Acura Rhön-Klinik in Gersfeld droht Insolvenz wegen Corona

- Die Acura-Klinik in Gersfeld befindet sich im Insolvenzverfahren.
- Dies sei eher eine vorsorgliche Maßnahme.
- Kurzarbeit sei nicht in Frage gekommen.
Die Acura Rhön-Klinik in Gersfeld befindet sich im Insolvenzverfahren. Geschäftsführer Elmar Willebrand betont, dies sei eine vorsorgliche Maßnahme. Damit sollen alle 85 Mitarbeiter gehalten und das Unternehmen in Eigenverwaltung wieder auf Kurs gebracht werden.
Gersfeld - Gersfeld ist ein Gesundheitsstandort. Es gibt dort zahlreiche niedergelassene Ärzte und Kliniken. Eine ist die privat geführte Acura Rhön-Klinik, die sich auf die Rehabilitation im Bereich Orthopädie spezialisiert hat und im Jahr gut 2000 Patienten behandelt. Jetzt befindet sich die Klinik im vorläufigen Insolvenzverfahren. „Die Belegungszahlen sind aufgrund der Corona-Pandemie dramatisch zurückgegangen“, erklärt Elmar Willebrand von der Geschäftsführung. Der Hauptgrund ist, dass planbare Operationen aufgeschoben werden. Die Krankenhäuser führen im Moment keine Eingriffe durch, um Betten für Coronapatienten mit schweren Verläufen freizuhalten.
„Dass Hüft- oder Knie-OPs verschoben werden, führt unweigerlich dazu, dass es keinen Rehabedarf mehr gibt“, bringt es Willebrand auf den Punkt. Hinzu kommen Bereich wie das Heilverfahren, „früher als Kur bekannt“, erläutert er. „Auch diese Patienten kommen im Moment nicht.“
Frühzeitige Entscheidung
Dennoch müsse das von einer privaten Gesellschaft geführte Unternehmen Miete und Personalkosten zahlen. „Deshalb haben wir uns frühzeitig dazu entschieden, ein vorläufiges Sanierungsverfahren zu beantragen“, sagt Willebrand. Kurzarbeit sei nicht in Frage gekommen. „Dazu müsste kalkulieren können, wie lange das zu beantragen wäre. Und das ist schlicht nicht möglich.“
Der Geschäftsführer versichert sogar, dass das Unternehmen in den kommenden drei Monaten während des Verfahrens den Mitarbeitern das volle Gehalt zahlen wird. „Wir sind ein familiärer Betrieb und wollen unsere Mitarbeiter halten“, das sei ihm besonders wichtig. Nach einem Vierteljahr werde dann ein Kassensturz gemacht. Sowohl das Gericht, als auch ein Gläubigerausschuss wird sich dann den ausgearbeiteten Sanierungsplan anschauen.
„Aus eigener Kraft weitermachen“
„Der Plan ist, möglichst aus eigener Kraft weiterzumachen.“ Willebrand hat Hoffnung: „Schon jetzt zeichnet sich ab, dass OPs wieder vermehrt durchgeführt werden sollen. Und manche Eingriffe sind ja auch nicht ewig aufschiebbar. Die Patienten werden nach und nach wiederkommen.“
Er setzt dann außerdem auf die neue Abteilung, die erst Ende 2019 an den Start gegangen ist. Diese trägt den Namen „VOR“, was für „verhaltensmedizinisch orientierte Rehabilitation“ steht. Dabei liegt der Schwerpunkt der Behandlung darauf, wie die Psyche des Patienten sich auf körperliche Probleme und Schmerzen auswirkt. „Wir hatten bereits viele Anmeldungen dafür.“ Insgesamt beschreibt der Geschäftsführer die Situation so: „Wir waren auf einem sehr guten Weg und sind in vollem Galopp gestoppt worden.“
Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
Das Insolvenzverfahren läuft nun in Eigenverwaltung. Das heißt: Die Geschäftsführung bleibt im Amt – bekommt aber zusätzliche Sanierungsgeschäftsführer sowie einen sogenannten Sachwalter zur Seite gestellt. Diese fungieren als Berater. Mit deren Hilfe soll das Unternehmen wirtschaftlich saniert werden. Ob das in drei Monaten gelingt, entscheidet laut Willebrand dann das Gericht.
Gersfelds Bürgermeister Dr. Steffen Korell (CDU) hofft, dass die Acura Rhön-Klinik wieder auf die Beine kommt. „Das ist für uns eine ganz wichtige Einrichtung und ein wichtiger Arbeitgeber. Die Klinik hat außerdem einen touristischen Effekt: Viele Rehapatienten und ihre Angehörigen kommen später wieder, um in Gersfeld Urlaub zu machen.“