Corona-Regeln in Hessen wegen steigender Zahlen verschärft - Schnelltest reicht nicht mehr aus

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) haben über mehrere zusätzliche neue Corona-Maßnahmen informiert. Diese seien aufgrund der steigenden Fallzahlen beschlossen worden.
Wiesbaden - Bei der Pressekonferenz in der Staatskanzlei informierte Hessen-Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) über das beschlossene Konzept. Dieses soll vom kommenden Donnerstag (11. November) bis zum 28. November gelten, wobei Bouffier einschränkte, dass die bisherige Rechtsverordnung, die Grundlage für alle Corona-Maßnahmen ist, am 24. November ausläuft.
„Die Pandemie dauert an“, begann Bouffier seine Ausführungen. „Eine Pandemie der Ungeimpften.“ Diese Personengruppe stelle aktuell einen hohen Prozentsatz der Intensivpatienten in den Krankenhäusern. Der CDU-Ministerpräsident betonte, dass das Impfen zwar eine persönliche Entscheidung sei, aber die Entscheidung sich auch auf andere auswirke.
Steigende Corona-Zahlen in Hessen: Land verschärft die Test-Regeln
„Wer sich nicht impfen lässt, sorgt dafür, dass die Freiheit von Millionen anderer Menschen beschränkt wird“, sagte Volker Bouffier. Um das Corona-Infektionsgeschehen so weit wie möglich herunterzuschrauben, habe Hessen vier neue wesentliche Maßnahmen beschlossen. Dabei ging es vor allem um die Verschärfung von Test-Regeln.
Erste neue Maßnahme: Ab dem 11. November müssen sich in Hessen Arbeitnehmer, die Kundenkontakt haben, zweimal in der Woche verpflichtend auf Corona testen lassen. Zuvor galt, dass die Arbeitgeber ihren Beschäftigten zwei Tests in der Woche nur anbieten mussten. „Es geht darum, Infektionen frühzeitig zu erkennen“, sagte Bouffier. Betroffen sind etwa das Personal in Supermärkten, im Öffentlichen Personennahverkehr sowie beim Friseur.
Zweite neue Maßnahme: Sie betrifft den 3G-Bereich. Um künftig an Innenveranstaltungen (Messen, Kulturbetrieb, Freizeiteinrichtungen, Sportstätten, Kulturstätten, Gaststätten, Spielbanken, Spielhallen, Prostitutionsstätten) teilnehmen zu können, sind für Ungeimpfte und Nicht-Genesene nun PCR-Tests vorgeschrieben. Zuvor waren Antigentests - also Schnelltests - ausreichend. „PCR-Tests sind genauer. Wir wollen das Schutzniveau erhöhen“, sagte der Ministerpräsident.
Dritte neue Maßnahme: Bei Großveranstaltungen ab 5000 Personen wird der zulässige Anteil an Nicht-Genesenen und Ungeimpften auf zehn Prozent reduziert (Lesen Sie auch hier: Neue Corona-Maßnahmen in Hessen - Nachbarn Thüringen und Bayern aktuell stark betroffen).
Vierte neue Maßnahme: Sie betrifft Schüler. Weiterhin müssen sich die Schüler dreimal in der Woche testen lassen. Dieser Turnus wird entgegen früher Pläne nicht heruntergeschraubt. Die Politik habe sich verständigt, dass diese Regelung bis zum 31. Januar gelten wird, sagte Bouffier.
„Die Maskenpflicht im Unterricht wird hingegen nicht angeordnet“, ergänzte der Ministerpräsident. Dazu erklärte Bouffier, dass man vor allem Grundschüler „nicht ohne Not mit der Maske traktieren“ wollen. Zudem gebe es in Hessen das dichteste Schutzkonzept für Schulen in Deutschland. So müssten alle Schüler zwei Wochen Masken im Unterricht tragen und sich jeden Tag testen lassen, sobald es einen positiven Fall in ihrer Klasse gegeben hat.
Zur Forderung die kostenlosen Corona-Bürgertests wieder einzuführen, sagte der Ministerpräsident, dass dies bundeseinheitlich beschlossen werden müsste. Gleiches gelte für eine mögliche Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen („Ich bin da pro.“). Laut Bouffier waren durch den kostenlosen Bürgertest Kosten von 1 Milliarde Euro pro Monat entstanden - umgerechnet auf Hessen etwa 75 bis 80 Millionen Euro pro Monat.
Erst vor wenigen Tagen hatte die Landesregierung in Hessen bereits die Corona-Testpflicht in den hessischen Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern verschärft. Außerdem war die Coronavirus-Schutzverordnung im Land bis Ende November verlängert worden.
Video: Corona regional - Das Update für Hessen
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Montagfrüh wurden in Hessen binnen eines Tages 583 neue Corona-Fälle registriert. Demnach liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 149,0 (Vortag: 145,0). Am 1. November hatte die Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen bei 124,2 gelegen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen erreichte am Montag (8. November) insgesamt in Deutschland den höchsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie. Das Robert Koch-Institut gab die Zahl der bestätigten Fälle pro 100.000 Einwohner und Woche am Montagmorgen mit 201,1 an. Der bisherige Rekordwert wurde auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle am 22. Dezember 2020 mit 197,6 erreicht.
Am höchsten von allen Bundesländern war die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag (8. November) unterdessen nach wie vor in Sachsen mit einem Wert von 491,3. Aber auch das hessische Nachbarland Thüringen ist aktuell mit einer Inzidenz von 427,5 stark betroffen. Ein weiteres Nachbarland von Hessen, Bayern, hat die aktuell dritthöchste Sieben-Tage-Inzidenz: 316,2.