Also wird weitergesucht, auf anderen Internetseiten. Meist muss man das Produkt selbst gar nicht anklicken, sondern liest schon auf der Übersicht: „Nicht verfügbar“ – ohne Hinweis darauf, wann das Rad in der passenden Größe wieder lieferbar ist.
Tobias Hempelmann ist Vorstandsmitglied im Verband des deutschen Zweiradhandels. Dass seit den vergangenen zwei Jahren viele Menschen ein Fahrrad kaufen, führt er vor allem auf die Pandemie zurück: „Viele sind wegen Corona vor den öffentlichen Verkehrsmitteln geflüchtet. Dann haben viele Urlaub in Deutschland gemacht – mit dem Rad. Und es handelt sich um einen Sport, den man immer machen durfte und der für die ganze Familie geeignet ist.“
Hempelmann empfiehlt Interessierten, sich bald ein Rad zu kaufen: „Billiger wird es sicher nicht. Und im Februar sind die Geschäfte noch gut bestückt“, sagt er mit Blick auf die verkleinerten Bestände und lange Lieferzeiten im Handel.
Zum Thema Anstieg der Preise erklärt Tim Salatzki, für den Zweirad-Industrie-Verband (ZIV): „E-Bikes verzeichnen die größte Nachfrage, und die bewegen sich auf einem hohen Preisniveau.“ So habe es in der Entwicklung von Fahrrädern, vor allem bei solchen mit elektrischer Tretunterstützung, in letzter Zeit einige Qualitätssprünge gegeben.
Außerdem seien die Transportkosten für die Fahrradteile gestiegen. „Die Erhöhung der Containerpreise wird auf das Produkt umgelegt – die Fahrradbranche versucht schon gegenzusteuern und produziert in Europa, um die Lieferwege zu verkürzen“, beschreibt Salatzki die Entwicklungen in der Branche.
Neben Lieferketten, die durch die Pandemie ins Stocken geraten sind, und dem schnell entstandenen Fahrradboom gibt es noch einen Grund für die Engpässe: In den meisten Rädern sind Teile, vor allem die Verschleißteile, von einem einzigen Hersteller verbaut: vom japanischen Produzenten Shimano. Felix Lindhorst spricht für den Bundesinnungsverband des Zweirad-Handwerks und sagt: „Bremsen, Schaltwerke, Ketten... Bis auf die Rahmen stellt Shimano alles her.“
Die Shimano-Fabriken befinden sich in Asien – und dort werden Fabriken häufig komplett geschlossen, sobald nur wenige Corona-Fälle auftreten. Die Lücken, die das in die Produktionsketten reißt, seien bei gleichzeitig hoher Nachfrage und Transportproblemen nur verzögert schließbar. Lindhorst sagt, dass alle Marken und ihre verschiedenen Modelle gleich stark betroffen sind. „Shimano ist der größte Hersteller, weil er von günstiger bis zu Premiumware alles abdeckt.“