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Forum der Fuldaer Zeitung zur Debatte um den Kaliberg - Werksleiter: „Jeder Plan ist änderbar“

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Von: Andreas Ungermann

Beim Forum der Fuldaer Zeitung diskutieren am Freitagabend Vertreter der Bürgerinitiative (BI) und von Kali + Salz über die geplante Abdeckung des Kalibergs.

+++ 20.44 Uhr: Auf dem Podium haben Vertreter von K+S und Bürgerinitiative sowie Landrat, Bürgermeister und eine Vertreterin des Regierungspräsidiums miteinander diskutiert. „Wir bauen auf den Konsens und das Gespräch im Dialogkreis“, sagte K+S-Werkleiter Roland Keidel. BI-Vertreter und Rathauschef Heiko Stolz erneuerten ihre Kritik am geplanten Dickschichtverfahren.

Im Anschluss an die Debatte auf dem Podium konnte das Publikum Fragen stellen. Weitere ausführliche Berichte über das Forum der Fuldaer Zeitung lesen Sie in der Samstagausgabe der Fuldaer Zeitung (1. April) und im E-Paper.

+++ 19.35 Uhr: Moderator Volker Nies kündigte an: „Wir müssen über Geld reden.“ „Der finanzielle Aspekt ist für uns absolut nicht der entscheidende“, antwortete Christina Kordes von K+S darauf. Die BI hingegen geht von Milliarden-Gewinnen für das Unternehmen aus. Keidel erklärte daraufhin, es seien erst einmal hohe zweistellige Millionenbeiträge an Investitionen nötig, um das Verfahren zum Anlaufen zu bringen.

Forum der Fuldaer Zeitung zum von K+S geplanten Großprojekt
Das Interesse am Forum der Fuldaer Zeitung zum von K+S geplanten Großprojekt ist groß. Zahlreiche Menschen haben sich am Freitagabend im Gemeindezentrum Neuhof eingefunden. © Jonas Wenzel

„Wir werden heute nicht die Lösung finden. Deshalb wollen wir auch diskutieren, und dann sehen wir, wie es weitergeht“, sagte Keidel. Die Einreichung der Antragsunterlagen für Sommer 2024 schließt er nicht aus, sagte aber: „Jeder Plan ist änderbar.“ Bis zur Antragseinreichung würden alle Alternativen unter allen geforderten Parametern geprüft.

Debatte um Kaliberg in Neuhof - Forum der Fuldaer Zeitung

+++ 19.12 Uhr: Hubert Enders von der BI betonte, schon 2012 habe der damalige Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke (CDU) das Unternehmen K+S auf eine nachhaltige Entsorgung der Haldenwässer hingewiesen.

Keidel entgegnete, der Konzern forsche seit 40 Jahren am Thema Reduzierung und Minimierung von Haldenwässern. „Auch in Neuhof haben wir uns intensiv damit beschäftigt“, so Keidel. Die Gesamtmenge mit dem Werk Werra sei in den letzten Jahren mehr als halbiert worden. Der Kaliberg habe seine Fläche mittlerweile erreicht. Die Menge der Haldenwässer werde in Zukunft nicht signifikant steigen.

Pfiffe aus dem Publikum wurden laut, als Moderator Volker Nies aus einem Maßnahmenprogramm der Flussgebietsgemeinschaft zitierte, worin die Dickschichtabdeckung für Neuhof vorgesehen sei und mit geringen Auswirkungen zu rechnen sei. Es gebe keine Vorfestlegung, widersprach RP-Vertreterin Susanne Linnenweber. Landrat Bernd Woide betonte - wie zuvor schon Bürgermeister Stolz -, es müssten alle Alternativen zur Reduzierung der Haldenwässer geprüft werden.

Mit Blick auf die Verfahrensauswahl, erklärte Werksleiter Keidel, die Dickschicht käme einer Reduzierung am nächsten. K+S habe schon in der ersten Informationsveranstaltung auf die Dimension des Verkehrsaufkommens hingewiesen. Auch von mehreren Jahrzehnten sei da schon die Rede gewesen.

Keidel erläuterte, K+S arbeite an Verfahren, mit denen mehr aus dem Gestein gezogen werden könne oder dass Gestein, das nicht verarbeitungsfähig sei, gleich unter der Erde bleibe. Das Abtragen der Halde sei wohl möglich, bedeute aber auch einen hohen Energieaufwand und verursache Emissionen. Aus dem Publikum wurde dies mit Empörung quittiert.

+++ 18.51 Uhr: Susanne Linnenweber vom Regierungspräsidium erklärte: Zu berücksichtigen seien bei dem Großvorhaben berg-, wasser- und forstrechtliche Aspekte. Unterlagen von K+S nähmen daher immer mehrere Umzugskartons in Anspruch. Wegen der Bedeutung der Schutzgüter, die alle beträfen, seien dem RP die Meinungen der Bürger sowie der Träger öffentlicher Belange - dazu zählen unter anderem Gemeinde und Landkreis - keineswegs egal, versicherte Linnenweber. Bei der Alternativenprüfung seien die Verträglichkeiten von vornherein mit zu prüfen.

Linnenweber räumte ein, dass die Neuhofer durch A66-Bau und Bahntrasse schon sehr gebeutelt seien. Räumlich gebe es bei der Beseitigung der Halde keine Spielräume. Technische Möglichkeiten seien hingegen zu prüfen. Das Thema Abwässer werde schon lange diskutiert - so in der Vergangenheit bereits Leitungen zur Weser oder Nordsee.

