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Kürzere Quarantäne wegen Omikron? Karl Lauterbach kündigt neue Corona-Regeln an

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Weil die Omikron-Variante auf dem Vormarsch ist, wollen Bund und Länder am Freitag ihre weitere Corona-Strategie abstimmen. Sind kürzere Quarantänefristen ein Weg, um eine Gefährdung der kritischen Infrastruktur zu vermeiden?

Deutschland - Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet bezüglich einer Verkürzung der Quarantänefristen bei Corona-Infektionen mit einer schnellen Entscheidung.

Um zu verhindern, dass die Omikron-Welle zu groß werde, werde es bei der Bund-Länder-Runde am Freitag „auf jeden Fall neue Beschlüsse geben“, kündigte Lauterbach am Sonntagabend im Interview von RTL/ntv an. Dabei gehe es um eine Änderung der Quarantäneverordnung, aber zum Beispiel auch um die Frage, welche Kontaktbeschränkungen angemessen seien. (Lesen Sie auch: Corona in Hessen: Hilfsprogramme bis April verlängert)

Corona: Lauterbach kündigt neue Regeln an - kürzere Quarantäne?

Ob Lauterbach nur eine Verkürzung der Quarantänefristen für Kontaktpersonen oder sogar kürzere Isolationszeiten für Infizierte erwägt, blieb offen. Geklärt werden müsse unter anderem, inwieweit die Fristen für Menschen mit Auffrischungsimpfung geändert werden könnten, sagte er. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) hatte kürzlich eine Befreiung von der Quarantäne für geboosterte Kontaktpersonen ins Gespräch gebracht.

Bund und Länder wollen sich am 7. Januar zu einer neuen Schaltkonferenz treffen, um die weitere Strategie zu beraten.
Lauterbach machte deutlich, dass angesichts der Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante in Deutschland Eile geboten sei: „Die Fallzahlen werden sehr stark steigen, und das wird dann auch viele Ungeimpfte treffen, und die sind nicht geschützt. Daher mache ich mir da große Sorgen.“ (Mit dem Corona-Ticker für Hessen bleiben Sie informiert.)

Quarantäne in Fuldaer Unternehmen - Das sagen Klinikum und Tegut

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hatte vor Weihnachten vor einer extremen Belastung des Gesundheitssystems und der gesamten kritischen Infrastruktur wie Kliniken, Feuerwehr oder Stromversorgung gewarnt, sollten viele Menschen zeitgleich krank werden oder in Quarantäne müssen. Andere Staaten mit hohem Omikron-Anteil wie die USA oder Großbritannien haben ihre Regeln bereits gelockert.

Quarantäne-Maßnahmen in Fulda

Das Unternehmen Tegut gehört zu den größten Arbeitgebern in der Region. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 8000 Menschen.  

„Aktuell treten quarantänebedingte Ausfälle bei unseren Mitarbeitenden noch nicht in dem Maße auf, dass sie Geschäftsabläufe gravierend beeinflussen“, erklärt Tegut-Pressesprecher Matthias Pusch. Die Mitarbeiter aller Geschäftsbereiche seien aber entsprechend sensibilisiert. „Für den Fall, dass sich die Lage ändert, gibt es vordefinierte Prozesse, die zum Tragen kommen, um den Betrieb aufrecht zu halten.“ 

Barbara Froese, Pressesprecherin des Klinikum Fulda sagt zu der aktuellen Situation: „Die Anzahl der infizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbleibt – wie schon während der gesamten Dauer der Pandemie –auf einem niedrigen Niveau.“

Noch seien die Corona-bedingten Abwesenheiten der Mitarbeiter kompensierbar: „Insgesamt liegt die Krankheitsquote bedingt auch durch andere Erkrankungen derzeit etwas über dem Durchschnitt der Vorjahre“, erklärt Froese. Sollte die Quarantäne-Pflicht für Infizierte mit Omikron bei 14 Tagen bestehen bleiben, so befürchte das Klinikum größere Probleme bei der Besetzung der Stationen und Bereiche.

Weitere Statements von Arbeitgebern und Unternehmen aus Fulda zu den Quarantäne-Maßnahmen lesen Sie in der gedruckten Dienstagausgabe der Fuldaer Zeitung sowie im E-Paper. / dan

Mit Ausbreitung der Omikron-Variante wächst die Gefahr, dass auch die Zahl von Quarantäne-Anordnungen bei Kontaktpersonen von Infizierten stark steigt. Denn anders als bei anderen Corona-Varianten ist aus Sicht des Robert Koch-Instituts (RKI) eine Quarantäne bei Vorliegen von Omikron immer empfohlen - und zwar auch „auch für vollständig geimpfte und genesene Kontaktpersonen“.

Großbritannien und die USA haben bereits die Dauer für Infizierte ohne Symptome verkürzt, um akutem Personalmangel in Bereichen vorzubeugen, die für die Grundversorgung und Sicherheit nötig sind. Spanien und Portugal verkürzten die Quarantäne-Dauer für symptomlose Infizierte von zehn auf sieben Tage. Eine Rolle spielen dabei auch Indizien, dass Omikron seltener zu schweren Krankheitsverläufen führen dürfte.

Karl Lauterbach sicher: Omikron bald in ganz Deutschland vorherrschend

„Omikron ist anders als frühere Varianten - darum müssen auch die Quarantäne-Regeln angepasst werden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), der Welt. „Wir erwarten eine neue Dynamik mit sehr vielen, aber eben auch vielen milden Corona-Infektionen.“ In einer solchen Lage müsse verhindert werden, dass Personalausfälle die Wirtschaft und die kritischen Infrastrukturen lahmlegten. „Darum wäre es sinnvoll, die Quarantäne für bestimmte Kontaktpersonen zu verkürzen. Engmaschige Tests könnten das flankieren.“

Beim kommenden Bund-Länder-Treffen am Freitag (7. Januar) wird es neue Beschlüsse geben, wie Gesundheitsminister Lauterbach ankündigte.
Beim kommenden Bund-Länder-Treffen am Freitag (7. Januar) wird es neue Beschlüsse geben, wie Gesundheitsminister Lauterbach ankündigte. © Bernd von Jutrczenka/dpa

Lauterbach rechnet damit, dass die Omikron-Variante schon bald in ganz Deutschland vorherrschend sein wird. In Schleswig-Holstein ist sie dies bereits. Die Landesregierung verschärft deshalb ab Dienstag die Corona-Regeln.

Überschattet von Corona-Sorgen haben am Montag in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Rheinland-Pfalz wieder die Schulen gestartet. Am Dienstag folgen das Saarland, am Mittwoch Hamburg und - je nach Entscheidung der Schulen - auch Thüringen. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen verlangte tägliche PCR-Tests in den Schulen. Die beste Methode seien PCR-Pool-Tests, weil sie am zuverlässigsten Infektionsherde sichtbar machten, sagte er der Rheinischen Post und der Funke Mediengruppe. (lio, dpa)

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