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Mediana-Geschäftsführer macht deutlich: Corona stellt Altenheime im Kreis Fulda vor große Probleme

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Von: Daniela Petersen

Die Corona-Pandemie stellt Seniorenheime vor große Herausforderungen. (Symbolfoto)
Die Corona-Pandemie stellt Seniorenheime vor große Herausforderungen. (Symbolfoto) © Marijan Murat/dpa

Im Landkreis Fulda sind bisher 171 Menschen an oder mit Corona gestorben. 121 von ihnen lebten zuvor in Seniorenheimen. Das Virus stellt die Pflegeheime vor große Herausforderungen, wie Bastian Hans, Geschäftsführer von Mediana, im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert.

Fulda - „Uns hat es genauso erreicht wie andere auch. Wir betreuen 1100 Bewohner und Klienten, die ambulant und stationär versorgt werden. Wir sind der größte Anbieter in der Region. Die Wahrscheinlichkeit war groß. Da kann man alle Hygienemaßnahmen einhalten und trotzdem passiert es“, sagt Bastian Hans.

Bislang haben sich etwa 100 Bewohner mit Corona angesteckt, ein Drittel davon sei im Zuge der Erkrankung verstorben. „Etwa die Hälfte dieses Drittels wurde zuvor bereits palliativ betreut“, erklärt Hans, dem anzumerken ist, dass diese Zahl ihn traurig stimmt.

Fulda: Corona stellt Altenheime vor große Probleme - 121 Todesfälle

Unter den Toten seien auch Menschen mit Covid-19, die dem Mediana in Fulda von den Krankenhäusern zugewiesen wurden, um dort in ihrer letzten Lebensphase gepflegt zu werden. „Obwohl sie nicht unsere Bewohner waren, nicht bei uns erkrankt sind und auch nicht durch, sondern mit Corona gestorben sind, gehen diese Menschen auch in die Statistik ein.“ Einige der Gestorbenen hatten bereits ihre erste Impfung bekommen. „Den vollen Impfschutz erhält man leider erst nach der zweiten Impfung“, sagt Hans.

Bastian Hans, Mediana-Geschäftsführer.
Bastian Hans, Mediana-Geschäftsführer. © privat

Sowohl im März als auch im Dezember gab es in den Häusern des Pflegedienstleisters Corona-Ausbrüche. Mediana betreibt neben der ambulanten Pflege zwei Einrichtungen in Fulda und drei in Hünfeld. Vor allem die Seniorenresidenz in Hünfeld kämpft zur Zeit mit dem Coronavirus: Dort wurden etwas weniger als ein Drittel der Bewohner positiv getestet.

Zum Schutz der Bewohner und auch der Angehörigen fährt Mediana seit einigen Wochen eine klare Linie: Sobald positive Corona-Fälle auftauchen, wird das Haus für Besucher geschlossen. „Wir sind da lieber vorsichtig“, betont Hans. Drei der fünf Einrichtungen können deshalb seit einigen Tagen nicht von Besuchern betreten werden: die Seniorenresidenz in Hünfeld, das St. Ulrich in Hünfeld und das Wohnstift in Fulda.

„Die Seniorenresidenz wird noch eine Weile geschlossen bleiben. Wir bieten aber in jedem Haus die Möglichkeit zum Skypen an. Zum Teil können die Bewohner auch am Fenster besucht werden. Das Wohnstift und das St. Ulrich werden wir nach jetzigem Stand im Laufe der Woche aber wieder öffnen“, erklärt der 45-Jährige.

Altenheime im Kreis Fulda: Besucher müssen negativen Corona-Schnelltest vorweisen

Wer die Bewohner besuchen will, der muss einen negativen Schnelltest vorweisen – das hat das Land in der neuesten Corona-Verordnung so erlassen. Im Mediana werden alle Besucher bereits seit November getestet, wenn sie ins Haus wollen. Auch Mitarbeiter und Bewohner müssen einmal pro Woche einen Test machen. „Zusätzlich natürlich, wenn Symptome auftauchen“, sagt Hans und erklärt, dass es in den Häusern eine sogenannte Kohortenisolierung gebe: Covid-Patienten werden nur in bestimmten Bereichen und von immer denselben Pflegern versorgt.

Auch einige Mitarbeiter hätten sich mit dem Coronavirus infiziert. Das Gesundheitsamt habe regelmäßig bei den positiv Getesteten angerufen und gefragt, ob noch Symptome vorhanden seien. Wenn nicht, konnten sie unter bestimmten Voraussetzungen wieder zum Dienst kommen, um Covid-Patienten zu versorgen. „In Einzelfällen ist das so gemacht worden. Wir haben den Regelbetrieb am Laufen halten können, große Engpässe gab es nicht, aber natürlich mussten wir jonglieren, um die Dienste besetzen zu können“, sagt Hans. Die Mitarbeiter hätten dabei viel Flexibilität gezeigt und die Tests zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit gestemmt: „Davor ziehe ich den Hut. Das ging über das normale Maß hinaus.“

Trotz Corona im Dienst

Positiv getestete Mitarbeiter, die keine Symptome zeigen und in der Pflege der Covid-Patienten gebraucht werden, können in Absprache mit dem Gesundheitsamt von der „Pflicht zur Absonderung“ befreit werden. Wie der Landkreis Fulda erklärt, sind diese Ausnahmen an „sehr strenge Auflagen gebunden“. „Grundlage ist, dass die Einrichtungsleitung einen Ausnahmeantrag aufgrund mehrerer Infektionen im Pflegeheim beim Gesundheitsamt stellt und mitteilt, welche Mitarbeiter dringend benötigt werden, um die anfallende Arbeit zu bewältigen.“

An oberster Stelle einer solchen Entscheidung stehe immer der Arbeitsschutz. Hat der Mitarbeiter Symptome, dürfe er grundsätzlich nicht arbeiten. Ist er asymptomatisch positiv getestet worden, seien Ausnahmen möglich. „Er darf dann nur unter Vollschutz, mit FFP2-Maske und lediglich mit positiv getesteten Bewohnern arbeiten. Der Kontakt mit anderen Mitarbeitern ist untersagt. Die Quarantäne dürfen die entsprechenden Mitarbeiter nur für die Arbeit und den Weg zur Arbeit verlassen“, erklärt Pressesprecherin Lisa Laibach.

Die Impfbereitschaft liege bei den Mitarbeitern des Mediana bei 80 Prozent. Anfang des Jahres wurde in den Medien von einer Studie berichtet, die beim Pflegepersonal von einer Impfbereitschaft von nur 50 Prozent ausging. „Dass die Hälfte des Pflegepersonals sich nicht impfen lassen möchte, kann ich für unser Haus nicht bestätigen“, sagt Hans.

Er hofft, dass sich die Situation durch die Impfung entspannt: Die erste Impfung hätten in den Häusern bereits alle erhalten, die das wollten beziehungsweise nicht zum Zeitpunkt der Impfung erkrankt waren. Einige haben bereits die zweite Impfung bekommen. „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen damit durch sein werden.“

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