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Corona-Impfung bei Apothekern sowie Tier- und Zahnärzten? Das spricht dagegen

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Von: Volker Nies, Leon Weiser

Gibt es bald Corona-Impfungen bei Apothekern sowie Tier- und Zahnärzten? Die Betroffenen sind skeptisch.
Gibt es bald Corona-Impfungen bei Apothekern sowie Tier- und Zahnärzten? Die Betroffenen sind skeptisch. © Ole Spata/dpa

Der Bundestag will, dass in Zukunft auch Zahn- und Tierärzte sowie Apotheker Menschen gegen Corona impfen können. Die Betroffenen sehen das skeptisch, die Hausärzte lehnen das ab.

Fulda - Bundesregierung und Bundestag wollen Apotheker sowie Tier- und Zahnärzte in das Impfen einbeziehen, um die Impfkampagne zu beschleunigen. Allerdings müssten die Apotheker Schulungen zur Corona-Impfung erhalten, erklärt Klaus Ohlendorf, Inhaber der Marien-Apotheke in Hünfeld. Auch müssten sie Räume zur Impfung und Wartemöglichkeiten zur Verfügung stellen.

Die Bereitschaft zur Impfung ist aber groß. Klaus Ohlendorf steht dem Vorschlag offen gegenüber. „Wir würden uns schulen lassen und wären bereit zu impfen.“ Die Impfung müsse vorangebracht werden, „aber ich möchte Konflikte mit den Ärzten vermeiden“, sagt Ohlendorf. Das Impfen sei nicht der Job von Apothekern. In Österreich und in der Schweiz würden Apotheker seit mehreren Jahren impfen. Das erhöhe die Impfquote. „Das ist sinnvoll, weil sie nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen Influenza impfen“, erklärt der Apotheker.

Apotheker sieht logistische Probleme bei Corona-Impfung

Einen Anstieg an Impfungen vermutet Michael Sapper, Inhaber der St. Bonifatius-Apotheke in Fulda und der St. Georg Apotheke in Poppenhausen. „Wir könnten vielleicht mehr Menschen von der Impfung überzeugen, weil die Hemmschwelle geringer sein könnte als im Impfzentrum. Deswegen würde ich das unterstützen“, sagt er. (Lesen Sie auch: Großer Ansturm auf Corona-Impfung für Kinder in Hessen - auch in Fulda)

Er sieht allerdings ein Problem in der Umsetzung: „Wir müssen schauen, wie das logistisch organisiert wird.“ Die Räumlichkeiten in Apotheken seien nicht so groß wie in Impfzentren. Auch Mitarbeiter müssten abgestellt werden. „In der Apotheke ist alles kleiner. Wir bräuchten zusätzliche Warteräume und könnten nicht in einem hohen Tempo impfen“, erklärt der Apotheker.

Zahnärzte in Corona-Impfzentren einsetzen?

Ähnlich denkt Dr. Kurt Ehlers, Zahnarzt in der Praxis Dr. Ehlers & Dr. Goebels: „Der Aufbau einer Infrastruktur ist schwierig, weil nicht jeder genügend Räumlichkeiten in seiner Praxis zur Verfügung hat.“ Das größte Problem sei aber die nicht vorhandene Schnittstelle mit dem Robert Koch-Institut (RKI). Diese müsse erst eingerichtet werden, um dem RKI Impf-Daten zu übermitteln.

Es scheitere aber nicht daran, dass er nicht impfen möchte: „Es gibt eine große Bereitschaft unter den Zahnärzten, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und die Menschen zu impfen. Wir müssen die Impfung auf viele Schultern verteilen“, sagt Ehlers. Sinnvoll könnte sein, Zahnärzte in Impfzentren einzusetzen. „Wir könnten problemlos in Impfzentren impfen. Es muss organisatorisch möglich sein“, sagt Ehlers, der ebenfalls von seinen Patienten angesprochen wurde, ob er sie impfen könnte.

Osthessische Tierärzte mochten sich noch nicht zu dem Thema äußern. Die Hessische Tierärztekammer erklärt, zu viele Fragen seien offen. Die Bayerische Tierärztekammer äußert, sie rechne nicht vor Ende Januar 2022 mit rechtssicheren Informationen zu den Rahmenbedingungen. (Lesen Sie auch: Corona-Impfstoff: Deshalb ist Moderna als Booster so unbeliebt)

Video: Corona-Impfungen für Kinder laufen an

Ralph Hönscher, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO), sieht das Impfen durch Zahn- und Tierärzte sowie Apotheker kritisch: „Die Impfkampagne läuft. Die niedergelassenen Ärzte und die neuen Impfzentren decken den Bedarf an Booster- sowie Erst- und Zweitimpfungen jetzt vollkommen ab - zumindest in Fulda und Umgebung.“ Überdies reichten die Impfstofflieferungen noch nicht einmal für alle Ärzte. „Gemeinsam mit den Apotheken arbeiten wir Woche für Woche dann, ausreichend Impfstoff zu bekommen. Der zusätzliche Einsatz der genannten Berufsgruppen würde die Situation nicht verbessern.“

Vermutlich würden sich nur einzelne Kollegen der genannten Sparten am Impfen beteiligen. Hönscher: „Hier passt das Sprichwort: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Es ist in unseren Arztpraxen schon kompliziert genug, parallel zum Tagesgeschäft zu impfen. Zusätzliche Sprechstunden und Wochenendeinsätze machen das Ganze möglich - dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitarbeiter.“

Beim Tierarzt oder Zahnarzt würden Impfaktionen den Sprechstundenablauf stören. „Die Apotheken haben ohnehin ausreichend zu tun mit Schnelltests und Zertifikaten. Deshalb ist die vom Bund gewünschte Ausweitung nicht nötig.“ Hönscher fordert: Die Politik solle ihre Energie besser darauf konzentrieren, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Bei ihm liege der Anteil der Erst-Impfungen bei etwa zehn Prozent.

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