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Wie rüstet man sich für einen Blackout? Das rät das Bundesamt für Katastrophenhilfe

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Von: Manfred Schermer

Gasmangel, Hackerangriff, Heizlüfterschwemme – in diesem Winter könnte es zu Stromausfällen kommen. Sollte man deshalb vorsichtshalber einen Vorrat anlegen? Die wichtigsten Tipps des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe im Überblick.

Fulda - Zehn Tage sollte jeder Einwohner im Notfall überbrücken können. Das raten nicht irgendwelche obskuren Prepper-Kreise, sondern so lautet die offizielle Empfehlung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Auf dessen Webseite gibt es nicht nur Hintergrundinformationen und Tipps, sondern auch Ratgeber und Checklisten, wahlweise zum Runterladen oder Bestellen.

Blackout: Notfallvorrat sollte mindestens für zehn Tage reichen

Die Dreier-Regel des Überlebens besagt, dass der Mensch drei Minuten ohne Luft, drei Stunden ohne (Wärme-)Schutz, drei Tage ohne Wasser und drei Wochen ohne Nahrung im Extremfall überleben kann. Gemäß der Dreier-Regel sollte man ausreichend Wasser bunkern – bevor man loszieht und Eierravioli hamstert. 2 Liter Wasser pro Person und Tag empfiehlt das BBK – nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Kochen. Empfehlenswert sind außerdem Wasserkanister, um öffentliche Notbrunnen nutzen zu können, aber auch Entkeimungstabletten oder Wasserfilter, wie man sie im Outdoorhandel bekommt.

Auch wenn Wasser knapp ist: Händewaschen ist essenziell für Hygiene und Gesundheit. Einweggeschirr hilft, Wasser für den Abwasch zu sparen. Eine Campingtoilette ist hilfreich, wenn Toiletten nicht mehr funktionieren, notfalls tun es aber auch ein Eimer und stabile Müllbeutel. (Lesen Sie auch: Notstrom für Trinkwasser im Krisenfall: Zweckverband investiert in zwei Aggregate)

Ebenso sollte eine kleine Hausapotheke mit Pflastern, Verbandsmaterial, Fieberthermometer, Wunddesinfektionsmittel, Mittel gegen Durchfall und Ähnlichem eigentlich immer vorhanden sein – und regelmäßig auf Verfallsdaten überprüft werden. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten solle man rechtzeitig an „Nachschub“ denken.

Checkliste für den Notfallvorrat: Bundesamt empfiehlt zwei Liter Wasser pro Tag

Glücklich ist, wer einen Kamin oder Kachelofen sein eigen nennt. Von „Teelichtöfen“ ist aber dringend abzuraten – wegen der Verpuffungs- und Brandgefahr. Ohne Wärmequelle hilft nur: warm einpacken – am besten im Zwiebelprinzip, also mit mehreren Schichten Kleidung. Mütze nicht vergessen, denn über den Kopf geht viel Körperwärme verloren. Generell gilt: Sollte man anfangen zu frieren, muss man sofort (!) Gegenmaßnahmen einleiten: Steht keine Wärmequelle zur Verfügung, sollte man sich bewegen, Energie in Form von Essen zuführen und weitere Schichten anziehen. Das klingt zwar banal, aber unternimmt man nichts, setzt sich eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang.

Für den Fall eines Blackouts im Winter sollte man daran denken, dass der Körper in einer kalten Umgebung deutlich mehr Kalorien braucht als im Sommer. Entsprechend umfangreich sollte der Lebensmittelvorrat ausfallen. Neben der Haltbarkeit entscheiden hier vor allem der persönliche Geschmack sowie etwaige Unverträglichkeiten. Man sollte vor allem solche Lebensmittel vorrätig halten, die man auch sonst isst – schon um ablaufende Lebensmittel regelmäßig durch neue zu ersetzen.

