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Stau und Türsteher vor Corona-Testzentren - „Wir werden überrannt“

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Die Polizei regelte am Samstag- und Sonntagabend den Verkehr an der Ochsenwiese.
Die Polizei regelte am Wochenende in den Abendstunden den Verkehr an der Ochsenwiese. © Mediennetzwerk Hessen

Stundenlange Wartezeit, Stau und Türsteher, die für Ruhe sorgen: Die Nachfrage nach Corona-Tests explodiert in den hiesigen Zentren.

Region - „Die Nachfrage hat spürbar angezogen, insbesondere seitdem die 3G-Regelung am Arbeitsplatz gilt“, sagt Michael Sapper, Inhaber der St. Bonifatius-Apotheke in Fulda. Jeder der 120 Termine für Corona-Tests, die er und sein Team pro Tag anbieten, seien tagein, tagaus ausgebucht. Keines bis eins der Ergebnisse falle dabei positiv aus.

Zu welcher Zeit der Andrang am größten ist, kann Sapper nicht explizit sagen. Aktuell nehme er eine kontinuierlich hohe Nachfrage wahr. Da seine Apotheke jedoch erst um 9 Uhr öffnet und das für viele Arbeitnehmer, so mutmaßt der Apotheker, zu spät sei, kämen die meisten Menschen am Nachmittag – und machten den Schnelltest für den nächsten Arbeitstag.

Corona in Fulda: Stau und Türsteher vor Testzentren - „Wir werden überrannt“

Aktuell tue man alles, um die Kapazitäten auszuweiten. Und wie steht es um die Testbestände? „Noch haben wir genug Tests, aber manchmal müssen wir schon die Luft anhalten“, sagt Sapper. (Bleiben Sie mit dem Corona-News-Ticker für Fulda auf dem Laufenden.)

Christoph Schwab, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Fulda, findet deutliche Worte. „Wir werden überrannt“, berichtet er. Die Lage habe sich mit der Pandemie-Entwicklung in den vergangenen Tagen und Wochen, der Einführung von 3G am Arbeitsplatz sowie dem Wegfall der Kosten für den Schnelltest, verändert. Aktuell plane man daher, die Kapazitäten weiter auszubauen.

Beim Drive-In-Testcenter an der Ochsenwiese in Fulda habe man bereits jüngst die einspurige Fahrbahn um eine zweite Spur erweitert. Doch auch das scheint nicht auszureichen, sagt Schwab. „Wir überlegen, ob wir noch einen weiteren Container aufstellen.“

Am Sonntagabend war der Ansturm so groß, dass sich sogar ein Rückstau bildete. Die Polizei musste zeitweise den Verkehr an der Ochsenwiese regeln.

Weitere Testzentren?

„Dass der Bund wieder kostenlose Bürgertests zur Verfügung gestellt und gleichzeitig die 3G-Regel am Arbeitsplatz eingeführt hat, wird dazu führen, dass die Zahl der Angebote an Teststellen wieder steigen wird“, sagt Lisa Laibach, Sprecherin vom Landkreis Fulda. Das sei prinzipiell gut und trage zur Sicherheit aller bei.

„Um der aktuell steigenden Nachfrage nach Bürgertests gerecht zu werden, befinden wir uns derzeit zudem mit Hilfsorganisationen, Apotheken und weiteren ehemaligen Anbietern in Abstimmung über eine Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit oder eine mögliche Ausweitung ihrer Test-Angebote“, fügt Laibach hinzu.

Jedoch sei es nach wie vor noch verantwortungsvoller, sich impfen zu lassen, wenn keine medizinischen Gründe dagegensprechen.

„Explodiert“ ist auch die Test-Nachfrage bei Justus Schollmeier, Inhaber der Altstadt-Apotheke in Fulda. Der Grund: Noch bis Weihnachten bieten er und sein Team Tests zu später Stunde – freitags und samstags von 19 bis 0 Uhr – an. Die Idee dafür stamme von Jochen Köhler, Inhaber der Gaststätten Altstadt und des Krokodils in Fulda. „Wir stehen alle vor dem selben Problem“, erklärt Köhler und fügt hinzu: „Wir müssen unsere Läden wirtschaftlich weiterführen.“

Mit Teststationen, die noch zu späterer Stunde geöffnet haben, erhofft sich Köhler einen regen aber sicheren Zulauf in seine Kneipen und in die seiner Kollegen. Weil er Schollmeier privat kennt, habe er ihn um Hilfe gebeten.

