Seit der Eröffnung der Bäckerei am 1. Juli 1983 in Fulda kamen zwischenzeitlich Filialen in Bad Salzschlirf, Burghaun und Schlitz hinzu. „In der Hochphase hatten wir 27 Mitarbeiter“, sagt Georg Hisserich. Da die Supermärkte, in denen sich die Filialen befanden“ immer längere Öffnungszeiten hatten, musste auch die Bäckerei länger geöffnet haben. „Unsere Mitarbeiter wollten nicht bis spät abends arbeiten, schon gar nicht samstags“, sagt Andrea Hisserich. Die Filialen in den Märkten wurden verkauft und das Ehepaar konzentrierte sich auf den Hauptsitz, der nach Bad Salzschlirf verlegt wurde.
Viele Jahre haben Andrea und Georg Hisserich für die Bäckerei gelebt. „Wenn meine Eltern Geld ausgegeben haben, dann meistens für den Betrieb. Und Urlaub haben sie auch bedeutend weniger gemacht, als andere“, berichtet der 42-Jährige. Der Betrieb in Bad Salzschlirf lief sehr gut. „Teilweise standen die Menschen sonntags um 14 Uhr vor der Tür Schlange, oder haben sehnsüchtig gewartet bis ein Platz im Café frei wurde“, blickt Georg Hisserich auf die guten Zeiten zurück. (Lesen Sie auch: „Energie ist mittlerweile die Hauptzutat“: Bäckereien kämpfen mit steigenden Kosten)
„Eigentlich wollten wir die 40 Jahre voll machen.“ Dass die Bäckerei nun doch schon vor der 40-Jahr-Marke schließen muss, liegt sowohl an der Corona-Pandemie, als auch an der Energiekrise: Durch Corona mussten auch die letzten Angestellten der Bäckerei entlassen werden, sodass sich nur noch das Ehepaar um den Betrieb kümmerte. Hinzukommend lässt die aktuelle Krise die Kosten explodieren. „Die Teuerungsrate ist astronomisch“, betont seine Mutter.
Ihr Mann erklärt, dass sie in der Backstube mit Ölöfen arbeiten, und im vergangenen Jahr das Öl pro Liter etwa einen Euro teurer geworden sei. „Ein Sack Mehl kostet inzwischen sogar fast das dreifache“, ergänzt er. Außerdem würden die gewerblichen Auflagen immer strenger und vieles – wie das Stellen von Anträgen – werde digitaler. „Damit kennen wir uns nicht aus, das macht es für uns schlimmer“, bedauert Andrea Hisserich.
„Wir haben lange überlegt, welcher Nachfolger Sinn macht. Am Ende haben wir uns bewusst für die Bäckerei Pappert entschieden und haben angefragt, ob sie unseren Laden übernehmen würden“, erklärt Christian Hisserich. Ihm selbst sei es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich den Betrieb zu übernehmen. „Es war uns wichtig, dass wir damit auch eine gute Lösung für den Ort bieten“, sagt Bäcker Georg Hisserich. (Lesen Sie auch: Nur noch bis 20 Uhr einkaufen? Tegut bringt kürzere Öffnungszeiten für Supermärkte ins Gespräch)
Der Abschied vom Laden werde aber für alle schwierig: „Sonst hat man vielleicht nur mal im Urlaub anderes Brot als das eigene gegessen“, sagt Sohn Christian Hisserich. „Es tut weh, zu sehen, wie unsere Stammkunden Tränen in den Augen haben“, fügt sein Vater hinzu. Dennoch: „Ich freue mich, dass meine Eltern jetzt mehr Freizeit haben werden.“ Anfang Dezember plane Pappert den Standort wieder zu eröffnen – „dann können wir selbst als Kunden in unseren ehemaligen Laden“, freut sich Christian Hisserich.