Es braucht laut Stadtbrandinspektor mindestens zwölf aktive Kameradinnen und Kameraden – was einer doppelten Besatzung eines Feuerwehrfahrzeugs entspricht –, die die gesetzlich vorgegebene Zahl an Ausbildungsstunden absolvieren müssten. Für Freiwillige Feuerwehren gilt die Feuerwehrdienstverordnung des Landes Hessen, erklärt Stadtbrandinspektor Jörges, darin sind die Vorschriften festgeschrieben.
„Wenn in Theobaldshof etwas passiert und es rücken Aktive aus, die die entsprechenden Lehrgänge nicht oder nur unzureichend absolviert haben, dann ist das grob fahrlässig. Die Handgriffe müssen im Ernstfall sitzen. Das können wir sonst nicht verantworten“, erläutert er.
Der Feuerwehrverein kann weitergeführt werden, die Einsatzabteilung jedoch nicht. Ausrüstung wie Dienstanzüge und das laut Jörges bereits in die Jahre gekommene Feuerwehrfahrzeug werden nun an die Stadt Tann zurückgegeben. Die noch als Aktive geführten Kameraden erhalten ein Schreiben, in denen der Ausschluss aus der Einsatzabteilung formuliert ist, erklärt Dänner, damit wurde die vom Magistrat beschlossene Auflösung vollzogen.
Jedoch bleibt in dem auf 610 Höhenmetern gelegenen Stadtteil ein Problem bestehen: Die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten kann nicht immer eingehalten werden. Wenn ein Notruf eingeht, werden die Nachbarorte alarmiert. Die am nächsten gelegene Feuerwehr aus Schlitzenhausen kann die Hilfsfrist jedoch nur abends einhalten. Tagsüber arbeiten laut Stadtbrandinspektor viele Feuerwehrleute, sodass dann zu wenige Aktive vor Ort sind.
Dass eine Feuerwehr-Einsatzabteilung geschlossen werden musste, gab es zuletzt im Jahr 2015. Damals haben in der Stadt Gersfeld in kurzer Zeit die Wehren in Sandberg, Obernhausen und Altenfeld den Betrieb eingestellt. Der Grund: Es fanden sich keine Führungskräfte, die die Anforderungen der Ausbildung erfüllen konnten. Theobaldshof ist die insgesamt 13. Einsatzabteilung im Kreis, die geschlossen werden musste.
Eine Zusammenlegung von Wehren, wie dies in Tann geplant ist, wurde unter anderem in den Gemeinden Hofbieber und Hilders sowie im Fuldaer Osten vollzogen.
Die Feuerwehr von Günthers wiederum kann die Hilfsfrist nicht einhalten – sie liegt ein, zwei Minuten darüber. Die dortige Wehr erreicht den abgelegenen Ort Theobaldshof in elf bis zwölf Minuten, Ähnliches gilt für die Feuerwehr in der Kernstadt Tann. Doch mit dieser Zwischenlösung müsse man nun leben – zumindest gut zwei Jahre lang.
Denn bis 2024 soll ein neues Feuerwehrhaus in Tann fertiggestellt sein. Dieses ist für die vier Stadtteilwehren gedacht, die dann fusionieren sollen: neben Theobaldshof sind dies Wendershausen, Hundsbach und Tann. Von dem Neubau aus wird die 10-Minuten-Hilfsfrist eingehalten werden können.
In Theobaldshof selbst ist man mit der Situation unzufrieden. Reinhold Limpert, Vorsitzender des Feuerwehrvereins, sagt: „Die Hilfsfrist muss dauerhaft eingehalten werden. Aber das kann man nicht schaffen – vor allem nicht im Winter, wenn hier oben Schnee liegt.“ Ortsvorsteher Gerd Fischer teilt die Bedenken:„Wenn die Feuerwehr erst in elf oder zwölf Minuten vor Ort ist, kann es schon zu spät sein.“ Beide fordern: „Die Stadt Tann muss den Brandschutz für unseren Ort gewährleisten.“
Sie hätten sich gewünscht, dass eine Lösung für den Ort gefunden werde und irgendeine Art von Feuerwehr aufrechterhalten werden könnte, wenn es auch nur eine Handvoll Leute wären.
Doch zu wenig und dazu unzureichend geschultes Personal im Ernstfall – wenn es um Menschenleben geht – die Verantwortung zu überlassen, das kam für Stadtbrandinspektor und Bürgermeister nicht infrage.