„Man schafft es nur zusammen“, sagt Schollmeier, der am Freitagabend zwischen 19 und 0 Uhr mit seiner Mutter und einer Mitarbeiterin insgesamt 140 Schnelltests durchgeführt hat. Ein Türsteher habe den extremen Andrang vor Ort geregelt. Es sei ihm ein Anliegen, seine „Nachbarschaft“ im Bermuda-Dreieck zu pflegen und Clubs, Bars und die Gastronomie zu unterstützen. Außerdem wolle er auch zeigen, dass die Apotheke vor Ort einen Mehrwert hat.

Der Ansturm auf die Corona-Testzentren in Fulda zieht an.
Betreiber und Apotheker berichten von einem Ansturm auf die Corona-Testzentren in Fulda. © Jonas Wenzel

Marie-Christine Nelles und Jutta Rau betreiben das Drive-In-Testzentrum Medi-In am Globus in Petersberg. Nelles berichtet: „Die Nachfrage nach Tests ist enorm und kaum noch abzudecken. Wir arbeiten in drei Schichten und haben pro Schicht fünf Mitarbeiter“, sagt sie. Man habe auch hier um eine zweite Spur erweitern müssen.

Das Medi-In-Testzentrum in der Frankfurter Straße in Fulda – ebenso als Drive-In geregelt – wird wieder öffnen, und zwar am Mittwoch, 1. Dezember. Die Verantwortlichen Marie-Christine Nelles und Jutta Rau werden ebenso wie Schollmeier die Spät-Tests anbieten und freitags und samstags Abstriche bis 0 Uhr nehmen. Sie wollen die Gastronomie unterstützen und verhindern, dass Betriebe geschlossen werden müssen.

Corona-Testzentrum in der Frankfurter Straße öffnet wieder

Dem zu erwartenden Verkehrschaos – die Frankfurter Straße ist derzeit stadtauswärts nur einspurig befahrbar – wollen sie mithilfe einer Kontrollperson entgegenwirken. Sollte der Parkplatz, auf dem die Personen auf ihr Ergebnis warten, belegt sein, werden die Autos weitergeschickt, sodass sie den Verkehr nicht aufhalten. Sie können dann in ein anderes Testzentrum oder eine „Warteschleife“ fahren.

Auch die Stadt Fulda erwartet ein hohes Verkehrsaufkommen am Testzentrum in der Frankfurter Straße. „Wir befinden uns bereits in Gesprächen mit dem Betreiber des Testzentrums, um Verkehrsbehinderungen auf der Frankfurter Straße zu vermeiden“, heißt es von Monika Kowoll-Ferger, Pressesprecherin der Stadt Fulda.

Das Team vom Testzentrum Schlitz appelliert an alle Bürger und Bürgerinnen, die Angebote zum Testen und Impfen dringend anzunehmen.
Das Testzentrum in Schlitz versucht, der gestiegenen Nachfrage nach Corona-Tests Herr zu werden. © privat

In Schlitz reißt die Nachfrage nach Corona-Tests ebenfalls nicht ab: Im DRK-Testzentrum im Bürgerhaus sind bis zum vergangenen Sonntag, 28. November, mehr als 8600 Personen (inklusive Kinder) getestet worden. Allein am Sonntag selbst haben sich mehr als 200 Menschen testen lassen.

Bei der Eröffnung des Testzentrums hätte keiner im DRK-Testteam eine derartige Explosion der Corona-Zahlen erwartet, berichtet DRK-Helferin Sigi Stock. War die Zahl der Testwilligen seit der Eröffnung am 3. April eher moderat, seien die Zahlen vor etwa zwei Wochen stark angestiegen, erklären die Mitglieder des DRK-Testteams.

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Viele Gesichter seien dem Team bereits bestens bekannt. Sie kämen regelmäßig aus dem gesamten Vogelsberg - selbst aus dem Nachbarkreis Fulda würden einige nach Schlitz fahren.

Das Testzentrum setze alles daran, der gebuchten Termine Herr zu werden und sie fließend abzuarbeiten. Die Testzeiten seien teilweise erweitert worden, Wartezeiten gebe es kaum. Bislang ist geplant, das Testzentrum bis zum Beginn des Jahres 2022 offen zu halten. Was danach passiert, steht noch nicht fest. (mal, lwe, tim, sigi, lea)

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