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Corona und dann der Crash? Bestseller-Autor Marc Friedrich gibt Tipps, wie man die Krise übersteht

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Von: Manfred Schermer

Marc Friedrich zeigt in seinem neuen Buch, wie jeder die Krise als einmalige Chance nutzen kann.
Marc Friedrich zeigt in seinem neuen Buch, wie jeder die Krise als einmalige Chance nutzen kann. © Marc Friedrich

Das neueste Buch von Marc Friedrich hat einen eindeutig optimistischen Titel: „Die größte Chance aller Zeiten“. Doch der „Crash-Prophet“ bleibt sich auch in seinem sechsten Bestseller in Folge treu.

Fulda - Im Gespräch mit unserer Zeitung warnt Autor Marc Friedrich, der bereits mehrfach Vorträge in Fulda gehalten hat, vor dem Zusammenbruch und gibt Tipps, wie man Geld sicher anlegen kann. (Lesen Sie auch: Corona bringt Deutsche zum Sparen: Diese Tipps geben Finanz-Experten)

Sie haben mit „Der größte Crash aller Zeiten“ einen Bestseller gelandet. Ihr neues Buch trägt den Titel „Die größte Chance aller Zeiten“. Ist das eine Kehrtwende?

Nein, wer mich kennt, der weiß, dass ich immer Optimist bin. Jede Krise ist eine Chance. Der Mensch lernt durch Scheitern. Die großen Fortschritte waren fast immer verbunden mit Krisen. Man sollte sich nur darauf vorbereiten. 

Corona und dann Crash? - Bestseller-Autor Marc Friedrich gibt Finanz-Tipps

Sie haben den Crash ja schon mehrfach vorhergesagt – wann kommt er denn nun?

Wir sind schon mittendrin! Corona hat doch offenbart, wie fragil unser sicher geglaubtes System ist, und dass die Politik maßlos überfordert ist. Sie agiert kopflos und findet keine Lösungen. Wir sehen einen immer größeren Vertrauensverlust der Menschen in die Institutionen, in die Politik. Der Börsencrash kommt auch noch, auch wenn ich noch weiter steigende Kurse erwarte, weil die Notenbanken so viel Geld wie noch nie zuvor drucken. Dadurch verliert der Euro immer mehr an Wert, vor allem gegenüber Bitcoin sieht man das deutlich. Hier befindet sich der Euro schon in einer Hyperinflation. 

Sie schreiben auch vom „größten Vermögenstransfer aller Zeiten“. Wie ist das zu verstehen?

Auf jede Krise reagieren die Notenbanken mit demselben Muster: Sie drucken Geld und senken die Zinsen. Damit schaffen sie aber immer neue, noch größere Krisen, auf die sie dann mit noch mehr Geld reagieren – eine Abwärtsspirale. Und eine Entwicklung, die exponentiell verläuft: Es entstehen nicht nur Spekulationsblasen, sondern es werden auch Vermögen umverteilt – und zwar von unten, der Mitte und oben nach ganz, ganz oben. Die Superreichen werden immer reicher und alle anderen immer ärmer. Man nennt dies auch den Cantillon-Effekt, benannt nach dem irischen Ökonomen Richard Cantillon, der im 18. Jahrhundert den Geldkreislauf und Geldschöpfung erforschte.

Zur Person

Marc Friedrich (46) ist Sachbuchautor, Finanzexperte und Honorarberater. Der studierte Betriebswirt erlebte 2001 den Staatsbankrott der argentinischen Regierung und dessen ruinöse Folgen für das Land und seine Bürger aus nächster Nähe mit. Seitdem beschäftigt er sich mit dem Geldsystem, Wirtschaftsgeschichte und Vermögenssicherung. Er betreibt einen Youtube-Channel und ist Initiator von Deutschlands erstem physisch hinterlegten Sachwertfonds (WKN: A2AQ95).

Mit welchem Ergebnis?

Eine Erhöhung der Geldmenge wird nicht etwa gerecht verteilt, sondern kommt zuerst bei denen an, die der Quelle nahestehen, also beim Staat, im Finanzsektor oder in Unternehmen. Die Verlierer sind alle, bei denen das Geld erst spät oder gar nicht ankommt. 

Warum ist das so? 

Weil vorher die Inflation unweigerlich ansteigt. Bis der Verbraucher seinen günstigen Kredit bekommt, haben andere längst die Preise zum Beispiel für Immobilien in die Höhe getrieben. 

Ist es denn nicht Aufgabe der Notenbanken, Inflation zu verhindern?

Die Notenbanken können das nicht, weil unser Geldsystem mit seiner Schöpfung von ständig neuem Geld in sich selbst dysfunktional ist. In Europa haben wir zusätzlich noch die dysfunktionale Währungsunion, die ohnehin zum Scheitern verurteilt ist. Wir brauchen ein gesundes Geldsystem. Unseres ist am Ende. Das zeigt nicht nur der Goldpreis, sondern vor allem der Bitcoin-Preis. Gegenüber dem Bitcoin hat der Euro 99,99 Prozent an Wert verloren.

Gerade vor dem Bitcoin wird aber ständig gewarnt – diese Kryptowährung sei hochspekulativ. Sie empfehlen ihn trotzdem?

