Leerer Campus
Corona an der Hochschule Fulda - So läuft das Studieren in der Krise
- vonMarius Scherfschließen
Der Campus der Hochschule Fulda ist in diesem Wintersemester verwaist. Die Studierenden lernen und treffen sich im World Wide Web. Doch das Zwischenmenschliche fehlt.
Fulda - Nina Glock ist vorbereitet: graue Jogginghose, grauer Pullover, Chips und reichlich Tee. Drei Stunden Onlinevorlesung „Personalwesen“ – da muss es bequem sein. Ihr Hörsaal sind die eigenen vier Wände, die die 21-Jährige erst in diesem Jahr mit ihrem Freund bezogen hat. Die Wohnung ist nur einen Steinwurf vom Elternhaus im Kalbacher Ortsteil Heubach entfernt. Die Hochschule in Fulda, an der sie im dritten Semester Internationale Betriebswirtschaftslehre (IBWL) studiert, ist von hier Lichtjahre weit weg.
Corona hat den Lehrbetrieb gehörig auf den Kopf gestellt. Das Studium findet jetzt online statt, bereits im Sommer war für die 9600 Studierenden nahezu alles ins Digitale abgewandert. Die Hochschule betreibt eine eigene E-Learning Plattform, auf der Vorlesungen gehalten oder Lehrinhalte hochgeladen werden. Daher sitzt Nina nun vor ihrem Laptop, der auf dem großen Esszimmertisch steht. Bewaffnet mit ihrem iPad, um Notizen zu machen, wartet sie darauf, dass es losgeht.
Corona an der Hochschule Fulda - So läuft das Studieren in der Krise
Es ist Mittwochnachmittag. Der Dozent heute heißt Christian Färber. Noch hat die Veranstaltung nicht begonnen, aber der Diplom-Ingenieur spielt „Sultans of Swing“ von den Dire Straits ab. Kurz wähnt man sich in einer Radioshow. „Herzlich Willkommen, habt ihr alle Ton?“ Nina tippt „Ja“ in den Chat der E-Learning-Plattform. Mikrofon und Kamera bleiben aus. Das machen alle der 26 Zuhörer so.
Färber bleibt der einzige, der sich vor der Kamera bewegt und spricht. Aber könnte Nina sich dann nicht genauso gut die Vorlesung anhören oder einfach als Video anschauen? „Viele Professoren laden auch einfach Videos zum Anschauen hoch“, sagt sie. Doch Färber macht den Unterschied. Er weiß seine Studenten vor dem Bildschirm zu halten. Um die Themenblöcke einzuleiten, sucht er sich spannende Einstiege, zitiert etwa Memes aus der Serie „Family Guy“.
Nina ist produktiv im Homeoffice: Morgens steht sie um 8 Uhr auf und verbringt die meiste Zeit des Tages an der virtuellen Uni. Zwischendurch versucht sie noch Sport zu treiben und mit dem Hund Gassi zu gehen. Doch: „Es wäre schön, wenn ich an die Hochschule könnte. Wenn ich nicht meine Eltern besuche, komme ich gar nicht mehr unter Leute“, seufzt sie.
So wie Nina geht es derzeit vielen Studenten in der Republik. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung gaben zwar 86 Prozent der befragten Studenten an, mit den Onlinestudium keinerlei Schwierigkeiten zu haben, aber satte 79 Prozent, dass ihnen der persönliche Austausch mit anderen Studierenden fehlt.
Die komplette Reportage lesen Sie in der Samstagausgabe, 12. Dezember, der Fuldaer Zeitung sowie im E-Paper.
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