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Impfpflicht an Kliniken: Kommt jetzt eine Kündigungswelle? Das sagen die Verantwortlichen

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Von: Volker Nies

Menschen, die in Kliniken und in der Pflege arbeiten, müssen ab Mitte März gegen Corona geimpft sein. Das hat der Bundestag in der vergangenen Woche beschlossen. Die Leitungen der osthessischen Krankenhäuser begrüßen die neue Pflicht.

Fulda - „Wir hoffen, dass sich viele Mitarbeitende von sich aus für eine Impfung entscheiden, halten aber eine verpflichtende Impfung als ultima ratio für gerechtfertigt. Für den Schutz vor Masern bestehen seit einiger Zeit ähnliche Vorgaben, die von allen akzeptiert werden“, erklärt Barbara Froese, Sprecherin des Klinikums Fulda. „Die Impfung schützt die Geimpften und – das ist in Krankenhäusern wichtig– verringert das Risiko einer Übertragung auf andere.“ Bereits jetzt seien 90 Prozent der Mitarbeiter geimpft.

Dass viele Pflegekräfte kündigen, wenn die Impfpflicht kommt, glaubt Froese nicht: „In Frankreich, Italien, Griechenland und Russland haben nach der Einführung der Impfpflicht nur wenige gekündigt. In Italien stieg die Impfquote der Beschäftigten rasch auf 98 Prozent an. Die Zahl der Infektionen in Altenheimen ging stark zurück“, sagt Froese. Sie erwartet, dass sich bis März viele ungeimpfte Mitarbeiter für eine Impfung entscheiden. (Lesen Sie hier: Corona-Lage bereitet Krankenhäusern Sorge: Personal ist erschöpft - und wütend)

Corona in Fulda: Führt Impfpflicht zu Kündigungswelle? Das sagen Kliniken

Mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter sind im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda geimpft, berichtet Geschäftsführer Michael Sammet. Er befürwortet die Impfpflicht: „Die Impfung ist der effektivste Schutz vor einem schweren Krankheitsverlauf und der einzige Weg aus der Pandemie heraus. Die aktuelle Situation hält die Gesellschaft auf Dauer nicht aus“, sagt Sammet. „Somit ist die Impfpflicht für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen nachvollziehbar.“

Klinikdaten in der Pandemie
Bundestag und Bundesrat haben eine begrenzte Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal beschlossen. Das sagen Kliniken in der Region zur neuen Regelung. © Ole Spata/dpa

Es werde wohl einzelne Mitarbeiter in unterschiedlichen Berufsgruppen geben, die angesichts einer Impfpflicht kündigen. „Besorgt sind wir deswegen aber nicht. Wir vertrauen darauf, dass die Menschen, die sich bewusst für einen Beruf entschieden haben, bei dem sie anderen besonders gefährdeten Personen helfen, sich gewissenhaft verhalten und Verantwortung übernehmen“, sagt Sammet.

In der Helios St. Elisabeth Klinik Hünfeld sind 85 Prozent der Beschäftigten geimpft. „Unsere Position bei Helios ist klar: Impfen ist der einzige Weg raus aus der Pandemie. Deshalb begrüßen wir alle Maßnahmen, die das Infektionsgeschehen weiter eindämmen“, sagt Sprecherin Gudrun Käsmann. Sie geht davon aus, dass die Zahl der Pflegekräfte auch mit Impfpflicht stabil bleiben wird.

Kliniken in Fulda und Hünfeld befürworten Impfpflicht

Die Hessische Krankenhausgesellschaft hält die Impfpflicht für Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen für notwendig. „Die Impfpflicht wird den Krankenhäusern helfen, die noch vorhandene Impflücke zu schließen“, sagt geschäftsführender Direktor Prof. Dr. Steffen Gramminger.

Die neuen Regeln

Der Bundestag will, dass alle Mitarbeiter von Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen, Rettungsdiensten und Geburtshäusern ab 15. März 2022 nachweisen müssen, dass sie vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind. Akzeptiert wird auch ein Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest, falls jemand nicht geimpft werden kann. Die Maßnahme gilt für alle Mitarbeiter, also etwa auch die Beschäftigten einer Reinigungsfirma, die in einer Klinik putzen, oder Fahrdienste.

Wer nicht geimpft ist, darf dann die Einrichtungen nicht mehr betreten, was im Extremfall Jobverlust bedeutet. Diese neue Pflicht läuft Ende 2022 aus.

Nun müsse der nächste Schritt in Richtung allgemeine Impfpflicht folgen: „Schließlich ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Folgen der Pandemie gering zu halten und nicht nur für Menschen im Gesundheitsbereichen. Wenn dies so umgesetzt wird, dann wird es kaum Kündigungen wegen der Impfpflicht geben.“

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