Die Fallzahlen der 6- bis 18-Jährigen stagnieren laut Landkreis Fulda derzeit. Ende Januar hatte die Inzidenz in dieser Altersgruppe ihren Höhepunkt bei 4695 und ist seitdem stetig gefallen. In der vergangenen Woche lag sie bei 2567. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen vermutet der Landkreis jedoch, dass die Inzidenz auch unter den Schülern bald wieder ansteigt.
Der Achtklässler Leon Kolbe (13) hat gemischte Gefühle. „Zuerst habe ich mich gefreut, in anstrengenden Momenten frei atmen zu können.“ Jedoch täusche diese Lockerung vor, die Pandemie sei fast besiegt, obwohl die Inzidenz klar dagegen spreche. Den Wigbertschüler beängstigt es sogar, wenn Klassenkameraden bei hohen Fallzahlen keinen Mund-Nasenschutz tragen. „Ich selbst trage weiterhin Maske am Sitzplatz, um meine Mitschüler und mich zu schützen.“
Markus Bente, Schulleiter der Wigbertschule in Hünfeld, empfindet die Masken-Lockerung als „kolossal verfrüht“. „Was soll mich daran beruhigen?“, fragt er mit Blick auf die hohe Anzahl der Neuinfektionen. Es komme ihm vor, als sei die Institution Schule ein „Experimentierkasten“, in dem man „Freiheit teste“ und schaue, was dabei herauskomme. Er beobachtet derzeit, dass Lehrkräfte unsicher seien. Meist würden sie sowohl im Unterricht als auch im Lehrerzimmer weiter Maske tragen.
„Ich halte es für unsere gesellschaftliche Verantwortung, die Maskenpflicht bis zu den Osterferien aufrechtzuerhalten“, plädiert Bente. So wie es jetzt sei, befürchte er, dass man mit höheren Fallzahlen in die Ferien gehen werde. Dadurch würden sicherlich auch einige Urlaube beeinträchtigt werden.
Auch dass die wöchentlichen Tests ab Mai wegfallen sollen, hält er für falsch: „Dadurch wird die Situation noch unberechenbarer.“ Statt die Tests ganz abzuschaffen, sollten sie lieber zwei-, statt wie bisher dreimal pro Woche durchgeführt werden. Der Schulleiter hofft, dass die Politik ihre Entscheidung noch einmal überdenkt und an die aktuelle Lage anpasst.
Eine Beobachtung, die er gemacht hat: „Je höher die Jahrgangsstufe, umso höher ist auch die Bereitschaft, die Maske trotz der Lockerungen zu tragen.“ Ebenso nehme er wahr, dass viele sogar auf dem Schulhof den Mund-Nasenschutz trügen, obwohl sie es laut Regel nicht müssten.
Alexander Liebig ist Rektor der Cuno-Raabe-Grundschule. Er berichtet, dass manche Kinder aus Gewohnheit die Maske weitertrügen, andere nähmen sie ab. Das Wegfallen der Maskenpflicht könne er nicht eindeutig begrüßen. „Auf der einen Seite ist es eine Erleichterung für die Schüler, weil sie sich dadurch freier fühlen können und auch im Hinblick auf den Sommer und die steigenden Temperaturen ist es deutlich angenehmer. Aber auf der anderen Seite sehe ich die Maske neben den Abstands- und Hygieneregelungen als beste Schutzmaßnahme. Die Lehrkräfte fühlen sich durch die Masken sicherer.“
Auch das geplante Ende der Testpflicht hält Liebig für „bedenklich“: „Die Tests geben uns Sicherheit. Wir hatten hier schon viele Schüler, die sich binnen drei Monaten doppelt infiziert haben.“ Insgesamt empfinde er Test- und Maskenpflicht als die wichtigsten Maßnahmen, um einen möglichst normalen Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. (Von Sarah Malkmus und Marie-Louise Zein)