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Corona-Lockerungen im Unterricht stoßen auf Kritik: Viele behalten die Maske auf

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Von: Sarah Malkmus

Schülerinnen und Schüler müssen seit mehr als einer Woche am Platz im Unterricht keine Maske mehr tragen. Ab April soll die Corona-Maskenpflicht an Schulen komplett entfallen, ab Mai auch die Testpflicht. Die Lockerungen kommen nicht bei jedem gut an.

Fulda - „Generell habe ich das Gefühl, dass viele die gelockerten Maßnahmen für wenig sinnvoll halten und eher besorgter sind als entspannter“, sagt die 18-jährige Schülerin Franziska Brosch, die das Domgymnasium in Fulda besucht. Sie steht kurz vor ihrem Abitur.

Aufgrund der hohen Fallzahlen - die Inzidenz im Kreis Fulda liegt am Mittwoch bei 1503,4 - und weil man öfter von Corona-Infektionen bei Bekannten höre, trage sie die Maske lieber, um sich und andere zu schützen. Auch ihre Mitschüler, so berichtet sie, würden fast alle den Mund-Nasenschutz freiwillig tragen. Befreiter fühle sie sich deswegen insofern, als dass sie nun selbst entscheiden könne.

Corona: Lockerungen in Schulen „kolossal verfrüht“ - Lehrer und Schüler besorgt

Auch die 14-jährige Wigbertschülerin Alicia Hohmann trägt weiterhin Maske im Unterricht: „Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt und komme damit gut zurecht“, sagt sie. Der Neuntklässlerin gebe die Maske Sicherheit. Dass man sich problemlos auch mal Maskenpausen gönnen könne, finde sie gut. „Mich stört oder verunsichert es aber auch nicht, wenn Klassenkameraden oder sogar mein Sitznachbar nun auf die Maske verzichtet. Ich gönne jedem diese wiedergewonnene Freiheit, selber darüber zu entscheiden.“

Corona-Zahlen bei Kindern und Jugendlichen

Die Fallzahlen der 6- bis 18-Jährigen stagnieren laut Landkreis Fulda derzeit. Ende Januar hatte die Inzidenz in dieser Altersgruppe ihren Höhepunkt bei 4695 und ist seitdem stetig gefallen. In der vergangenen Woche lag sie bei 2567. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen vermutet der Landkreis jedoch, dass die Inzidenz auch unter den Schülern bald wieder ansteigt.

Der Achtklässler Leon Kolbe (13) hat gemischte Gefühle. „Zuerst habe ich mich gefreut, in anstrengenden Momenten frei atmen zu können.“ Jedoch täusche diese Lockerung vor, die Pandemie sei fast besiegt, obwohl die Inzidenz klar dagegen spreche. Den Wigbertschüler beängstigt es sogar, wenn Klassenkameraden bei hohen Fallzahlen keinen Mund-Nasenschutz tragen. „Ich selbst trage weiterhin Maske am Sitzplatz, um meine Mitschüler und mich zu schützen.“

„Kolossal verfrüht“: Leiter der Wigbertschule kritisiert Masken-Lockerung

Markus Bente, Schulleiter der Wigbertschule in Hünfeld, empfindet die Masken-Lockerung als „kolossal verfrüht“. „Was soll mich daran beruhigen?“, fragt er mit Blick auf die hohe Anzahl der Neuinfektionen. Es komme ihm vor, als sei die Institution Schule ein „Experimentierkasten“, in dem man „Freiheit teste“ und schaue, was dabei herauskomme. Er beobachtet derzeit, dass Lehrkräfte unsicher seien. Meist würden sie sowohl im Unterricht als auch im Lehrerzimmer weiter Maske tragen.

„Ich halte es für unsere gesellschaftliche Verantwortung, die Maskenpflicht bis zu den Osterferien aufrechtzuerhalten“, plädiert Bente. So wie es jetzt sei, befürchte er, dass man mit höheren Fallzahlen in die Ferien gehen werde. Dadurch würden sicherlich auch einige Urlaube beeinträchtigt werden.

Auch dass die wöchentlichen Tests ab Mai wegfallen sollen, hält er für falsch: „Dadurch wird die Situation noch unberechenbarer.“ Statt die Tests ganz abzuschaffen, sollten sie lieber zwei-, statt wie bisher dreimal pro Woche durchgeführt werden. Der Schulleiter hofft, dass die Politik ihre Entscheidung noch einmal überdenkt und an die aktuelle Lage anpasst.

Manche Kinder und Jugendliche - wie hier an der Konrad-Adenauer-Schule in Petersberg - lassen ihre Maske am Platz freiwillig an.
Manche Kinder und Jugendliche - wie hier an der Konrad-Adenauer-Schule in Petersberg - lassen ihre Maske am Platz freiwillig an. © Jonas Wenzel

Eine Beobachtung, die er gemacht hat: „Je höher die Jahrgangsstufe, umso höher ist auch die Bereitschaft, die Maske trotz der Lockerungen zu tragen.“ Ebenso nehme er wahr, dass viele sogar auf dem Schulhof den Mund-Nasenschutz trügen, obwohl sie es laut Regel nicht müssten.

Schulleiter halten Ende der Masken- und Testpflicht für bedenklich

Alexander Liebig ist Rektor der Cuno-Raabe-Grundschule. Er berichtet, dass manche Kinder aus Gewohnheit die Maske weitertrügen, andere nähmen sie ab. Das Wegfallen der Maskenpflicht könne er nicht eindeutig begrüßen. „Auf der einen Seite ist es eine Erleichterung für die Schüler, weil sie sich dadurch freier fühlen können und auch im Hinblick auf den Sommer und die steigenden Temperaturen ist es deutlich angenehmer. Aber auf der anderen Seite sehe ich die Maske neben den Abstands- und Hygieneregelungen als beste Schutzmaßnahme. Die Lehrkräfte fühlen sich durch die Masken sicherer.“

Auch das geplante Ende der Testpflicht hält Liebig für „bedenklich“: „Die Tests geben uns Sicherheit. Wir hatten hier schon viele Schüler, die sich binnen drei Monaten doppelt infiziert haben.“ Insgesamt empfinde er Test- und Maskenpflicht als die wichtigsten Maßnahmen, um einen möglichst normalen Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. (Von Sarah Malkmus und Marie-Louise Zein)

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