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Arbeitsmarkt in Fulda erholt sich - doch es bleiben Risiken

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Von: Sarah Malkmus

Im Jahr 2021 ist die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Fulda trotz der Corona-Pandemie gesunken, teilte die Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda mit.
Im Jahr 2021 ist die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Fulda trotz der Corona-Pandemie gesunken, teilte die Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda mit. © Sebastian Kahnert/dpa

Der Landkreis Fulda kommt bis jetzt gut durch die Corona-Krise. Die Arbeitslosenquote im zweiten Corona-Jahr 2021 ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Waldemar Dombrowski, Chef der Arbeitsagentur Bad Hersfeld-Fulda, ist zufrieden. 

Kreis Fulda - Seit einigen Jahren meldet der Landkreis Fulda in Hessen regelmäßig die niedrigste Arbeitslosenquote. Auch im Corona-Jahr 2021 konnte er mit 3,1 Prozent diesen Platz behaupten. 2021 lag die Quote im hessischen Landesdurchschnitt bei 5,2 Prozent.

„Die Fuldaer Zahlen können sich sehen lassen“, sagt Waldemar Dombrowski. Zurückzuführen sei dies auf eine „gute Frühjahrsbelebung“ trotz der anhaltenden pandemischen Situation. „Durch Lockerungen gab es eine gute Entwicklung, die Wirtschaft und Handel zuließ.“

Im Vergleich zu 2020, als die Quote bei 3,4 Prozent lag, gibt es einen leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen um acht Prozent. Insgesamt sei 2021 besser als 2020 geworden, obwohl „wir ernüchternd feststellen mussten, dass es mit mehr Vorschriften und Einschränkungen zu Ende ging als erhofft“, sagt Dombrowski. Den Wert des Vor-Corona-Jahres 2019 habe man jedoch noch nicht erreicht: In diesem lag die Arbeitslosenquote bei 2,7 Prozent. (Lesen Sie hier: Pandemie verschärft Situation: Suche nach Azubis für Fuldas Unternehmen so schwer wie nie)

Corona in Fulda: So hoch war die Zahl Arbeitslose im Krisen-Jahr 2021

„Bremsspuren auf dem Arbeitsmarkt“ sieht Dombrowski etwa, wenn er auf den Bestand der Menschen schaut, die Leistungen nach dem SBG III – also Arbeitslosengeld 1 – beziehen. Lag die Zahl der Arbeitslosen 2019 noch bei gut 1500 Personen, so liegt er für das Jahr 2020 bei rund 2270 und für das Jahr 2021 bei rund 1940 Menschen.

Somit handelt es sich um ein Plus von fast 28 Prozent von 2019 auf 2021. „Das hat damit zu tun, dass Corona trotz Kurzarbeitergeld zu mehr Entlassungen geführt hat“, erläutert der Agentur-Chef. Der Rückgang der Werte vom Jahr 2020 auf das Jahr 2021 sei eine „gute Entwicklung, aber wir sind noch nicht am Ausgangspunkt“.

Dabei hat sich die Arbeitslosigkeit in verschiedenen Personengruppen unterschiedlich entwickelt: „Es fällt auf, dass es bei Jüngeren eine gute und erfreuliche Entwicklung gibt.“ Das sei „sensationell“. In der Gruppe „U 25“ gab es im Jahr 2021 402 Arbeitslose und dementsprechend exakt so viele wie im Vor-Corona-Jahr 2019. „Und auf die Jüngeren wird es in den kommenden Jahren ankommen.“

Bei der Gruppe „Ü 50“ hingegen gab es 2021 knapp 1300 Arbeitslose. Der Zuwachs gegenüber 2019 beträgt etwas mehr 26 Prozent. „Hier scheint es ein Muster zu geben: Die Älteren scheinen es schwerer zu haben, wieder in den Arbeitsmarkt reinzukommen“, sagt Dombrowski. Unter ihnen gibt es außerdem besonders viele Langzeitarbeitslose. „Der Wert ist fast 60 Prozent höher als im Vor-Corona-Jahr 2019 und 40 Prozent höher als im vergangenen Jahr.“ (Lesen Sie hier: Arbeitsmarkt im Kreis Fulda profitiert vom milden Winter - Hoher Personalbedarf)

Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes im Februar 2021 am höchsten

Erfreulich ist laut Dombrowski, dass zwischen Dezember 2020 und Dezember 2021 54 Menschen zwischen 25 und 55 Jahren beruflich umgeschult haben, dabei etwa gleich viele Frauen wie Männer. Vor der Corona-Pandemie seien es rund 60 Personen gewesen. „Mit diesen Ergebnissen sind wir zufrieden“, sagt der Vorsitzende und fügt hinzu: „Es ist bemerkenswert, dass Menschen auch jenseits der 45 noch einmal einen Neuanfang starten.“

Ein Thema, das Dombrowski ebenso ansprach, war das Kurzarbeitergeld. Im Jahr 2021 sei der Februar der Monat gewesen, in dem die Inanspruchnahme am höchsten gewesen sei – 1690 Betriebe mit rund 15.700 Mitarbeitern. Insgesamt lag der höchste Wert während der Pandemie im April 2020 mit knapp 2400 Betrieben für gut 26.300 Mitarbeiter.

Video: Urlaubskürzung bei Kurzarbeit rechtens

Risiken sieht Dombrowski insbesondere im ungewissen Pandemieverlauf – sowohl regional und national als auch global sowie beim Thema Personalengpässe und Fachkräftemangel. „Trotz der Pandemie haben wir Bereiche, die weiterhin suchen“, sagt er. „Der Fachkräftemangel wird bleiben und nach Corona wieder stärker in den Vordergrund treten, zumal die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden acht bis neun Jahren in den Ruhestand gehen.“

Zudem sei es eine spannende Frage, welche Geschäftsmodelle nach der Überwindung der Pandemie und dem Auslaufen der staatlichen Hilfen dauerhaft tragfähig seien. Chancen wiederum würden sich durch Nachholbedarfe im Bereich Konsum und Dienstleistungen sowie „robuste Branchen“ wie Logistik, Versandhandel, Kalibergbau, Gesundheit und Pflege ergeben. Seine Prognose für die Zukunft: „Ich gehe davon aus, dass wir die Arbeitslosenquote trotz aller Risiken auf einem niedrigen Niveau behalten werden.“

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