Gastronomen im Kreis Fulda ringen um Personal: „Es geht auf die Knochen eines jeden Einzelnen“

Gastronomie und Hotellerie leben nicht nur von ihren Gästen, sondern auch von ihrer Belegschaft. Aktuell mangelt es an Mitarbeitern, wie eine Umfrage in Fulda zeigt - Hauptgrund sind Unsicherheiten in der Corona-Pandemie.
Fulda - Zimmer-, Putz- und Servicekräfte sowie Küchenhilfen fehlen im Landgasthof und Hotel Imhof in Neuhof-Rommerz (Kreis Fulda) gerade an jeder Ecke. „Von vier Zimmerfrauen habe ich aktuell eine. Deshalb muss eine Beiköchin mithelfen. Die fehlt dann wiederum in der Küche“, berichtet Eigentümer Jürgen Imhof. Er beschäftigt aktuell 30 Mitarbeiter. Arbeit hätte er jedoch für 10 weitere.
,,Noch kriegen wir es hin“, urteilt der 59-Jährige. Er habe seit der Corona-Pandemie mit einer Lohnerhöhung versucht, Kündigungen und berufliche Umorientierungen seiner Angestellten zu vermeiden. Im ersten Halbjahr des Jahres seien ihm aber Mitarbeiter wegen längerer Krankheiten abgesprungen. Dazu kommt, dass die Industrie mit attraktiveren Arbeitsbedingungen Mitarbeiter abwerbe. (Lesen Sie hier: Corona sorgt für Personalmangel in der Gastronomie - Das sagen Restaurantbetreiber)
Corona: Gastronomen ringen um ihr Personal - Beiköchin muss Zimmer machen
Die Suche nach qualifiziertem Personal gestaltet sich auch für Michael Kaufmann, Inhaber und Küchenchef des Kaufmann’s Restaurants am Schlosspark in Gersfeld, sehr schwierig. Seit der Wiedereröffnung des Familienbetriebs nach dem Corona-Lockdown fehlen ihm sowohl zwei Servicekräfte als auch zwei Köche. Der 32-Jährige steht momentan alleine mit einem Auszubildenden im ersten Lehrjahr in der Küche.
Fähige Mitarbeiter in die Branche zurückzugewinnen, sei enorm schwierig. „Werbeanzeigen verpuffen“, so Michael Kaufmann. „Das Limit ist lange erreicht“, erklärt sein Vater Thomas Heinevetter-Kaufmann. „Mein Sohn hängt sich enorm rein, aber irgendwann wird das nicht mehr gehen. Die Qualität halten wir auf jeden Fall, aber es geht auf die Knochen eines jeden Einzelnen.“ (Lesen Sie auch: Diese Gastronomen in Fulda fahren die 2G-Strategie)
Verzweiflung im Hotel Gersfelder Hof: „Gastro-Branche wurde Sicherheit genommen“
„Der gastronomischen Branche wurde die Sicherheit genommen“, findet Caroline Lenz, Direktorin des Hotels Gersfelder Hof. Aktuell beschäftigt sie einen Auszubildenden. Früher seien es gleichzeitig bis zu vier gewesen. Trotz häufiger Anwerbeversuche blieben helfende Hände für Rezeption, Küche und Hotelreinigung in der Sommer-Saison aus.
Zahlen
74 Stellen waren im Gastgewerbe im Kreis Fulda im April 2021 unbesetzt. Im August waren es fast doppelt so viele - nämlich 140 Stellen.
10.977 freie Stellen haben Gastwirte deutschlandweit im April gemeldet. 20.686 Stellen waren im August frei – auch diese Zahl hat sich im Vergleich zum April verdoppelt.
Lenz spielt aktuell mit dem Gedanken, die Mittagsschicht zu reduzieren, um das Personal auf andere Tageszeiten aufteilen zu können. „Aber wir erhalten durchgängig positive Resonanzen unserer Besucher und wollen unsere Leistung beibehalten. Der Bedarf an Bewirtung ist da, aber die Leute dafür fehlen.“
Dieter Kehl und Sohn Benjamin Kehl des Familienbetriebs „Landhaus Kehl“ in Tann-Lahrbach seien aktuell nicht vom Personalmangel betroffen. ,,Bei uns fehlt momentan zum Glück keiner, aber wir könnten jetzt auch niemanden von unserem Personal abgeben“, so die beiden Inhaber.
Video: Service-Gau & Schließungen - Enormer Personalmangel im Gastgewerbe
Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in Hessen Steffen Ackermann bestätigt die aktuelle Anspannung der Personallage im Gaststätten- und Hotelgewerbe. „Viele Betriebe werben momentan aktiv um Mitarbeiter“, sagt er. Auch die Zahlen der Auszubildenden seien in Gastronomie sowie Hotellerie merklich zurückgegangen.
Info
Was die Bürgermeister einiger Gemeinden im Kreis Fulda zur Personalsituation im Gastgewerbe sagen, lesen Sie in der Donnerstagausgabe (30. September) der gedruckten Fuldaer Zeitung sowie im E-Paper.
Als Inhaber des Hotels Wenzel in Fulda blicke er aus Sicht eines Hoteliers optimistisch in die Zukunft. „Ich denke, dass sich die Lage um den Personalmangel mit dem Ende der Corona-Pandemie wieder entspannt“, ist er überzeugt.