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Zweiter Booster in der Region kaum gefragt - Arzt warnt vor Impfmüdigkeit

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Von: Sarah Malkmus

Corona fegt in der Omikron-Variante noch immer durch Deutschland und auch den Landkreis Fulda. Gerade ältere Menschen sind gefährdet. Bei vielen liegt die Booster-Impfung schon eine Weile zurück, Spritzen werden derzeit trotzdem weniger gesetzt. 

Fulda - „Die Nachfrage ist eher verhalten“, sagt Palliativmediziner Thomas Sitte gegenüber unserer Zeitung. Woran das liegen könnte, meint der Arzt aus Fulda zu wissen: an einer Impfmüdigkeit. Er sagt: „Vielleicht ist es schlicht das Gefühl, dass es bisher ja gut gegangen ist.“ Dabei müsse man aber immer auch bedenken, dass die Geimpften in der Vergangenheit und auch jetzt eben durch die Impfungen geschützt gewesen seien. „Der Schutz nimmt aber leider ab – und bei Älteren geht das schneller als bei jüngeren Menschen“, warnt der Mediziner.

Corona: Zweiter Booster kaum gefragt - Arzt warnt vor Impfmüdigkeit

Zwar schützten die aktuellen Impfstoffe schlechter vor Omikron, dennoch verhinderten sie zu hoher Wahrscheinlichkeit einen schweren Verlauf, Post-Covid-Erkrankungen oder gar den Tod. Sich boostern beziehungsweise das zweite Mal boostern zu lassen, sei für Ältere daher wichtig. „Natürlich wird intensiv an verbesserten Impfstoffen gearbeitet. Aber auch Corona arbeitet gewissermaßen intensiv an neuen Varianten“, sagt Sitte.

Auch im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda verhält es sich um den vierten Piks ähnlich: „Die Impfbereitschaft stagniert derzeit, die Nachfrage nach einer vierten Impfung ist eher verhalten“, sagt Pressesprecherin Viktoria Schmitt. Sicherlich habe dies auch etwas mit der aktuellsten Einschätzung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zu tun, die im Gegensatz zur Ständigen Impfkommission (Stiko) eine vierte Impfdosis lediglich für Menschen ab 80 Jahren in Erwägung zieht.

Dabei, schließt sich Schmitt Sitte an, sei der zweite Booster vor allem für ältere Menschen, Immungeschwächte und medizinisches Personal sinnvoll. „Vor allem, weil Omikron so ansteckend ist.“ Für Jüngere bringe eine vierte Impfdosis nach den derzeitigen Erkenntnissen jedoch kaum zusätzlichen Schutz. Obwohl Viren sich natürlich veränderten und Impfstoffe daher angepasst werden müssten, würden die bisher vorhandenen Vakzine zumeist vor schweren Infektionsverläufen schützen, ergänzt sie.

Vierter Piks - für wen?

Die Stiko empfiehlt die vierte Impfung für alle Menschen ab 70 Jahren, für Bewohner in Einrichtungen der Pflege sowie für Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf oder einer Immunschwäche ab dem Alter von fünf Jahren. Diese Menschen sollten sich drei Monate nach der ersten Auffrischungsimpfung erneut impfen lassen. Auch dem Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen wird ein zweiter Booster empfohlen, allerdings sollen dabei sechs Monate zwischen der ersten und der zweiten Auffrischung liegen. 

„Aktuell ist die Nachfrage nach der vierten Impfung im Impfzentrum am Klinikum Fulda eher gering“, heißt es auch von Klinikum-Sprecherin Barbara Froese. Die Älteren seien zumeist bereits im Januar und Februar zur vierten Impfung erschienen, bei den Mitarbeitenden seien die sechs Monate nach der dritten Impfung in der Regel noch nicht abgelaufen. „Hier erwarten wir eine deutliche Zunahme der Nachfrage ab Mitte April“, sagt Froese.

Ob auf ein Serum gewartet werden sollte, das auf Omikron oder mögliche weitere Varianten angepasst ist, beantwortet Froese so: „Die aktuelle Datenlage zu diesen neuen Impfstoffen ist noch uneinheitlich. Bisher konnte keine größere Wirksamkeit gegenüber den bisherigen Impfstoffen nachgewiesen werden.“ Insofern sollte gemäß der Empfehlung nach Ablauf von drei beziehungsweise sechs Monaten mit der Impfung nicht gewartet werden.

Corona-Impfung
Die Nachfrage nach der vierten Corona-Impfung ist derzeit eher gering. © Christian Charisius/dpa

Dr. Ralph Hönscher, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO), empfindet die Nachfrage nach dem zweiten Booster in seiner Praxis derzeit als „moderat“. Vor ein paar Wochen seien die Menschen noch verhalten gewesen, jetzt ziehe es etwas an. „Je mehr die Corona-Zahlen ansteigen, je mehr wollen die Menschen sich mit einer Impfung schützen.“

Von seinen Patienten, für die die vierte Impfung empfohlen ist, hätten 95 Prozent bereits den vierten Piks erhalten. Hönscher schätzt, dass es sich dabei um etwa 600 Personen handelt. (Mit unserem Corona-Ticker zur Situation im Kreis Fulda bleiben Sie auf dem Laufenden)

Dass die vierte Impfung bald auch für jüngere Menschen empfohlen wird, glaubt Hönscher nicht – zumindest nicht mit dem aktuellen Impfstoff. „Wenn das kommt – so glaube ich –, dann erst, wenn der modifizierte Impfstoff da ist.“

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