Die Frage sei, mit was könne man die Halde abdecken - Planen oder andere Decken? „Dass die Halde grün ist, das wird so schnell nichts - da machen wir uns nicht vor“, sagte sie. Ein Raumordnungsverfahren sei nicht notwendig, weil im Wesentlichen keine weiteren Flächen betroffen seien.

Update vom 31. März, 18.29 Uhr: Zum Thema Haldenabdeckung treffen beim Forum der Fuldaer Zeitung erstmals beide Seiten aufeinander: Vertreter der Bürgerinitiative Umwelt Neuhof, Sven Hartmann und Hubert Enders, sowie von K+S Werksleiter Roland Keidel und die stellvertretende Leiterin der K+S-Umweltabteilung, Christina Kordes. Mit auf dem Podium sind Neuhofs Bürgermeister Heiko Stolz, der Fuldaer Landrat Bernd Woide und vom Regierungspräsidium Kassel Susanne Linnenweber.

K+S-Werksleiter Roland Keidel betont zum Auftakt der Debatte, die von FZ-Redakteur Volker Nies moderiert wird, die Verbundenheit zwischen Neuhof und K+S bestehe weiterhin. Er räumt aber auch ein, dass sich die Stimmung im Ort in den vergangenen Wochen verändert hat.

Für die Bürgerinitiative betonte Sven Hartmann: „Die Menschen sind enttäuscht gegenüber dem Konzern.“ Grund sei das „Mengengerüst“ der Abdeckung in ihren zeitlichen und räumlichen Dimensionen. In der Bevölkerung gebe es Fassungslosigkeit und Angst ob der Lärm-, Staub- und Lichtemissionen. Für die Aussage, dass die BI mittlerweile 1150 Mitglieder habe, erntete er den ersten Applaus des Abends.

Forum der Fuldaer Zeitung zur geplanten Abdeckung des Kalibergs.
Beim Forum der Fuldaer Zeitung diskutieren am Freitagabend Vertreter der Bürgerinitiative (BI) und von Kali + Salz über die geplante Abdeckung des Kalibergs. © Jonas Wenzel

„Die Stimmung ist aufgeheizt“, berichtete Bürgermeister Heiko Stolz. Er erklärte: „Wir haben eine enge Beziehung, aber wir haben auch einen Streit. Und den müssen wir beilegen und so lösen, dass alle zufrieden sind - insbesondere die Bürger in Neuhof.“ Stolz erinnerte an die Resolution der Gemeindevertreter, in der unter anderem die Aufgabe des Dickschichtverfahrens, die gleichberechtigte Prüfung aller Alternativen gefordert wird. „Wir glauben, dass wir den Bergbau halten können, aber zugleich eine vertretbare Lösung finden“, so Stolz.

Die Emotionen seien auch bereits in das Landratsamt geschwappt, berichtete Landrat Bernd Woide. Beschwerden über Projekte gebe es immer wieder. Die Dimension in diesem Fall seien immens. Bislang kenne er eine solche nicht. „Es vergeht nicht eine Woche, in der ich nicht in Neuhof bin“, sagte Woide. Unstrittig müsse sein, dass die Haldenwässer reduziert werden. Bei solchen Dimensionen müssten Alternativen oder auch Mischverfahren in Betracht gezogen werden.

Erstmeldung vom 31. März, 17.39 Uhr: Neuhof - Das Interesse am Forum der Fuldaer Zeitung zum von K+S geplanten Großprojekt war im Vorfeld groß. Mehrere Hundert Menschen haben sich zu der Veranstaltung im Gemeindezentrum in Neuhof angemeldet.

Teilnehmer der Diskussion sind für K+S Werkleiter Roland Keidel und die Vize-Leiterin der Konzern-Umweltabteilung, Christina Kordes. Für die Bürgerinitiative Umwelt Neuhof nehmen die Vorsitzenden Sven Hartmann und Hubert Enders teil. Es ist die erste Diskussion zwischen Vertretern von K+S und der BI.

Weitere Teilnehmer auf dem Podium sind Susanne Linnenweber, Leiterin der Abteilung „Verkehr, Planung, ländlicher Raum, Verbraucherschutz“ im Regierungspräsidium, sowie der Fuldaer Landrat Bernd Woide und der Neuhofer Bürgermeister Heiko Stolz (beide CDU). Moderiert wird die Veranstaltung von FZ-Redakteur Dr. Volker Nies. Zuschauer können Fragen stellen.

K+S plant, den Kalibergs mit fast 100 Millionen Tonnen Bauschutt und Bodenaushub abzudecken. Diese Haldenabdeckung wäre die größte und längste Baumaßnahme in der Geschichte des Landkreises Fulda.

Das Thema sorgt in Neuhof seit Wochen für Diskussionen. Zu einer Demo waren kürzlich rund 600 Teilnehmer gekommen. Mit dem geplanten Großprojekt und den Folgen befasste sich Anfang März auch unser Podcast „auFZeile“. Diesen können Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier noch einmal nachhören.

Über das Forum berichten wir ausführlich in der Samstagausgabe (1. April) der Fuldaer Zeitung (Print und E-Paper) und natürlich auch online in diesem Artikel.

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