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„Irgendetwas fällt uns immer ein“: Wie Kirmesgesellschaften im Kreis Fulda der Pandemie trotzen

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Liebevoll geschmückt: Die Kirchweihüte für den Ploatzpartner.
Liebevoll geschmückt: Die Kirchweihüte für den Ploatzpartner. © Kirmesverein Mackenzell

Die Kirmesgesellschaften im Landkreis Fulda stellen sich auch in diesem Jahr auf eine abgespeckte Version des traditionellen Kirchweihfestes ein. Der Grund: Corona. Die Tradition soll aber aufrechterhalten werden.

Kreis Fulda - Der Brauch des Kirchweihfestes, der traditionelle Dreireihtanz der Ploatzpaare und ein Zwiebelsploatz zur Stärkung gehören zur Tradition und in den Jahresverlauf sämtlicher Gemeinden im Kreis Fulda. Bereits im vergangenen Jahr fiel dieser Brauch Corona zum Opfer und das traditionelle Kirmes-Wochenende konnte nicht stattfinden. Auch wenn die Inzidenz sinkt, sieht es schlecht aus für eine „normale“ Kirmes 2021.

Die Mitglieder in Hettenhausen seien zwar „heiß“ auf ein Kirchweihfest, aber dieses sei in diesem Jahr noch unrealistisch, berichtet Christian Frohnapfel, stellvertretender Vorsitzender der Kirmesgesellschaft Hettenhausen. „Aber irgendetwas fällt uns immer ein“, blickt Frohnapfel der kommenden Kirmessaison trotz allem optimistisch entgegen.

Corona in Fulda: So trotzen Kirmesgesellschaften im Kreis der Pandemie

Im Vorjahr haben die zwanzig Ploatzpaare Hettenhausens mit Maske und Abstand Corona zum Trotz einen Baum aufgestellt, und auch der Gottesdienst sei im Freien und mit der nötigen Distanz möglich gewesen. „Da rückte das traditionelle des Festes wieder mehr in den Fokus“, berichtet Frohnapfel weiter.

Und auch digital fiel dem Verein eine Alternative ein, so wurde eine Whatsapp-Challenge gestartet, in der Videos hochgeladen wurden, die den traditionellen Zwiebelsploatz auf seinem Weg in den Ofen dokumentierten oder das Ploatzpaar im hauseigenen Wohnzimmer und mit Maske geschmückt das Tanzbein schwingend zeigte.

Sollte es dieses Jahr wieder keine Kirmes im herkömmlichen Sinne geben, wird kurzfristig ein neuer kreativer Plan B entwickelt, der sich deutlich vom vorjährigen unterscheiden soll: „Wiederholungen sind schließlich langweilig“, schmunzelt Frohnapfel bezüglich einer Alternative für dieses Jahr. Noch ist die Kirmesgesellschaft guter Dinge, die Corona-Zeit finanziell zu schaffen – „wenn es dieses Jahr aber gar keine Veranstaltungen geben sollte, wird es auch für uns kritisch“, merkt Frohnapfel.

Finanzielle Probleme für Kirmesgesellschaften? „Es wird auch für uns kritisch“

Ein ähnlich kreatives Programm lieferte im vergangenen Jahr auch der Kirmesverein Mackenzell, der nicht nur einen online Spieleabend für die 21 Ploatzpaare veranstaltete, sondern in Zusammenarbeit mit dem ortsansässigen Bläserchor Tonica einen Tourenbus durch das Dorf schickte, um vorangemeldeten Mitgliedern ein Ständchen zu spielen und einen kurzen Tanz aufzuführen, bevor es zum nächsten Haus ging. „Das ist auch unser Notfallplan für dieses Jahr, sollte es wieder keine Veranstaltung in kleinem Rahmen geben können“, berichtet Tabea Hartung, Schriftführerin des Vorstandes und aktives Mitglied.

Mit Maske und Abstand – so verlief der Kirchweih-Gottesdienst des Kirmesvereins Mackenzell im Jahr 2020.
Mit Maske und Abstand – so verlief der Kirchweih-Gottesdienst des Kirmesvereins Mackenzell im Jahr 2020. © Kirmesverein Mackenzell

Besonders bitter wäre eine gänzliche Absage in diesem Jahr, weil das 70-jährige Vereinsbestehen ansteht – „aber dann feiern wir halt im nächsten Jahr das plus eins-Jubiläum“, fügt Hartung hinzu. Sollte das Fest doch stattfinden dürfen, hätten die aktiven Mitglieder bereits einen DJ und eine Partyband für den Kirmessamstag im November in der Hinterhand, berichtet die 24-Jährige weiter. (Lesen Sie auch hier: Vereine aus dem Kreis Fulda in Pandemie-Zeiten: Nachhaltige Veränderung durch die Corona-Krise?)

Kirchweihfest in Leimbach fällt wegen Corona ins Wasser

Erneut ins Wasser fällt auch in diesem Jahr das Kirchweihfest in Leimbach, das bereits Ende Juli hätte stattfinden sollen: „Für eine Planung wäre das viel zu knapp geworden“, erläutert Elias Hohmann, Vorsitzender der Kirmesgesellschaft Leimbach, im Gespräch. Die Enttäuschung sei 2020 zwar noch größer gewesen als in diesem Jahr, aber es sei trotzdem traurig zu sehen, wie sehr das Gemeinschaftsgefühl im Verein und im Ort zunehmend unter der Corona-Pandemie leide: „Gerade der Kontakt zu Mitgliedern, die nicht zum engen Freundeskreis gehören, bricht langsam ab“, bedauert der 21-Jährige.

Das sagt der Landrat

Ein Interview mit Fuldas Landrat Bernd Woide (CDU), der die Kirmes gerne als Bürgersprechstunde bezeichnet, lesen Sie in der Printausgabe vom 25. Juni und im E-Paper von Fuldaer Zeitung und Hünfelder Zeitung.

Das Tanzen werden die Herren der circa 16 Ploatzpaare aber nicht verlernen, zumindest nicht mehr als in den Jahren davor, ist sich Hohmann sicher: „Die Mädels haben da immer ihren Spaß mit uns Jungs, wenns ums Tanzen geht“, freut sich Hohmann ebenso wie über die Beständigkeit der 30 bis 35 aktiven Mitglieder.

Zumindest an der Idee, den Dreireihtanz Anfang November unter dem Baum vollziehen zu können, hält auch Peter Gemming, Vorsitzender des Blasorchesters Rommerz, welches die alljährliche Kirmes veranstaltet, fest. (Von Jana Albrecht)

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