Morgens teuer, abends günstig: Deshalb schwanken Spritpreise im Tagesverlauf

Benzin und Diesel kosten mal deutlich mehr, mal deutlich weniger. Mitunter schwanken die Preise selbst an einem einzigen Tag deutlich. Was beeinflusst den Preis von Treibstoff an den deutschen Tankstellen wie stark?
Fulda - Die Grundlage für den Gesamtpreis an der Zapfsäule ergibt sich aus dem Rohölpreis, denn Öl ist für beide Treibstoffarten der Ausgangsstoff. Hier ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage entscheidend. Als zu Beginn der Corona-Pandemie alles heruntergefahren wurde, sank wegen der niedrigen Nachfrage auch der Rohölpreis. Wegen des Kriegs in der Ukraine und den Energieengpässen stieg er hingegen zunächst stark, sank aber seit dem Frühsommer 2022 wieder.
Spritpreise schwanken im Tagesverlauf - Das sind die Gründe
Die Preisschwankungen werden aber nicht in der Regel nicht eins zu eins an die Verbraucher weitergegeben. Zudem kommt es zu Verzögerungen, weil der eingelagerte Sprit zuvor noch zu alten Preisen erworben wurde. Und natürlich wollen die Mineralölkonzerne einen möglichst hohen Gewinn abschöpfen. (Lesen Sie hier: Energiekrise, Inflation, Bürgergeld: So viel bleibt 2023 im Geldbeutel)
Da Rohöl weltweit in Dollar gehandelt wird, spielt der Kurs des Euro im Verhältnis zum Dollar ebenfalls eine Rolle, ob Treibstoff eher günstig oder teurer verkauft wird. Während man im Jahr 2008 zeitweise nahezu 1,60 Dollar pro Euro erhalten hat, sind es aktuell etwa 1,10 Dollar. Im August des vergangenen Jahres war der Euro hingegen einige Zeit weniger als einen Dollar wert. Der Wert des Euros kann sich also innerhalb weniger Wochen um mehr als zehn Prozent verändern – was sich dann eben auch am Spritpreis an der Tankstelle bemerkbar machen kann.
Die hohen Preise für Gas und Strom schlagen sich ebenfalls in den Preisen an der Tankstelle nieder. Zum einen wird für die Herstellung und den Transport der Treibstoffe Energie benötigt. Laut GEMIS-Datenbank, die auch das Bundesumweltamt nutzt, werden für die Herstellung eines Liters Benzin etwa 1,6 Kilowattstunden Strom benötigt. Ein durchschnittliches Verbrennerfahrzeug benötigt also im Schnitt indirekt etwas mehr als die Hälfte des Stromes, die ein vergleichbares Elektroauto verbraucht – zusätzlich zum eigentlichen Kraftstoff. Allerdings ist der Strompreis in den Benzin und Diesel produzierenden Ländern vergleichsweise gering.
Die Tankstellenbetreiber agieren stets zwischen den Interessen, möglichst viel Gewinn beim Verkauf der Treibstoffe zu erzielen, aber natürlich auch möglichst viele Kunden im Verhältnis zu anderen Betreibern zu sich zu locken. Da seit einiger Zeit Preise der Mitbewerber online jederzeit live einsehbar sind, finden somit mehrmals am Tag Anpassungen statt.
Und auch hier spielt die Nachfrage eine entscheidende Rolle: Zu Zeiten, an denen viele Menschen mit dem Auto unterwegs sind – wie am frühen Vormittag – sind die Preise zumeist höher als zu verkehrsschwachen Zeiten. Wie der ADAC zeigt, gibt es aber über den Tag deutliche Schwankungen.
Kurzfristig ändern sich die Steuern auf Treibstoff zwar nicht, sodass sie bei den täglichen Preisschwankungen keine Rolle spielen. Allerdings machen sie einen großen Anteil des Gesamtpreises aus. Bei Diesel beträgt allein die Energiesteuer 47 Cent, beim Benzin (E10) sogar 65,4 Cent. Hinzu kommen die Mehrwertsteuer sowie die allmählich steigende CO2-Abgabe. Somit machen beim Diesel Steuern und Abgaben derzeit etwa die Hälfte des Preises aus, beim Benzin sind es sogar etwas mehr als 60 Prozent.