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Hoffnungsschimmer für Erkrankte: Selbsthilfebüro unterstützt Long-Covid-Patienten in Fulda

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Von: Suria Reiche

Eine vergessene Corona-Maske auf dem Uniplatz in Fulda.
Wenn Corona-Symptome bleiben: In Fulda gibt es jetzt eine Selbsthilfegruppe für Post- und Long-Covid-Patienten. © Marie-Louise Zein

Die Corona-Pandemie bewegt die Menschen nach wie vor. Einige bereits Erkrankte leiden an Post- oder Long Covid. Für sie gibt es nun eine Selbsthilfegruppe in Fulda.

Fulda - Die Symptome, die Betroffene schildern, sind komplex und reichen von sogenannter Fatique, also krankhafter Erschöpfung, über Belastungsintoleranz, Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen, Atemprobleme, Geruchs- und Geschmacksstörungen bis hin zu Konzentrations- und Schlafstörungen. „Das Krankheitsbild Long Covid ist natürlich für Patienten wie auch Ärzte noch sehr neu“, sagt Michael Möller, der seit 2019 die Verantwortung im Selbsthilfebüro Osthessen in Fulda und für die verschiedenen Selbsthilfegruppen innehat.

Corona: Selbsthilfegruppe soll Long-Covid-Patienten in Fulda unterstützen

Seit letztem Monat gibt es im Selbsthilfebüro eine Gruppe für Menschen, die an Long Covid leiden oder den Verdacht haben. „Auch Angehörige sind natürlich willkommen“, so Möller. Hier bekommen sie laut Möller Hilfe, treffen auf Gleichbetroffene und bekommen Tipps dafür, wie sie beispielsweise an der Arbeit mit der Krankheit umgehen können.

Zum Gespräch mit unserer Zeitung hat Möller Birgit Gustke mitgebracht. Sie leidet zwar nicht an Long Covid. Die Krankheit, die ihr das Leben seit mehr als 14 Jahren schwer macht, hat ihren Ursprung aber auch in einer Virus-Infektion - und viele der Symptome sind ähnlich wie bei Long Covid.

„Es gibt einige Überschneidungen“, sagt die 55-Jährige. Der Name der neuroimmunologischen Krankheit, an der sie leidet, ist Myalgische Enzephalomyelitis / das Chronische Fatigue-Syndrom (kurz ME/CFS). Auf ihre Erkrankung versucht sie bereits seit Jahren aufmerksam zu machen. (Lesen Sie hier: Pandemie geht, Homeoffice bleibt: Zahlreiche Beschäftigte arbeiten weiter zu Hause)

Tatsächlich interessiert das seit der Corona-Pandemie immer mehr Menschen. Laut Gustke ist die Zahl derer, die wie sie an der Krankheit leiden, seit Corona gestiegen. „Es sind etwa 100.000 Menschen dazu gekommen“, sagt Gustke. Auch Experten rechnen in Folge der Covid-19-Pandemie mit einem drastischen Anstieg der Zahl ME/CFS-Erkrankter weltweit, für die es bislang keine Versorgung oder Heilung gibt.

Auch bei Menschen mit ME/CFS bleiben Symptome länger als sechs Monate nach einer Infektionserkrankung durch Autoimmunreaktionen bestehen. So sei die Erkrankung auch nach einer Infektion durch das Coronavirus möglich. Bisher gebe es wenig Forschung, die sich mit ME/CFS beschäftige, sagt Gustke.

Tipps für Betroffene: Selbsthilfegruppe soll Long-Covid-Patienten helfen

Aber damit sich das ändert und die erkrankten Menschen verstanden werden, hat sie genau wie Möller eine Selbsthilfegruppe gegründet. Es gibt die Überlegung, die beiden Gruppen aufgrund ihrer Ähnlichkeit und Überschneidungen irgendwann zusammenzulegen.

Für Gustke und Möller ist es wichtig, dass die Symptome von Long- oder Post Covid als solche erkannt und getrennt werden. Und dass die Betroffenen nicht anfangs völlig alleingelassen werden. Denn dass ständige Übelkeit, Tinnitus oder anhaltende Kopfschmerzen Symptome von Long Covid sein können, sei auch noch einigen Hausärzten unbekannt.

„In Osthessen gibt es bisher zu wenig Ansprechpartner für Menschen, die unter den Langzeitfolgen von Covid-19 leiden und ihren Alltag nur eingeschränkt bewältigen können“, sagt Gutske.

Video: Vier Risikofaktoren für Long Covid entdeckt

Beim vergangenen Treffen der Covid-Selbsthilfegruppe des Selbsthilfebüros seien zehn Menschen dagewesen. Klingt nach nicht viel. „Aber wie gesagt, ich gehe davon aus, dass es viele Menschen gibt, die noch gar nicht wirklich wissen, dass ihre Symptome daher kommen könnten“, sagt Michael Möller.

Das nächste Treffen der Long-Covid-Selbsthilfegruppe findet am Dienstag, 7. Juni, um 18 Uhr statt. Das Treffen der ME/CFS-Selbsthilfegruppe ist am Samstag, den 21. Mai von 15 bis 17 Uhr. Anmeldung im Selbsthilfebüro Osthessen unter (06 61) 9 01 98 46.

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