Konserven haben den Vorteil, dass man sie notfalls auch kalt essen kann, während man für Reis, Kartoffeln oder getrocknete Hülsenfrüchte Wasser und Energie benötigt. Dafür sind Letztere leichter zu transportieren. Das gilt auch für spezielle Trecking-Nahrung, die aber schnell ins Geld geht. Ebenso wie Notverpflegung in Riegelform. (Lesen Sie auch: Ideal als Notfallvorrat: Diese drei Lebensmittel sind jahrzehntelang haltbar)

Zum Kochen kann ein mit Gaskartuschen oder Spiritus betriebener Campingkocher nützlich sein, ebenso ein Gas- oder Holzkohlegrill. Man kann aber auch improvisieren und sich einen „Hobo“-Ofen bauen: Einfach eine leere Konservendosen unten mit Löchern für Luftzufuhr und Brennstoff-Nachschub versehen. Durch den Kamineffekt sind diese Öfen sehr effizient: Sie kommen im Vergleich zu offenen Feuern mit wenig Brennmaterial aus und lassen sich mit so ziemlich allem „füttern“, was brennbar ist.

Eine Frau zündet mit einem Feuerzeug ein Teelicht an.
Im Blackout schlägt die Stunde der Kerze. Aber Vorsicht – Brandgefahr! Deshalb rät das Bundesamt zu LED-Campinglampen. (Symbolbild) © Jessica Lichetzki/dpa

Wichtig: Offene Feuer dürfen nie in der Wohnung entzündet werden. Es besteht nicht nur Brandgefahr: Bei der Verbrennung entsteht Kohlenmonoxid (CO), ein farb- und geruchloses Gas, das schnell zu tödlichen Vergiftungen führen kann. Und da jedes Feuer erst einmal angezündet sein will, an Feuerzeuge, (wasserdicht verpackte) Zündhölzer oder einen Feuerstahl denken.

Im Blackout schlägt die Stunde der Kerze. Aber Vorsicht – Brandgefahr! Deshalb ist auch generell von Teelichtern abzuraten. Empfehlenswert sind Campinglampen, deren LEDs nur wenig Strom verbrauchen. Stirnlampen bieten den Vorteil, dass man – anders als bei Taschenlampen – beide Hände frei hat. Und mit mobilen Solarzellen lassen sich Powerbanks als Reserve nachladen. 

LED-Campinglampen sorgen für Licht bei Stromausfall

Es muss nicht unbedingt ein Kurbelradio sein, aber ein batteriebetriebenes Radio sollte man haben. Denn wenn Handynetze und Internet ausfallen und der Fernseher nicht läuft, dürfte das Radio die einzige Informationsquelle sein. Auch, um bei einem Stromausfall überhaupt erst einmal zu erfahren, ob es sich um einen lokal begrenzten oder einen großflächigen Blackout handelt. Mögliches Indiz, falls die Sender es selbst nicht wissen (oder sagen): Privaten könnte schneller der Notstrom ausgehen als dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, weil dieser einen Versorgungsauftrag und entsprechende Reserven hat.

Möglichst früh zu erkennen, um welche Art von Stromausfall es sich handelt, ist nicht unwichtig, weil in der Anfangsphase noch bestimmte Strukturen funktionieren können. So könnte man zum Beispiel die Badewanne mit Wasser füllen, so lange der Druck in den Leitungen noch dafür ausreicht. (Lesen Sie auch: Energiekrise: Poppenhausen will Konzept zum Schutz der kritischen Infrastruktur erarbeiten)

Ohne Strom funktioniert kein Geldautomat. Ein gewisser Bargeldvorrat ist also nicht schlecht. Aber man sollte sich auch klarmachen, dass man im Zeitalter elektronischer Registrierkassen nicht allzu viel davon wird kaufen können. Eine Mappe, in der man mit einem Griff alle wichtigen Dokumente parat hat, ist immer eine gute Idee – es könnte ja auch mal brennen. Dasselbe gilt für Notgepäck, mit dem man im Fall einer Evakuierung ein paar Tage überbrücken kann. 

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