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Aus für Mercado und Café Wess: Restaurant am Gemüsemarkt und Bäckerei am Dom schließen

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Von: Sabrina Mehler

Sie gehen mit einem „großen weinenden Auge“, wollen aber trotzdem positiv in die Zukunft blicken: Die Mercado-Inhaber Dagmar und Jürgen Hochheimer.
Sie gehen mit einem „großen weinenden Auge“, wollen aber trotzdem positiv in die Zukunft blicken: Die Mercado-Inhaber Dagmar und Jürgen Hochheimer. © Sabrina Mehler

Nach mehr als zwei Jahrzehnten schließt das beliebte Restaurant Mercado am Gemüsemarkt, bekannt für seine vegetarischen Kreationen. Grund für das Aus des Lokals ist der akute Personalmangel. Aus dem gleichen Grund gehen auch im Café Wess bald die Lichter aus.

Fulda - Wer Ravioli mit Kürbis-Ricottafüllung, Spinatnocken mit geschmortem Wirsing oder Grünkernbratlinge mit fruchtiger Tomatensoße mag, der war im Mercado stets richtig. „Wir hatten mit unserem vegetarischen Restaurant in der Innenstadt ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Jürgen Hochheimer, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Dagmar und den Mitarbeitern die Gäste am Gemüsemarkt in Fulda noch bis Ende April bewirtet.

Fulda: Restaurant Mercado am Gemüsemarkt schließt

Aber dann ist Schluss. „Wir suchen schon seit Langem nach Personal, aber das Problem ist: Sie kriegen einfach niemanden – und schon gar nicht zu diesen Zeiten, da wir nur zur Mittagszeit geöffnet haben.“ Aufgrund des Personalmangels liege die Schließung „nicht so sehr am Wollen, sondern am Müssen“. Hochheimer kritisiert die Politik, die sich nicht genug dafür einsetze, dass mehr Menschen in Arbeit kommen. „Und die Babyboomer-Jahrgänge gehen jetzt in Rente, und keiner kommt mehr nach. Der Fachkräftemangel wird noch richtig schlimm werden.“

Schon seit einiger Zeit hatte das Restaurant nur noch an fünf Tagen in der Woche geöffnet, am Montag war ein Ruhetag eingeführt worden: „Das heißt: Wir mussten an fünf Tagen genauso viel erwirtschaften wie an sechs Tagen und auch genauso viel arbeiten“, sagt der Gastronom. Auf Dauer – und zumal er sich mit seinen 64 Jahren im Rentenalter befinde – habe das keinen Spaß mehr gemacht. „Meiner Frau wollte ich das auch nicht mehr antun.“ Und wenn demnächst die Landesgartenschau öffne und noch mehr Gäste in die Innenstadt strömen, dann sei der Andrang mit den Mitarbeitern gar nicht mehr zu bewältigen.

Dabei habe er – trotz Höhen und Tiefen und obwohl es anstrengend war – stets Freude an seiner eigentlichen Arbeit gehabt. Hochheimer, der zwischenzeitlich auch mal das „Buttermarkt-Bistro“ am gleichnamigen Platz geführt hatte, betont: „Ich habe ja mein ganzes Leben in der Gastronomie zugebracht, und an unseren Gästen liegt es nicht.“ Außer in der Corona-Zeit habe es keine Probleme gegeben. Er habe das getan, was er immer wollte – einen Mittagstisch anbieten: „Und damit konnten wir gut leben.“

Jetzt habe er die Chance ergreifen müssen, die sich ihm bot: „Ich wollte nie hier rauskriechen, sondern aufrecht auf zwei Beinen gehen.“ Künftig wird er anderswo tätig sein, nicht mehr als Selbstständiger, aber im gleichen Bereich. Wo genau, das will er noch nicht verraten. Und auch für das Lokal am Gemüsemarkt, das Hochheimer gepachtet hatte, gibt es bereits Pläne, weiß er zu berichten.

Trotzdem spricht er auch von einem „ganz großen weinenden Auge“: „Die Zeit im Mercado war immer gut, der Abschied fällt daher schwer“. Anderthalb Monate werden im Mercado noch die Freunde von vegetarischen Speisen verwöhnt, dann werden die Pforten geschlossen.

Bäckerei Wess schließt auch Filiale am Dom in Fulda

Die Hochheimers sind indes nicht die einzigen, die schließen müssen. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass die Bäckerei Wess ihre Filiale in Horas dicht macht. Nun ist klar, dass auch am Hauptsitz in der Kanalstraße voraussichtlich Ende September dieses Jahres die Lichter ausgehen. Das bestätigte gestern Jürgen Wess gegenüber unserer Zeitung.

Die Bäckerei Wess schließt voraussichtlich Ende September ihren Hauptsitz am Fuldaer Dom.
Die Bäckerei Wess schließt voraussichtlich Ende September ihren Hauptsitz am Fuldaer Dom. © Sabrina Mehler

Auf die Gründe möchte der Inhaber nicht näher eingehen, erklärt aber, dass auch in diesem Fall die schwierige Situation auf dem Arbeitsmarkt ausschlaggebend für das Aus war: Neues Personal ist kaum zu finden. Damit geht auch hier ein bedeutendes Stück Bäcker- und Stadtgeschichte zu Ende.

Zum Jahreswechsel ist bereits die Metzgerei Oestreich in Engelhelms geschlossen worden. Metzgermeister Martin Oestreich hat diesen Schritt mit der Geschäftsentwicklung begründet.

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