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Eine Heizung für ein ganzes Dorf - Melperts setzt in Energiekrise auf Holzhackschnitzelanlage

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Von: Rainer Ickler

In Melperts, hier ein Blick auf die Ortsmitte, soll ein Nahwärmeprojekt realisiert werden, um das gesamte Dorf zentral und klimaschonend zu heizen.
In Melperts, hier ein Blick auf die Ortsmitte, soll ein Nahwärmeprojekt realisiert werden, um das gesamte Dorf zentral und klimaschonend zu heizen. © Gemeinde Ehrenberg

Das kleine 130 Einwohner zählende Melperts will unabhängig von Öl und Gas werden. Der Ortsteil von Ehrenberg im Landkreis Fulda plant ein Nahwärmenetz. In einem Heizhaus wird Wasser mit einer Holzhackschnitzelanlage erhitzt und in Leitungen zu den Häusern gebracht, um diese zu erwärmen.

Ehrenberg - „Die Idee dazu entstand beim diesjährigen Hutzelfeuer. Der Krieg in der Ukraine hatte gerade begonnen, und die Preise für Gas und Öl schossen in die Höhe“, erzählt Ortsvorsteher Winfried Schiffhauer. „Warum nicht eine Art Dorfheizung bauen?“, fragten sich einige Bewohner und berieten, wie dies umsetzbar sei. 

Aus der spontanen Idee in Ehrenberg-Melperts in der Rhön im Landkreis Fulda wurde dann schnell ein Projekt, das immer konkreter wurde. Ein halbes Dutzend Melpertster, dazu der Ehrenberger Bürgermeister Peter Kirchner, trieben die Planungen voran (lesen Sie auch hier: Interesse an Nahwärme in Rasdorf hält an).

Fulda: Dorf in der Rhön setzt in der Energiekrise auf Holzhackschnitzelanlage

Es wurde eine Arbeitsgemeinschaft Nahwärmenetz Melperts gebildet und schon einmal berechnet, wie viele Kilometer Rohrleitungen im Dorf verlegt werden müssten und wo das Heizhaus gebaut werden könnte, erzählt Schiffhauer. 

Erste Nachfragen bei den knapp 40 Hausbesitzern habe eine große Zahl an Interessenten ergeben. Bis auf ganz wenige Eigentümer, die erst kürzlich neue Heizanlagen bekommen hatten, konnten sich 80 bis 90 Prozent der Hauseigentümer vorstellen, bei dem geplanten Nahwärmenetz mitzumachen. 

Fachlich beraten wird das Projekt durch Diplom-Ingenieur Arno Nüßlein aus Franken, der auf diesem Gebiet einen reichen Erfahrungsschatz hat, berichtete Bürgermeister Kirchner in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung. Unter anderen hat er die Energiegenossenschaft in Poppenhausen-Sieblos beraten, die seit zwölf Jahren ein Nahwärmenetz betreibt. 

Nahwärme

Im Landkreis Fulda gibt es schon drei Dörfer, die ein Nahwärmenetz betreiben und damit unabhängig von Öl und Gas sind. In Poppenhausen-Sieblos wurde das erste Projekt umgesetzt. Es folgten Rasdorf-Grüsselbach im Hünfelder Land und Kalbach-Heubach. 

Nächste Schritte sind jetzt die Analysen der Wärmebedarfsberechnungen, mögliche Leitungsverläufe im Dorf, Kostenschätzungen für das gesamte Projekt, die Prüfung, ob es Fördergelder gibt und die Gründung einer Energiegenossenschaft. 

Wenn die Informationen vorliegen, dann wird es eine Dorfversammlung geben, und aufgrund der Zahlen soll es eine Abfrage unter den Hauseigentümern geben, wer mitmachen will. Ortsvorsteher Winfried Schiffhauer geht davon aus, dass dies noch im Herbst der Fall sein wird. Die Kosten sollen durch Fördermittel und die Energiegenossenschaft getragen werden, sagt Bürgermeister Kirchner.

Video: Energiekrise - Nahwärmenetz aus Breklum als Vorbild?

Die Gemeinde werde das Projekt organisatorisch natürlich unterstützen, indem sie Leitungspläne offenlegt und bei den Förderanträgen hilft, erklärte er den Mitgliedern der Gemeindevertretung. Ziel sei ein CO2-neutrales Melperts mit regionaler Wertschöpfung und stabilen Energiepreisen für die Bürger, sagte Kirchner.

Er nennt es ein „spannendes und nachahmenswertes Zukunftsprojekt“. Und Winfried Schiffhauer sagt, dass es sinnvoll, nachhaltig und klimaschonend sei, das Holz aus dem Gemeindewald oder aus der Rhön dafür zu nutzen und sich unabhängig von Öl und Gas zu machen. 

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