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Corona-Schnelltests vor Unterrichtsbeginn - So ist der Ablauf in einer Fuldaer Schule

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Von: Sarah Malkmus

Die zehnjährigen Ella Kökten findet, dass es manchmal in der Nase kitzelt, wenn der Abstrich genommen wird.
Die zehnjährigen Ella Kökten findet, dass es manchmal in der Nase kitzelt, wenn der Abstrich genommen wird. © Sarah Malkmus

Montagmorgen in der Cuno-Raabe-Schule in Fulda: Der Tag beginnt mit einem Coronatest. Und schon wenig später können alle Schülerinnen und Schüler der 4a aufatmen: Denn bei keinem hat der Test heute positiv ausgeschlagen. 

Fulda - Gunilla Reger, Klassenlehrerin der 4a der Cuno-Raabe-Schule in Fulda, beeilt sich heute. Denn es ist kurz vor acht, gleich gongt es zur ersten Stunde. Und bevor die Kinder kommen, sollen die Corona-Testkits, die das Land Hessen stellt, schon auf den Tischen liegen. Fast alles ist bereit, die ersten Schüler trudeln im Klassenraum ein.

Schulleiter Alexander Liebig verteilt indes noch Wäscheklammern. Es ist ein buntes Bild, das sich bietet: Manche tragen blaue, manche pinke und manche gemusterte Masken. Nachdem sich alle „Guten Morgen“ gewünscht haben, wird es still. Nur das Rascheln der Plastikverpackung des Testkits ist zu hören. (Lesen Sie auch: Der Corona-News-Ticker für Fulda hält Sie über alle Entwicklungen auf dem Laufenden)

Haben alle ausgepackt, müssen sie das Stäbchen hochhalten. Erst dann kann es losgehen: „Wir bohren alle gleichzeitig in der Nase“, sagt Reger. Erst im einen Nasenloch, dann im anderen. Es ist wichtig, dass alle im gleichen Tempo sind – wegen der Auswertung, die bei allen natürlich gleichzeitig beginnen soll.

Fulda: Reportage - So laufen Corona-Schnelltests in einer Schule ab

Danach kommt das Stäbchen in das Plastikröhrchen, das praktischerweise in die Wäscheklammer geklemmt wird. Nach einer Minute sagt Reger: „So, jetzt drückt noch einmal“, dann wird der kleine Deckel auf das Röhrchen geschraubt und die Tropfen werden in den Tester gegeben.

Der Hauptteil ist geschafft. „Ihr könnt schon mal euren Müll zusammenräumen“, sagt Reger. An jedem Testtag ist einer der Schüler dafür zuständig, die Wäscheklammern einzusammeln, ein anderer Schüler geht mit einer Plastiktüte durch den Klassenraum und sammelt den Müll ein.

Bei einer Schülerin darf jedoch noch nicht eingesammelt werden. Denn ihr Teststreifen beginnt nicht, sich einzufärben. Ihr Test ist ungültig. Für sie geht es jetzt von vorne los. Dass ein Test ungültig ist, kommt laut Liebig immer wieder mal vor. „Entweder ein Kind lässt etwas fallen, die Flüssigkeit läuft aus oder der Test reagiert nicht.“

Vor Unterrichtsbeginn - Blick auf den Teststreifen

Derweil geht Reger mit einem Karton durch die Klasse und sammelt die Teststreifen ein. Behutsam legen die Schüler die Streifen nebeneinander in den Karton, in dem eine Tabelle mit den Namen liegt. Jede Testkassette kommt genau auf die Tabellenzelle mit dem betreffenden Namen.

„Es sieht alles sehr gut aus“, sagt Reger. Doch noch sind es zehn Minuten. Immer wieder wirft die Lehrerin einen prüfenden Blick in den Karton.

In einer Wäscheklammer kann das Stäbchen festgehalten werden, während die Flüssigkeit in das Feld des Teststreifens getropft wird.
In einer Wäscheklammer kann das Stäbchen festgehalten werden, während die Flüssigkeit in das Feld des Teststreifens getropft wird. © Sarah Malkmus

Während alle auf das Ergebnis warten, geht es mit dem Unterricht los. Es scheint, als hätten die Schüler den Test längst vergessen. Heute auf dem Programm: Lernwörterdiktat. „Wer kann mir einen Satz mit ,während‘ nennen?“, fragt die Lehrerin ihre 23 Schüler.

