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“Drogensucht ist eine Krankheit” – Internationaler Gedenktag an Tote auch in Fulda

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Von: Redaktion Fuldaer Zeitung

Foto: Constanze Gollbach
Foto: Constanze Gollbach

Fulda - Am Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher hat die Selbsthilfegruppe Connection mit verschiedenen Aktionen auf dem Fuldaer Bahnhofsplatz über Drogensucht aufgeklärt. Zusammen mit der Aidshilfe Fulda und der Ärztlichen Suchthilfe informierten sie über Präventionsmöglichkeiten, ärztliche Betreuung und Substitution.

Von Constanze Gollbach

600.000 Menschen weisen laut dem Gesundheitsministerium einen problematischen Konsum von illegalen Drogen auf. Auch in Fulda gibt es Betroffene. Doch hier scheint das Thema immer noch ein Tabu zu sein: „Noch immer herrscht Unwissen und Ablehnung“, erklärt Simone Schafnitzel, Leiterin der Selbsthilfegruppe Connection.

„Ablehnung führt den Menschen noch weiter in einen Sumpf aus dem er am Ende nicht mehr rauskommt. Drogensucht ist eine Krankheit, die sich niemand aussucht. Die Prohibition von Drogen verstärkt die Problematik“, erklärt Schafnitzel. Zusammen mit der Aidshilfe Fulda und die Ärztliche Suchthilfe möchte sie deshalb Aufklären und Menschen die Angst nehmen. Vor allem über Präventionsmöglichkeiten, ärztliche Betreuung und Substitution für Drogengebraucher.

Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher

Sie selbst leitet seit sieben Jahren die Selbsthilfe Gruppe. „Wöchentlich kommen 10 bis 15 Teilnehmer zu den Treffen. Wir haben uns absichtlich nicht auf eine Droge spezialisiert. Bei uns ist jeder willkommen. Durch das Selbsthilfebüro gibt es schon viele Angebote aber je mehr Anlaufstellen für Betroffene, desto besser.“

Wichtig sei auf das Thema aufmerksam zu machen. So konnten Angehörige von Verstorbenen an einem Infostand am 21. Juli dem Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher Gedenkkarten beschriftet oder symbolisch Umrisse eines Menschen auf den Fuldaer Bahnhofsvorplatz malen.

Fokus auf Substitution

Neben den Selbsthilfegruppen können sich Betroffenen auch an die AIDS-Hilfe Fulda oder an die Ärztliche Suchthilfe wenden. „Leider gibt es auch hier immer noch Berührungsängste gegenüber HIV-Patienten“, sagt Willi Rack, Mitbegründer der AIDS-Hilfe Fulda. „Ein wichtiges Ziel ist daher die Aufklärung und vor allem die Prävention.“ Safer Use ist hier das Stichwort. Nicht nur bei der Verhütung, sondern vor allem bei der Verwendung von Nadeln.

Besonders im Fokus der Aktion stand jedoch die Substitution. Fast 80.000 Menschen werden in Deutschland substituiert, das bedeutet sie nehmen unter ärztlicher Aufsicht anstatt illegaler Drogen, Substitutionsmedikamente. Dazu gehören in Deutschland beispielsweise Methadon, Polamidon oder Codein. „In Fulda befinden sich 150 Patienten in Substitutionsbehandlung“, erklärt Michael von Kürten, Ärztlicher Leiter der Suchthilfe in Fulda.

Zuschüsse reichen nicht aus

„Die Substitution ist ein Weg, dass Abhängige ambulant behandelt werden können. Eine erfolgreiche Substitution ist nur mit einer kostendeckenden Finanzierung möglich. Momentan reichen die Zuschüsse für Fulda nur für 105 Patienten, daher müssen wir leider von unseren Klienten fünf Euro für die Behandlung nehmen. Das ist für einige Betroffenen schon viel Geld“, erklärt Kürten. Mit der Substitution wird für viele Patienten der Weg in ein geregeltes Leben wieder möglich.

Die Zahl derer, die den Sprung in ein cleanes Leben schaffen, sei jedoch nur bei ein- bis zwei Prozent. Bis jetzt sei Kürten in Fulda der einzige Arzt, der die Substitutionspatienten behandelt. Grundsätzlich dürfte jeder Hausarzt bis zu zehn Patienten substituieren.

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