1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Hausärzte im Kreis Fulda sind sauer: „Unser Impfhonorar reicht nicht aus“ 

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Volker Nies

Ein Mann wartet im Corona-Impfzentrum auf seinen Termin
Die Hausärzte im Kreis Fulda kritisieren, dass der Staat gegenüber Impfzentren großzügiger sei. (Symbolfoto) © Michael Kappeler/dpa

Die Hausärzte in der Region sind sauer: Das Honorar, das sie für eine Impfung abrechnen können, decke nicht ihre Kosten. Zudem sei der Staat gegenüber Impfzentren viel großzügiger. 

Kreis Fulda - 20 Euro können die Ärzte für den Piks gegen das Coronavirus abrechnen – inklusive Aufklärung und Beratung. Das sehen viele Ärzte als so wenig an, dass sie die Impfung gar nicht erst anbieten.

9,43 Euro erhalten die Ärzte für eine Grippe-Impfung. Beide Impfungen zu vergleichen, das hält Ralph Hönscher, Vorstandsvorsitzender des regionalen Ärzteverbundes Gesundheitsnetz Osthessen (GNO) in Fulda, für falsch: „Grundsätzlich bedeutet das Impfen gegen Covid-19 für uns einen deutlich höheren Aufwand als die Grippe-Impfung. Zum einen liegt es daran, dass wir die Impfstoffe vorbereiten müssen und immer noch die Termine von Woche zu Woche koordinieren müssen. Auch die Beobachtungszeit nach der Impfung und die Bürokratie – erneute Aufklärung, Einverständniserklärung und Anamnese – machen es uns nicht einfach.“

„Daher sehe ich es auch so, dass die 20 Euro pro Impfung deutlich zu wenig sind. Kein Wunder, dass viele Ärzte sich nicht intensiv an der Fortführung der Impfkampagne beteiligen“, so Hönscher weiter. (Mit unserem Corona-Ticker für Fulda bleiben Sie auf dem Laufenden)

Corona in Fulda: Hausärzte sauer: „Impfhonorar reicht nicht aus“

Es werde mehr Personal und Zeit gebunden, als honoriert werde. „Den Praxen wird gern vorgeworfen, sie seien zu sehr am Geld verdienen interessiert. Wenn aber am Ende die Praxen finanziell drauflegen müssen, damit die Bevölkerung geimpft wird, läuft doch etwas verkehrt.“ Hönscher kritisiert, dass Praxen, die nicht impfen, in der Öffentlichkeit oder in den sozialen Medien angegangen werden. „Vielen Praxen fehlen derzeit medizinische Fachangestellte. Das bedeutet:mehr Arbeit für weniger Mitarbeiter.“ Trotzdem sei ihm das Impfen wichtig, und er werde weiter Impfungen anbieten, auch wenn er dabei drauflegt.

Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen verlangt, dass die Ärzte einen Nachschlag erhalten. Sprecher Karl Roth erklärt, dass die Patienten, die jetzt vor einer Impfung stehen, einen sehr hohen Beratungsaufwand haben. Eine Impfung in den Impfzentren (wie im Esperanto in Fulda) habe den Staat 130 Euro gekostet. „Die Ärzte hingegen wurden und werden mit im Vergleich zu den 130 Euro pro Spritze lausigen 20 Euro regelrecht ,abgespeist‘“, sagt Roth. (Lesen Sie auch hier: Impfzentrum in Fulda schließt: Bilanz nach neun Monaten „durchweg positiv“)

Video: Engpässe bei Grippe-Impfstoff für Ältere

Festgelegt wurde das Honorar vom Bundesgesundheitsministerium per Verordnung. Das Geld kommt aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds. Das Ministerium verteidigt die Honorarhöhe: Die Vergütung sei angemessen. Wenn Ärzte zur Impfung etwa in ein Heim kämen, bekämen sie 35 Euro für die erste und 15 Euro für jede weitere Person.

Es könne auch eine Vergütung für reine Impfberatung und eine Vergütung für das Ausstellen der Impfzertifikate abgerechnet werden. Wie angemessen die Vergütung ist, sei von einer Vielzahl an Faktoren abhängig.

Auch interessant