Positiver Corona-Test: So gehen Lehrer und Schüler vor

Niemand ist rastlos, niemand ist aufgeregt – wenngleich natürlich alle wissen, dass es sein kann, dass ein oder mehrere Schüler sich infiziert haben. Liebig schätzt, dass etwa ein Drittel der Schüler schon infiziert war. Insgesamt besuchen 300 Kinder die Schule. In der 4a gibt es heute aber keinen positiven Fall. In die nagelneuen Testshefte, die heute ausgeteilt werden, trägt Reger die Ergebnisse später ein.

Wenn eines der Kinder positiv auf Corona getestet wird, muss es unverzüglich von den anderen abgesondert werden. Meist wartet das entsprechende Kind im Werkraum im Keller, bis es abgeholt wird. Möglichst umgehend wird ein PCR-Test veranlasst. Am siebten Tag kann das Kind freigetestet werden. Die anderen Kinder der Klasse müssen sich in den folgenden 14 Tagen nicht nur dreimal in der Woche, sondern jeden Tag in der Schule testen.

Das Testen an sich ist mittlerweile eine Routine. Der achtjährige Dzenan Music, der in die zweite Klasse geht, sagt etwa: „Es hält uns gesund.“ Das ist für ihn das wichtigste, denn der Achtjährige weiß, was es bedeutet, an Corona erkrankt zu sein. Vor den Weihnachtsferien hatte er sich mit dem Virus infiziert. (Lesen Sie hier: Eine Woche nach den Ferien - Schulleiter ziehen erste Corona-Bilanz)

Gemischte Gefühle - Das denken Schülerinnen und Schüler über Corona-Maßnahmen

Auch für die siebenjährige Erstklässlerin Angelina Shrayner ist das Testen mittlerweile normal, sagt sie. Schulleiter Liebig bestätigt, dass das Testen auch in den ersten Klassen mittlerweile zur Routine geworden ist, wenngleich dadurch natürlich Lernzeit fehlt. Viertklässlerin Ella Kökten hat ihre ganz eigene Meinung: „Es kitzelt manchmal in der Nase“, findet sie. Es ist eben eine Gewöhnungssache. Das findet auch Dzenan.

Gelernt haben die Kinder das Testen schnell. Ella berichtet, sie konnte es schon nach einem Tag. Dzenan sagt, er hat drei Tage gebraucht, um es richtig zu beherrschen. „Ich dachte erst, ich muss das Stäbchen richtig tief in die Nase stecken, dann wollte ich den Test nicht noch einmal machen“, sagt der zehnjährige Eythan Choungmo, der die vierte Klasse besucht. Erst als seine Lehrerin ihm erklärt hat, dass das gar nicht notwendig ist, verschwand seine Angst. Auch er ist nun ein Profi im Testen.

Aber nicht nur das Testen gehört zum Alltag der Kinder, auch die Maske im Unterricht ist ein ständiger Begleiter. Wirklich beliebt ist sie aber nicht. Angelina etwa mag die Maske nicht so sehr: „Es stört mich, dass ich die Gesichter der anderen nicht sehen kann.“ Auch Eythan hat so seine Probleme: In der Schulpause bewegt er sich draußen viel, wenn er dann die Maske wieder aufsetzt, kriegt er schlecht Luft. Dzenan wirft ein:„ Aber die Maske schützt uns vor Corona.“

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Auch die anderen Corona-Regeln sind den Kindern bewusst: Lüften, Händewaschen, Abstand halten. Besonders das Lüften setzt Eythan zu. Der Grund: Er sitzt in seiner Klasse am Fenster. „Wenn wir lüften, friere ich oft im Unterricht“, sagt er. Das geht auch Angelina so, aber „ich habe eine Jacke dabei“, sagt sie. Beim Händewaschen setzt der neunjährige Felix Oswald auf doppelte Sicherheit: „Desinfektionsmittel töten nur die Viren ab, besser ist es, wenn man sich noch die Hände wäscht und sie wegspült.“

„Ich bin zufrieden damit, wie die Kinder das machen und wie auch die meisten Eltern mitziehen“, betont Schuldirektor Liebig abschließend.

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