Ähnlich denkt Dr. Kurt Ehlers, Zahnarzt in der Praxis Dr. Ehlers & Dr. Goebels: „Der Aufbau einer Infrastruktur ist schwierig, weil nicht jeder genügend Räumlichkeiten in seiner Praxis zur Verfügung hat.“ Das größte Problem sei aber die nicht vorhandene Schnittstelle mit dem Robert Koch-Institut (RKI). Diese müsse erst eingerichtet werden, um dem RKI Impf-Daten zu übermitteln.
Es scheitere aber nicht daran, dass er nicht impfen möchte: „Es gibt eine große Bereitschaft unter den Zahnärzten, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und die Menschen zu impfen. Wir müssen die Impfung auf viele Schultern verteilen“, sagt Ehlers. Sinnvoll könnte sein, Zahnärzte in Impfzentren einzusetzen. „Wir könnten problemlos in Impfzentren impfen. Es muss organisatorisch möglich sein“, sagt Ehlers, der ebenfalls von seinen Patienten angesprochen wurde, ob er sie impfen könnte.
Osthessische Tierärzte mochten sich noch nicht zu dem Thema äußern. Die Hessische Tierärztekammer erklärt, zu viele Fragen seien offen. Die Bayerische Tierärztekammer äußert, sie rechne nicht vor Ende Januar 2022 mit rechtssicheren Informationen zu den Rahmenbedingungen. (Lesen Sie auch: Corona-Impfstoff: Deshalb ist Moderna als Booster so unbeliebt)
Ralph Hönscher, Vorsitzender des Gesundheitsnetzes Osthessen (GNO), sieht das Impfen durch Zahn- und Tierärzte sowie Apotheker kritisch: „Die Impfkampagne läuft. Die niedergelassenen Ärzte und die neuen Impfzentren decken den Bedarf an Booster- sowie Erst- und Zweitimpfungen jetzt vollkommen ab - zumindest in Fulda und Umgebung.“ Überdies reichten die Impfstofflieferungen noch nicht einmal für alle Ärzte. „Gemeinsam mit den Apotheken arbeiten wir Woche für Woche dann, ausreichend Impfstoff zu bekommen. Der zusätzliche Einsatz der genannten Berufsgruppen würde die Situation nicht verbessern.“
Vermutlich würden sich nur einzelne Kollegen der genannten Sparten am Impfen beteiligen. Hönscher: „Hier passt das Sprichwort: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Es ist in unseren Arztpraxen schon kompliziert genug, parallel zum Tagesgeschäft zu impfen. Zusätzliche Sprechstunden und Wochenendeinsätze machen das Ganze möglich - dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitarbeiter.“
Beim Tierarzt oder Zahnarzt würden Impfaktionen den Sprechstundenablauf stören. „Die Apotheken haben ohnehin ausreichend zu tun mit Schnelltests und Zertifikaten. Deshalb ist die vom Bund gewünschte Ausweitung nicht nötig.“ Hönscher fordert: Die Politik solle ihre Energie besser darauf konzentrieren, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Bei ihm liege der Anteil der Erst-Impfungen bei etwa zehn Prozent.