwähnt, dass Autoantikörper die Beschwerden auslösen könnten. Oliver B. ließ sich daraufhin testen – für fast 1000 Euro, die er aus eigener Tasche gezahlt hat. „Ich war verzweifelt und wusste nicht mehr weiter. Aber der Test brachte auch die Erkenntnis, dass bei mir Autoantikörper nachgewiesen wurden.“
Ob Autoantikörper – das sind Antikörper, die sich gegen körpereigenes Gewebe richten – wirklich Auslöser der Beschwerden sind, ist wissenschaftlich nicht belegt. Aber ein Team an der Augenklinik in Erlangen forscht dazu und machte eine Entdeckung: Im Blut eines Long-Covid-Patienten, der über einen erhöhten Augeninnendruck klagte, fand man Autoantikörper. Nachdem er im Rahmen eines Heilversuches mit dem Herzmedikament BC007 behandelt wurde, das noch nicht final zugelassen ist, verschwanden die Long-Covid-Symptome.
Der Leitende Oberarzt Christian Mardin aus Erlangen geht davon aus, dass der Körper nach der Impfung in seltenen Einzelfällen Autoantikörper produziert und somit auch Long-Covid-Symptome aufgrund der Impfung auftreten können. Dass es einen Zusammenhang zwischen der Impfung und Long-Covid-ähnlichen Symptomen geben könnte, werde von vielen Ärzten nur mit großer Zurückhaltung anerkannt.
Das hat auch Oliver B. so erlebt. Er sagt: „Die Impfung hat bei Millionen Menschen funktioniert. Bei wenigen leider nicht. Die Menschen wurden von der Politik aufgefordert, sich impfen zu lassen. Jetzt erwarte ich im Gegenzug Hilfe und Anerkennung für diejenigen, denen die Impfung nicht nur Schutz, sondern auch negative Folgen in Form von Einschränkungen brachte.“