Natürlich. Vor einigen Jahren habe ich ihn schon in Fulda bei einem Vortrag der „Fuldaer Zeitung“ empfohlen – da stand er bei 1000 Euro. Und ich empfehle ihn jetzt immer noch, wo er bei knapp 50 000 Euro steht. Der Euro ist hochspekulativ, nicht der Bitcoin. Dieser ist durch die Mathematik limitiert und nicht manipulierbar wie der Euro durch die EZB. 

Marc Friedrich: Corona hat offenbart, wie fragil unser System ist

Aber ist das nicht schon längst die Blase, vor der etliche Geldexperten warnen?

Nein! Bitcoin wird den einen oder anderen Experten noch überraschen. Er wird schon in wenigen Monaten sechsstellig sein – und noch in dieser Dekade siebenstellig. Natürlich mit Korrekturen zwischendurch. Diese habe ich im Buch erklärt. 

Sie warnen auch vor Inflation – warum, wo die Rate doch unter den zwei Prozent liegt, die die Europäische Zentralbank sogar anstrebt?

Die offizielle Inflationsrate ist das eine, die wahre Inflationsrate das andere – sie liegt bei 13,7 Prozent. 

Wie kommen Sie auf diesen Wert?

Mit der offiziellen Methode, wie die Inflation berechnet wird: Geldmengenwachstum M3 minus Wirtschaftswachstum. Alles andere ist manipuliert und Propaganda. Das spüren und sehen wir alle. Man muss sich doch nur die Aktienmärkte anschauen oder die Preise von Rohstoffen, Edelmetallen und natürlich Bitcoin. Das sind für mich die Wertspeicher. Gerade die Rohstoffpreise werden explodieren. Beton oder Holz sind exorbitant gestiegen. Oder – für mich der Indikator schlechthin: Zum ersten Mal in 40 Jahren erhöhen chinesische Unternehmen ihre Preise, obwohl sie bisher immer deflationär waren. Und nicht zuletzt die Immobilienpreise, die sich in absurden Höhen bewegen. Wir haben eine deutlich stärkere Inflation als gemeinhin angenommen und die Preise werden generell weiter steigen.

Sie raten von Immobilien ab?

Wenn man eine hat, ist das in Ordnung. Die wird ja nicht wertlos. Aber ich rate davon ab, jetzt ein Haus neu zu kaufen. Man sollte wenigstens warten, bis die Immobilienblase platzt. Und ich warne vor einer hohen Besteuerung von Immobilien, vor allem unter einer möglichen grünen Bundesregierung, die ich befürchte. Die Kosten der Corona-Krise müssen bezahlt werden – und dabei wird der Staat auf Immobilien zugreifen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. 

Video: Die 3 skurrilsten Geldanlangen

Wenn die Inflationsrate steigt, wäre es dann nicht von Vorteil, Schulden zu haben, für ein Haus zum Beispiel? Würden die nicht weginflationiert?

Theoretisch ja. Aber in der Vergangenheit hat der Staat in vergleichbaren Situationen immer gezeigt, dass er niemanden bevorteilen will. Das heißt, Inflationsgewinner wurden – zum Beispiel nach der Hyperinflation 1923 – trotzdem zur Kasse gebeten mit drastischen Vermögensabgaben.

Wie rettet man denn sonst sein Vermögen vor dem Crash? 

Ich würde das Geld zuerst einmal vom Konto nehmen, schon wegen der negativen Zinsen. Auch Lebensversicherungen und andere Papierwerte sind nicht mehr ratsam. Noch kann man in Deutschland Gold, Silber oder Diamanten erwerben, wenn auch schon stark eingeschränkt, wenn man es anonym kaufen will – bei Gold etwa ist das nur noch bis 2000 Euro möglich. Und man sollte natürlich in Bitcoin investieren, denn der ist auf 21 Millionen Einheiten limitiert. Und das ist das Entscheidende: Man sollte alles in Betracht ziehen, was durch die Natur wie beim Gold oder durch Mathematik wie beim Bitcoin limitiert ist.

Um noch einmal auf den „größten Crash aller Zeiten“ zu sprechen zu kommen: Was kommt da auf uns zu? Eine Währungsreform?

Währungen kommen und gehen. Wir werden zuerst eine stark steigende Inflation sehen. Dadurch wird es einen Run auf die erwähnten limitierten Werte geben. Am Ende wird der Stecker gezogen, weil niemand mehr dem Geld vertraut. Wenn zum Beispiel der Bäcker sagt: „Ich will keine Euroscheine mehr, sondern irgendetwas anderes“, dann geht es relativ flink. Das habe ich 2001 bei der Staatspleite in Argentinien erlebt. 

Wie flink?

Ganze vier Stunden hat das damals gedauert. Nun kann man sagen: Argentinien, das ist weit weg. Aber: Nichts ist in Stein gemeißelt. Das hat das letzte Jahr eindrucksvoll bewiesen. Wir sind am Ende des Geldzyklus, des Schuldenzyklus und des Generationenzyklus. Das kommt erstmalig in unserer Lebenszeit zusammen und wird zu großen Verwerfungen und Veränderungen führen. Ich sehe Parallelen zu den 1920er-Jahren, wo wir erst die „Roaring Twenties“ hatten, dann den Crash und dann eine lange Phase der Depression. „Der Winter kommt“, wie es in „Game of Thrones“ heißt. Aber wenn man sich jetzt richtig positioniert, dann wird es auch wieder Frühling.

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