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„Unsolidarisch“, „Zweiklassengesellschaft“: Studierende wettern gegen Corona-Regeln an Hochschule Fulda

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Von: Ann-Katrin Hahner

Einige hitzige Diskussionen um Impfungen hat Aaron Drück bereits miterlebt. Der Student ist teil des Fachschaftsrates.
Einige hitzige Diskussionen um Impfungen hat Aaron Drück bereits miterlebt. Der Student ist teil des Fachschaftsrates. © Ann-Katrin Hahner

Studieren unter 3G-Regeln - wie geht das? Wir haben Studierende und Verantwortliche der Hochschule Fulda befragt, wie sie das neue Konzept bewerten. Dabei wird klar: Das Thema spaltet und die Meinungen gehen stark auseinander.

Fulda - Einlasskontrollen, eine Corona-Teststation und Maskenpflicht in den Gebäuden - Studierende der Hochschule Fulda müssen sich an Neuerungen gewöhnen, damit sie im kommenden Wintersemester an Veranstaltungen auf dem Campus teilnehmen dürfen.

Einen ersten Testlauf hat die Hochschule am Montagmorgen - also eine Woche vor dem regulären Vorlesungsbeginn am 18. Oktober - gestartet. Betroffen waren hauptsächlich Erstsemester und Studierende, die Vorkurse vor dem Semesterstart belegt hatten. (Lesen Sie hier: Das sind die neuen Corona-Regeln auf dem Campus in Fulda)

Eine von uns auf dem Campus durchgeführte Umfrage zeigt: Während die einen Kontrollen und Tests als notwendiges ansehen, um wieder an Präsenz-Veranstaltungen teilzunehmen, stört andere die Art und Weise, wie die Hochschule 3G umgesetzt hat.

Fulda: Studieren mit 3G - „Fast-Lane“-Armband sorgt für Zündstoff

Aaron Drück (26) studiert Soziale Arbeit und ist auch im Fachschaftsrat aktiv. Für ihn stellt die 3G-Regelung eine Anpassung an die neue Realität dar. „Die meisten Studierenden wollen unbedingt in Präsenz studieren und die Hochschule ist eine Institution, die sich dem unterwerfen muss, was politisch vorgegeben wird. Ich sehe also auch wenig Spielraum für die Hochschule, ein Präsenz-Studium anders zu ermöglichen“, sagt der 26-Jährige. In seiner Arbeit für den Fachschaftsrat habe er „sehr aggressive Diskussionen“ von Studierenden rund um das Thema Impfungen mitbekommen.

Zwar sei eine Impfung immer eine freie Entscheidung, ideologische Auseinandersetzungen wegen der Impfung hält er jedoch für wenig zielführend. „Manche Leute machen es sich selbst und anderen mit ihrer radikalen Einstellung sehr schwer. Und ich finde es zum Teil unsolidarisch, wenn ich meine Meinung über das Funktionieren einer ganzen Hochschule stelle und damit blockiere, dass für andere das Präsenz-Studium funktioniert.“

Die Corona-Teststationen am Zugang zur Hochschule in der Moltkestraße stehen. Da das Semester erst in der kommenden Woche beginnt, ließen sich am Montag nur wenige Studierende Testen.
Die Corona-Teststationen am Zugang zur Hochschule in der Moltkestraße stehen. Da das Semester erst in der kommenden Woche beginnt, ließen sich am Montag nur wenige Studierende Testen. © Ann-Katrin Hahner

Etwas anders sieht es wiederum Sara Schreiber. Sie ist 19 Jahre und hat ihr Studium der Ökotrophologie gerade erst begonnen. Zwar freue sie sich darauf, dass sie ihr Studium im Gegensatz zu den Erstis der letzten anderthalb Jahre in Präsenz beginnen kann, die Kontrollen auf dem Campus sieht sie jedoch zwiegespalten. „Ich finde es nicht so cool. Man hat das Recht auf Bildung und man bezahlt Semestergebühren und wenn man nicht geimpft oder genesen ist, sind diese ständigen Kontrollen doof. Aber anders ist es derzeit wohl nicht möglich. Ich finde es aber gut, dass die Hochschule die Kosten für die Tests übernimmt.“

