Bei einer Schülerin darf jedoch noch nicht eingesammelt werden. Denn ihr Teststreifen beginnt nicht, sich einzufärben. Ihr Test ist ungültig. Für sie geht es jetzt von vorne los. Dass ein Test ungültig ist, kommt laut Liebig immer wieder mal vor. „Entweder ein Kind lässt etwas fallen, die Flüssigkeit läuft aus oder der Test reagiert nicht.“
Derweil geht Reger mit einem Karton durch die Klasse und sammelt die Teststreifen ein. Behutsam legen die Schüler die Streifen nebeneinander in den Karton, in dem eine Tabelle mit den Namen liegt. Jede Testkassette kommt genau auf die Tabellenzelle mit dem betreffenden Namen.
„Es sieht alles sehr gut aus“, sagt Reger. Doch noch sind es zehn Minuten. Immer wieder wirft die Lehrerin einen prüfenden Blick in den Karton.
Während alle auf das Ergebnis warten, geht es mit dem Unterricht los. Es scheint, als hätten die Schüler den Test längst vergessen. Heute auf dem Programm: Lernwörterdiktat. „Wer kann mir einen Satz mit ,während‘ nennen?“, fragt die Lehrerin ihre 23 Schüler.
Niemand ist rastlos, niemand ist aufgeregt – wenngleich natürlich alle wissen, dass es sein kann, dass ein oder mehrere Schüler sich infiziert haben. Liebig schätzt, dass etwa ein Drittel der Schüler schon infiziert war. Insgesamt besuchen 300 Kinder die Schule. In der 4a gibt es heute aber keinen positiven Fall. In die nagelneuen Testshefte, die heute ausgeteilt werden, trägt Reger die Ergebnisse später ein.
Wenn eines der Kinder positiv auf Corona getestet wird, muss es unverzüglich von den anderen abgesondert werden. Meist wartet das entsprechende Kind im Werkraum im Keller, bis es abgeholt wird. Möglichst umgehend wird ein PCR-Test veranlasst. Am siebten Tag kann das Kind freigetestet werden. Die anderen Kinder der Klasse müssen sich in den folgenden 14 Tagen nicht nur dreimal in der Woche, sondern jeden Tag in der Schule testen.
Das Testen an sich ist mittlerweile eine Routine. Der achtjährige Dzenan Music, der in die zweite Klasse geht, sagt etwa: „Es hält uns gesund.“ Das ist für ihn das wichtigste, denn der Achtjährige weiß, was es bedeutet, an Corona erkrankt zu sein. Vor den Weihnachtsferien hatte er sich mit dem Virus infiziert. (Lesen Sie hier: Eine Woche nach den Ferien - Schulleiter ziehen erste Corona-Bilanz)
Auch für die siebenjährige Erstklässlerin Angelina Shrayner ist das Testen mittlerweile normal, sagt sie. Schulleiter Liebig bestätigt, dass das Testen auch in den ersten Klassen mittlerweile zur Routine geworden ist, wenngleich dadurch natürlich Lernzeit fehlt. Viertklässlerin Ella Kökten hat ihre ganz eigene Meinung: „Es kitzelt manchmal in der Nase“, findet sie. Es ist eben eine Gewöhnungssache. Das findet auch Dzenan.
Gelernt haben die Kinder das Testen schnell. Ella berichtet, sie konnte es schon nach einem Tag. Dzenan sagt, er hat drei Tage gebraucht, um es richtig zu beherrschen. „Ich dachte erst, ich muss das Stäbchen richtig tief in die Nase stecken, dann wollte ich den Test nicht noch einmal machen“, sagt der zehnjährige Eythan Choungmo, der die vierte Klasse besucht. Erst als seine Lehrerin ihm erklärt hat, dass das gar nicht notwendig ist, verschwand seine Angst. Auch er ist nun ein Profi im Testen.
Aber nicht nur das Testen gehört zum Alltag der Kinder, auch die Maske im Unterricht ist ein ständiger Begleiter. Wirklich beliebt ist sie aber nicht. Angelina etwa mag die Maske nicht so sehr: „Es stört mich, dass ich die Gesichter der anderen nicht sehen kann.“ Auch Eythan hat so seine Probleme: In der Schulpause bewegt er sich draußen viel, wenn er dann die Maske wieder aufsetzt, kriegt er schlecht Luft. Dzenan wirft ein:„ Aber die Maske schützt uns vor Corona.“
Auch die anderen Corona-Regeln sind den Kindern bewusst: Lüften, Händewaschen, Abstand halten. Besonders das Lüften setzt Eythan zu. Der Grund: Er sitzt in seiner Klasse am Fenster. „Wenn wir lüften, friere ich oft im Unterricht“, sagt er. Das geht auch Angelina so, aber „ich habe eine Jacke dabei“, sagt sie. Beim Händewaschen setzt der neunjährige Felix Oswald auf doppelte Sicherheit: „Desinfektionsmittel töten nur die Viren ab, besser ist es, wenn man sich noch die Hände wäscht und sie wegspült.“
„Ich bin zufrieden damit, wie die Kinder das machen und wie auch die meisten Eltern mitziehen“, betont Schuldirektor Liebig abschließend.