1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Der kleine Held von Dörmbach: Ben (9) wählt den Notruf - und rettet vielen Tieren wohl das Leben

Erstellt:

Tüchtiger Schaffer: Ben Reith – hier natürlich nur fürs Foto am Steuer des Radladers – hilft gemeinsam mit Bruder Leo seinen Eltern bei den Aufräumarbeiten.
Tüchtiger Schaffer: Ben Reith – hier natürlich nur fürs Foto am Steuer des Radladers – hilft gemeinsam mit Bruder Leo seinen Eltern bei den Aufräumarbeiten. © privat

Meterhohe Flammen haben am Montag einen Teil des Bauernhofs der Familie Reith in Friesenhausen-Dörmbach zerstört. Während dieser Tage Schutt und Asche weggeräumt werden, gerät immer stärker die Heldentat von Sohn Ben in den Fokus.

Dipperz - So ganz nachvollziehen kann Ben den ganzen Medienrummel immer noch nicht. Die Bild-Zeitung hat über den Neunjährigen berichtet, das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat die Geschichte aufgegriffen. Selbst RTL war auf dem Bauernhof in der Gemeinde Dipperz im Kreis Fulda.

Rhön: Flammeninferno auf Bauernhof - Junge (9) rettet mit Notruf wohl 500 Rinder

Den Journalisten ging es allerdings weniger darum, dass der Hof der Familie Reith in Friesenhausen-Dörmbach am vergangenen Montag lichterloh brannte und in den Flammen 60 Rinder verendeten. Stattdessen lag der Fokus der Medien auf dem Jungen, der durch sein schnelles Handeln möglicherweise 500 weiteren Rindern, die in aneinandergrenzenden Gebäuden am Hof untergebracht waren, das Leben gerettet hat.

Was war geschehen? Bens Mutter Diana war bei der Arbeit in Neuhof, Papa Florian Reith mit dem Mähdrescher auf dem Feld unterwegs. Ben blieb mit Bruder Leo und den Großeltern an diesem Ferientag zuhause. „Plötzlich habe ich Rauch aus der Scheune kommen gesehen“, erinnert er sich. Er zögerte nicht lange, rannte zur Oma, damit diese die Feuerwehr ruft. Die Seniorin war in dieser Ausnahmesituation allerdings dermaßen nervös, dass der Neunjährige kurzerhand selbst zum Hörer griff und den Notruf wählte.

Familie Reith hält nach einem Großbrand auf ihrem Hof in Friesenhausen-Dörmbach zusammen.
Familie Reith hält nach einem Großbrand auf ihrem Hof in Friesenhausen-Dörmbach zusammen. © Memento36

„Eine perfekte Reaktion“, attestiert Jason Freeman, Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbands Fulda. „Durch diesen schnellen Anruf hat Ben deutlich Schlimmeres verhindert. Denn je länger ein Feuer Zeit hat, sich auszubreiten, desto schwieriger wird es für die Feuerwehr, die Flammen unter Kontrolle zu bringen“, sagt Freeman.

Und das war auch so immer noch schwer genug: Rund 120 Feuerwehrleute kämpften gegen das Feuer an. Landwirte aus der Umgebung karrten mit ihren Schleppern Wasser herbei. „Mehr als 200 Bauern und Leute aus dem Dorf waren hier, um zu helfen“, sagt Diana Reith sichtlich gerührt. Gemeinsam konnten sie erreichen, dass außer der Scheune und einem Teil des Rinderstalls der Hof gerettet wurde.

Die Hilfsbereitschaft ist bis heute nicht abgerissen. Diana Reiths Arbeitgeber hat sie vom Job freigestellt, noch heute kommen Tag für Tag Freunde und Nachbarn zum Helfen auf den Hof. „Diese Solidarität ist echt der Wahnsinn“, sagt sie. Alleine die Tatsache, dass am Montagabend das Haxen-Essen anlässlich des Friesenhausener Sportfestes kurzfristig abgesagt wurde, damit die Speisen und Getränke den Einsatzkräften und Helfern spendiert wurden, sei besonders. (Lesen Sie auch: Wieder brennt ein Feld - Feuerwehr stoppt Flammen vor Dorf und Wald)

Ein Teil des Bauernhofs in Friesenhausen-Dörmbach ist durch die Flammen völlig zerstört worden.
Ein Teil des Bauernhofs in Friesenhausen-Dörmbach ist durch die Flammen völlig zerstört worden. © Memento36

Aber wie kommt es, dass Ben Reith ohne zu zögern genau das Richtige getan hat? „Ben ist zwar seit einem Jahr Mitglied in der Kinderfeuerwehr“, sagt Mutter Diana. „Auf diesen Fall vorbereitet wurde er allerdings in der Brandschutzerziehung.“ Hierbei kommen Mitglieder der Feuerwehren mit einem Brandschutz-Mobil des Landkreises Fulda in die Kindergärten und Grundschulen der Region. Dort werden sie kindgerecht an das Thema Feuer herangeführt. Für das Wählen des Notrufs ist ein Telefon in dem Fahrzeug montiert, mit dem die Kinder für den Ernstfall proben können.

Brand in Dörmbach: Polizei vermutet Selbstentzündung

Wieso das Feuer am Bauernhof der Familie Reith ausgebrochen ist, steht indes noch nicht fest. Die Polizei kann allerdings Brandstiftung und einen technischen Defekt ausschließen. „Wir gehen von einer Selbstentzündung von Heu oder Stroh aus“, heißt es von der Pressestelle. Auch bei der Höhe des Schadens liegen noch keine finalen Zahlen vor. Die Polizei geht aber von mehreren Hunderttausend Euro aus.

Die meisten der 500 geretteten Tiere sind bei befreundeten Landwirten untergekommen. Da allerdings nicht für alle ein Platz gefunden werden konnte, wurden bereits am Tag nach dem Feuer einige zum Schlachten gebracht, sagt Diana Reith. (von Tobias Farnung)

Auch interessant