Kostenlose Tests gibt es nun nur noch für Risikogruppen und andere Ausnahmefälle. Für Tests etwa für Familienfeiern, Konzerte oder Treffen mit Menschen ab 60 werden drei Euro Zuzahlung fällig. Wer einen solchen Test will, muss unterschreiben, dass er zu diesem Zweck gemacht wird.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung ging am Donnerstag auf Konfrontationskurs zum Ministerium. In einem Schreiben an Lauterbach teilte diese zusammen mit den Landesvereinigungen mit, dass sie Bürgertestungen „zukünftig nicht mehr abrechnen und auszahlen können.“
Bereits in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass die Abrechnungsprüfung Betrugsfälle nicht habe verhindern können. Nach den neuen Regelungen müssten nun zusätzlich detaillierte Anspruchsvoraussetzungen nachgewiesen werden. Diese Prüfung sei den Kassenärztlichen Vereinigungen erst recht nicht möglich. (Lesen Sie auch: Corona in Fulda: Fälle nehmen zu - Klinikum rechnet mit mehr Patienten)
„Das Testen ist sinnvoll, weil die Zahlen nach wie vor hoch gehen“, erklärt Johannes Wolfschlag, Leiter der Adler-Apotheke Eiterfeld. Nun müssen die meisten drei Euro pro Test zahlen. Beschwerden habe es bislang noch nicht gegeben. „Sie fragen uns momentan, ob wir überhaupt noch testen. Sonst gab es noch keine Reaktionen“, führt Wolfschlag aus.
Trotzdem hätte der Leiter der Adler-Apotheke lieber weiterhin die kostenlosen Tests angeboten. Die Motivation, sich testen zu lassen, nehme so noch mehr ab. „Der Kostenfaktor kann abschreckend sein. Man muss gucken, wie es sich entwickelt.“ Allerdings steht für schwangere Frauen und Kinder bis fünf Jahren ein kostenloser Test zur Verfügung – so wie für diejenigen, die Angehörige im Altenheim oder Krankenhaus besuchen. „Sie müssen uns das schriftlich bestätigen. Ob sie dort hingehen, können wir nicht überprüfen.“
Dass die Tests teilweise nun drei Euro kosten sollen, hat die Inhaberin der Stadtapotheke Schlitz im Vogelsberg, Michaela Orlin, überrascht. Sie hatte erst am Abend vorher davon erfahren. „Wir müssen uns da erst mal reinfinden“, sagt sie. Ebenso waren die Kunden überrascht, die sich am Donnerstag haben testen lassen. Die Tests wurden nach wie vor normal durchgeführt. Orlin ist zuversichtlich, dass sich das „alles einspielen wird. Wir bekommen das hin“.
Für Andreas Mölleney, Inhaber der Heertor-Apotheke in Fulda, ist es schwierig, die Gründe für den Test zu erfassen: „Die Nachweisführung ist schwierig. Wir müssten die Zettel abheften und in der Apotheke verstauen.“ Kritik übt er an der Vorgehensweise, da es lange dauert, bis die Regeln überhaupt feststanden.
Für die Kosten von drei Euro hat Mölleney Verständnis. „Das kann man machen. Wenn man sich vor Augen führt, wie viel Geld der Bund für die Bundeswehr, Corona und den Krieg ausgegeben hat, kann man das verstehen. Das ist nicht zu viel verlangt.“ Kritik daran seitens der Kunden erlebte er noch nicht. Diejenigen, die sich bei ihm testen lassen, würden in Pflegeberufen arbeiten oder Verwandte im Pflegeheim oder Krankenhaus besuchen. „Da ist der Test sowieso kostenlos“, sagt Mölleney, der einen Rückgang bereits erkennt.
„Das ist eine Bürokratisierung für alle, die die Tests durchführen müssen“, kritisiert Ralf Brauer, Inhaber der Löwen-Apotheke in Sterbfritz (Main-Kinzig-Kreis). Hinzu komme, dass er erst am Abend vorher erfahren hat, dass die Tests seit Donnerstag und nicht erst ab Freitag kostenpflichtig sind. „Wir wollten das in Ruhe umstellen. Das hat nicht funktioniert“, meint Brauer. Zudem kritisiert er die Nachweispflicht. Es sei unübersichtlich, weil es viele Ausnahmen gebe. „Wenn ein fünfjähriges Kind keinen Ausweis hat, müssen die Eltern dann die Geburtsurkunde holen? Das ist ein Wahnsinns-Aufwand für so eine kleine Sache“, sagt er. Positiv sei, dass es bislang keine Beschwerden gegeben habe. „Wir haben oft den Frust abbekommen. Wir hoffen, dass das jetzt nicht so schlimm ist.“