„Wenn wir für die nächsten Tage einkaufen, dann müssen wir parallel drei Entwicklungen beobachten: die Inzidenzen, die Launen der Politik und das Verhalten der Gäste. Realistisches Disponieren ist da unmöglich.“ Die staatlichen Auflagen behinderten die Arbeit so stark, sagt Glas, dass sich Öffnen oft gar nicht lohne. Die „Kneshecke“ öffnet erst am 12. Februar wieder. (Lesen Sie auch: Mehr als 700 Neuinfektionen in Fulda an einem Tag - RKI-Meldefehler bleibt bestehen)
Viele Wirte haben derzeit Probleme mit der Beantragung von Kurzarbeitergeld. Das berichtet Steffen Ackermann (51), Inhaber des „Hotels Wenzel“ in Fulda und Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga).
Ackermann erklärt: „Oft argumentieren die Arbeitsagenturen, die Umsatzrückgänge hätten ja nichts mit der Corona-Pandemie zu tun. Darauf muss man erst einmal kommen.“
Gastronomen, die Probleme mit Corona-Hilfen oder staatlichen Anordnungen hätten, wendeten sich meist an den Branchen-Verband Dehoga und nicht an die IHK. Deshalb habe der Dehoga vermutlich einen besseren Einblick in die Probleme der Gastronomie als die Kammer.
Der Lage der gastronomischen Betriebe sei sehr unterschiedlich, sagt Ackermann: Der Tagungs- und Kongress-Tourismus sei komplett zum Erliegen gekommen, die Osthessen gingen seltener essen als früher.
Wer sich hingegen ein gutes Außer-Haus-Geschäft aufgebaut habe, der komme besser durch die Krise. In seinem eigenen Hotel nutzt Ackermann die jetzige Flaute, um die Zimmer nach und nach zu erneuern. Das Hotel ist aber weiter geöffnet. (Lesen Sie hier: 2G und 2G-Plus in Hessen - Wann ist was erfüllt?)
Dass sich die Lage der Betriebe stark unterscheidet, stellt auch Stefan Faulstich (51) heraus, Inhaber des Landhotels und Restaurants „Rhönblick“ in Petersberg-Steinau und Kreisvorsitzender der Köche-Vereinigung.
Die Betroffenheit der Gastronomen sei unterschiedlich. Für sein Hotel könne er sagen: „Die staatlichen Hilfen haben Mängel, sie kamen zum Teil spät, was für große Unsicherheit sorgte. Aber sie kamen, und im Grunde haben sie geholfen.“ Sein eigenes Hotel ist derzeit dank eines großen Kunden bis Mitte Februar gut gebucht.
Insgesamt sei die Stimmung in der Gastronomie schlecht, berichtet Ackermann. „Nach zwei Jahren Pandemie sind manche Kollegen erschöpft. Aber wir hoffen doch auf einen guten Sommer mit vielen großen Veranstaltungen in Fulda. Allerdings sehen wir den danach folgenden Winter wegen Corona dann doch wieder mit Sorgen.“
Die Unsicherheit beim Blick in die Zukunft sei ein großes Problem – für Chefs, aber auch für die Mitarbeiter, sagt Faulstich. Gaststätten und Hotels, die zwischenzeitlich ganz schließen, hätten das Problem, ihre Mitarbeiter zu halten, denn das Kurzarbeitergeld reiche da nicht.
Auch für den Nachwuchs verliere die Branche an Attraktivität, warnte der Chef der Köche-Vereinigung: „Ich hatte zwei Auszubildende für meinen Betrieb gewonnen. Doch beide sind mittlerweile in Ausbildungsstellen im Handwerk gewechselt. In der Gastronomie sahen sie keine Zukunft mehr.“