Zweiklassengesellschaft durch Armband - Student übt Kritik

Die sind seit Montag in Hessen nämlich nicht mehr kostenlos und können in Apotheken im Schnitt 13 Euro kosten. Sie werde sich eines der „Fast-Lane“-Bändchen, welche die Hochschule an Geimpfte und Genesene ausgibt, um schneller durch die Kontrollen zu kommen, abholen. (Lesen Sie hier: Corona-Pandemie in Fulda - Alle Entwicklungen im Live-Ticker)

Sara Schreiber (links) und Johanna Gibbe beginnen zum Wintersemester ihr Ökotrophologie-Studium und sehen die Corona-Regeln auf dem Campus zwiegespalten.
Sara Schreiber (links) und Johanna Gibbe beginnen zum Wintersemester ihr Ökotrophologie-Studium und sehen die Corona-Regeln auf dem Campus zwiegespalten. © Ann-Katrin Hahner

Gerade die grüne Bändchen sind einigen Studierenden jedoch ein Dorn im Auge, wie bei unserer Befragung auffiel. Man fühle sich an „dunklere Zeiten in Deutschland“ erinnert, bemerkte ein Student. „Ich beispielsweise bin geimpft, werde mir das Bändchen aber nicht holen“, sagt Student Robin Böhnig (23), der zusammen mit seiner kleinen Tochter Maya am Montag auf dem Campusgelände unterwegs war. Das Armband symbolisiere für ihn eine Art Zweiklassen-Gesellschaft. „Es spaltet uns“, befindet der 23-Jährige.

Nicht zufrieden mit dem „Fast-Lane“-Armband. Student Robin Böhnig ist mit seiner Tochter auf dem Campusgelände unterwegs.
Nicht zufrieden mit dem „Fast-Lane“-Armband. Student Robin Böhnig ist mit seiner Tochter auf dem Campusgelände unterwegs. © Ann-Katrin Hahner

Video: Umfrage: Corona stresst Studenten und Auszubildende stark

Franziska Kittel (24), Studentin aus Gießen, und zu Besuch auf dem Fuldaer Campus widerspricht ihm allerdings. „Die Zweiklassengesellschaft ist doch sowieso schon da. Ob du dir jetzt das Armbändchen anlegst oder nicht.“ Kittel begrüßt die Regelungen der Hochschule Fulda. „Bei uns in Gießen finden die meisten Veranstaltungen immer noch als Online-Seminar statt. Verglichen mit uns haben es die Fuldaer Studis also echt gut.“

Franziska Knittel ist Studentin aus Gießen und stattet Joshua Molter auf dem Fuldaer Campus einen Besuch ab.
Franziska Knittel (links) ist Studentin aus Gießen und stattet Joshua Molter auf dem Fuldaer Campus einen Besuch ab. © Ann-Katrin Hahner

Fragt man die Hochschule selbst, dann sind laut Pressesprecherin Antje Mohr alle neuen Maßnahmen am Montag gut angelaufen. Sowohl die Teststation als auch das grüne „Fast-Lane“-Armbändchen, mit dem Geimpfte und Genesene schneller durch die Kontrolle am Campus kommen, seien nachgefragt worden. „Im Moment hält sich allerdings die Zahl der Studierenden auf dem Campus sehr in Grenzen. Aber das war uns bei den Planungen bewusst“, verweist Mohr darauf, dass der eigentliche Semesterstart erst in der nächsten Woche bevorsteht. Dann steht auch fest, wie viele Erstis ihr Studium an der Hochschule beginnen.

„Wir wollten gezielt mit kleineren Zahlen starten. Insofern können wir natürlich noch keine belastbaren Aussagen machen. Möglicherweise werden nächste Woche, wenn der Andrang zunimmt, auch Anpassungen erforderlich werden“, urteilt die Sprecherin.

Eine erste Änderung hat die Hochschule bereits vorgenommen: Tests werden in den drei Malteser-Zelten nur noch zu bestimmten Öffnungszeiten (Montag bis Samstag von 7 bis 10 Uhr und Montag bis Freitag 15 bis 17 Uhr) angeboten. Während die Schilder am Montagmorgen noch fehlten, waren sie am Nachmittag gut sichtbar an den Zelten angebracht.

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