Virologe Hendrik Streeck widerspricht Gesundheitsminister Spahn - „Booster-Impfung für alle voreilig“

Entgegen der Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Gesundheitsminister der Länder hält der Bonner Virologe Hendrik Streeck einen Impf-Booster gegen Corona für alle derzeit für unnötig.
Bonn/Fulda - „Generell sieht man, dass auch ein Jahr nach der Impfung die meisten Menschen noch eine hohe Immunität haben. Das gilt übrigens auch für Genesene“, sagte der 44-jährige Hendrik Streeck im Interview mit der Fuldaer Zeitung. Aus gutem Grund empfehle die Ständige Impfkommission (Stiko) derzeit eine „Boosterung“ nicht für jeden, sondern erst ab 70.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich bei ihrem zweitägigen Treffen in Lindau darauf verständigt, Corona-Auffrischungsimpfungen nach sechs Monaten grundsätzlich für alle zu ermöglichen. „Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme“, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn.
Corona in Deutschland: Virologe Hendrik Streeck - „Booster-Impfung für alle voreilig“
Dem widerspricht Virologe Streeck: „Ich denke, dass wir weiterhin der Stiko vertrauen und deren Empfehlung abwarten sollten“, sagte er der Fuldaer Zeitung. Im Sommer hatte Streeck im Interview bereits die Debatte über die Delta-Variante kritisiert.
Zudem schließe Boostern die Impflücke nicht, „die wir bei den Über-60-Jährigen haben“. Streeck weist in dem Interview darauf hin, dass 15 Prozent der über 60-Jährigen nach wie vor nicht geimpft sind. Dabei gehe es um mehrere Millionen Menschen. Diese „Impflücke“ zu schließen, müsse absolute Priorität haben.
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In dem Interview mit der Fuldaer Zeitung fordert der der 44-Jährige, den Druck auf Ungeimpfte nicht weiter zu erhöhen. „Einen Lockdown für Ungeimpfte halte ich, höflich gesprochen, für sehr schwierig.“ Ferner spricht er sich für neue Massentests aus – auch für Geimpfte. (Lesen Sie hier: Zur Stärkung des Immunsystems - Hendrik Streeck empfiehlt frische Hühnersuppe)
Das Interview mit Hendrik Streeck ist in in der Samstagausgabe der Fuldaer Zeitung sowie im E-Paper zu lesen.