Vor dem Corona-Lockdown in Fulda: Bei den Händlern in der Innenstadt herrscht Existenz-Angst

Volle Innenstädte vor dem Shutdown am Mittwoch. Auch in der Fuldaer Innenstadt herrscht angesichts des anstehenden Lockdowns reger Geschäftsbetrieb. Gleichwohl sorgen sich viele Händler um die Existenz ihrer Geschäfte.
Fulda - „Alles muss raus“, lautet die Parole ehe ab Mittwoch die Tore bis mindestens 10. Januar geschlossen sind. Und ob in manchen Läden das Licht dann überhaupt wieder angeht, ist mehr als fraglich. Um den Ansturm vor dem Lockdown gerecht zu werden, haben viele Läden ihre Öffnungszeiten verlängert. Um noch so lange wie möglich Weihnachtsgeschenke verkaufen zu können.
„Der zweite Lockdown trifft uns härter“, verdeutlicht Arthur Jahn von Ellason Fashion in Fulda. Der Einzelhandel sei am Limit und viele staatliche Maßnahmen, die medial verbreitet würden, könnten gar nicht von allen Händlern in Anspruch genommen werden. Der Inhaber hat daher Angst, dass die schöne Altstadt Fuldas 2021 nicht mehr die sein wird, die die Menschen kennen. „Wenn keine Hilfen kommen, sieht es hier wie in Oberhausen oder Essen aus, in denen viele Filialisten Platz gefunden haben.“ Dies gelte es zu verhindern, da in eine solche Altstadt inhabergeführte Geschäfte besser passten. „Viele Läden wie auch wir leben von Produkten, die nicht jeder verkauft.“
Corona-Lockdown in Fulda: Händler sorgen sich um Existenz ihrer Geschäfte
Trotz des erneuten Lockdowns möchte Jahn nicht alles schlechtreden. „Wenn ich Corona etwas Positives abgewinnen kann, dann dass wir uns im Bereich des Onlinehandels optimiert haben.“ Der Laden habe es allein den Onlineumsätzen zu verdanken, dass er sich halten könne. Auch sei eine große Solidarität der Kunden zu verspüren, die während des ersten Lockdowns Produkte online erworben hätten. Daher Jahns Appell. „Einige Einzelhändler aus Fulda wie Curious sind auch online unterwegs, bei denen anstelle der Online-Riesen bestellt werden kann.“
Rund 30 Prozent des Sortiments beziehen sich auf Weihnachtsdeko, erklärt Inhaberin Helen Schäfer von GlücksWerk. „Das trifft uns natürlich hart, da viele Menschen Dekoratives verschenken.“ Bereits am Samstag hatte der Laden bis 18 Uhr geöffnet statt bis 14 Uhr. Auch für gestern und heute wurden die Öffnungszeiten erweitert. „Für uns ist das natürlich besonders bitter, da wir erst im Frühjahr eröffnet haben und auf viel Umsatz im Weihnachtsgeschäft gehofft haben“, ärgert sich Schäfer. Dramatisch sei die Lage allerdings nicht, da die nicht verkaufte Winter-Dekoration eingelagert werden könne. Lediglich verderbliche Ware wie Schokolade müsse schnell an den Mann gebracht werden. Bei der hohen Nachfrage am gestrigen Tag nicht unwahrscheinlich. Nicht nur der Einzelhandel ist vom Lockdown betroffen. Den Gastronomen steht das Wasser bis zum Hals.
Matthias Staubach (Schnitt Lounge): Kunden zeigen Verständnis
Für die nächsten Wochen waren die meisten Friseure bereits ausgebucht, jetzt müssen sie komplett ihre Läden schließen. „99 Prozent der Kunden zeigen dafür Verständnis“, erklärt Matthias Staubach, Inhaber der Schnitt Lounge in Fulda. Bereits am Sonntag hat sich Staubach ans Telefon gesetzt und zahlreiche Kunden abtelefoniert. Fast alle zeigten aufgrund der Situation Verständnis und vereinbarten bereits einen neuen Termin für 2021.
Nur eine Handvoll der Kunden hatte Glück und darf nochmal in den Salon kommen. „Wir sind am Limit und arbeiten von morgens bis abends“, erklärt er. Dank des Systems konnte der Inhaber bei der Terminvergabe Prioritäten setzen. „Wir haben geschaut, wer am längsten nicht mehr da war und einen Haarschnitt nötiger als andere hat.“ Für die Angestellten der Schnitt Lounge ist der heutige Tag der letzte, ehe es erneut in Kurzarbeit geht. „Für sie war es deswegen klar, so lange zu arbeiten, wie es möglich ist“, ergänzt Staubach. Gerne hätte das Team auch länger geöffnet, doch aufgrund der Ausgangssperre ist spätestens um 20.30 Uhr Schluss. Für einige Kunden sei die Schließung nicht nachvollziehbar, berichtet der Inhaber. Schließlich seien der Abstand zu anderen Kunden und die Hygienevorschriften gegeben.
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Torsten Rützel (Köhler Mode): Lockdown trifft Textilbranche hart
„Der Lockdown trifft die gesamte Textilbranche hart“, betont Torsten Rützel, Geschäftsführer von Köhler Mode in Fulda. Die Lager seien mit der Winterkollektion gefüllt und können nicht verkauft werden. Ein ähnliches Problem hatten die Läden bereits im Frühjahr. Die Ware wegzuwerfen, kommt für den Geschäftsführer allerdings nicht infrage. „Wir versuchen sie im kommenden Jahr mittels Sonderpreisen zu verkaufen.“ Mit Verlusten sei aufgrund der Schließung, bei der niemand weiß, ob die Geschäfte nach dem 10. Januar wieder öffnen dürfen, definitiv zu rechnen. Daher fordert auch Rützel Hilfe aus der Politik. Am Montag sei eine erhöhte Nachfrage zu spüren gewesen, mit dem Weihnachtsgeschäft aus dem vergangenen Jahr sei die Lage aber nicht vergleichbar.