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Energiekrise in der Region angekommen: Viele Chefs fürchten den Konkurs

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Gasherd
Eine Umfrage bei mehr als 60 Unternehmen in den Landkreisen Fulda und Main-Kinzig zeigt eine desolate Lage am Energiemarkt. © Marijan Murat/dpa/Symbolbild

Die Energiekrise ist in Osthessen angekommen. Das zeigt eine Umfrage der beiden Industrie- und Handelskammern (IHK) Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern sowie Fulda.

Fulda/Main-Kinzig - Um das Thema Energiekrise greifbarer zu machen, haben die Industrie- und Handelskammern (IHK) Fulda und Hanau-Gelnhausen-Schlüchtern in einer branchenübergreifenden Umfrage zwei Wochen lang bei mehr als 60 Unternehmen im Kreis Fulda und im Main-Kinzig-Kreis zum Mitmachen aufgerufen.

Energiekrise: IHK-Umfrage zeigt desolate Lage - Viele Chefs fürchten Konkurs

„Marktwirtschaft funktioniert anders“, heißt es in der Mitteilung der Kammern, „aber in außergewöhnlichen Zeiten und ganz ausnahmsweise scheinen auch drastische Maßnahmen angebracht“.

Das Stimmungsbild belege deutlich, dass die extreme Lage und allgemein schlechte Erwartungen der regionalen Wirtschaft deutlich schadeten. Es werden hohe Verluste und auch Insolvenzen von Kunden und Zulieferern erwartet, teilweise befürchten die antwortenden Unternehmerinnen und Unternehmer auch, selbst in den Konkurs abzurutschen. (Lesen Sie auch: Fulda passt Weihnachtsmarkts-Konzept an - Ruhetag und weniger Licht)

Dementsprechend schockiert sind Unternehmen, wenn ihnen angesichts drohender „Gasmangellage“ der Energieversorger auch noch den Liefervertrag kündigt. Bereits jedes achte Unternehmen (13 Prozent) musste in den vergangenen Wochen diese bittere Erfahrung machen. Die Gaspreisbremse, so die Einschätzung, könnte „die Energieversorger stabilisieren und damit die Planungssicherheit der Unternehmen erhöhen“.

Laut der Umfrage haben sich in den Unternehmen die Verbrauchspreise für Erdgas bis jetzt im Mittel um 6 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Bisher mussten Unternehmen meist um die 5 Cent pro Kilowattstunde zahlen.

Die 43 Prozent der Unternehmen, die eine Preiserhöhung angekündigt oder sogar bereits verordnet bekommen haben, leiden teilweise (7 Prozent) unter künftig vier- oder fünffach höheren Preisen. Die Preise für Strom sind mit über 12 Cent pro Kilowattstunde sogar noch stärker gestiegen. (Lesen Sie auch: Mit diesen 4 Tipps heizen Sie sparsamer, ohne zu frieren)

Video: Gasumlage gekippt - Das bringt die Gaspreisbremse

Die IHK rechnet vor: 5 Prozent mehr Kosten am Umsatz bedeuten stets auch 5 Prozentpunkte weniger Gewinn – gemessen am Umsatz. Nur wenige Unternehmen erreichten 10 Prozent „Umsatzrendite“ oder mehr. Deshalb steht in vielen Unternehmen bereits heute wegen der gestiegenen Energiepreise die Gewinnmarge unter Druck. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werde kaum ein Unternehmen mit einem bisherigen Energiekostenanteil am Umsatz von 5 Prozent noch einen Gewinn ausweisen. In diese Kategorie fällt aber fast die Hälfte aller befragten Unternehmen (46 Prozent).

Selbst die Preise zu erhöhen, sei illusorisch. Während Energiepreiserhöhungen um 100 bis 200 Prozent üblich sind, geht die Hälfte (48 Prozent) der Unternehmen davon aus, ihre eigenen Preise um maximal 2 Prozent erhöhen zu können. Und selbst das glückliche Neuntel, das glaubt, Preiserhöhungen um mehr als 10 Prozent durchsetzen zu können, werde die Preissteigerungen des Energiebedarfs nicht einfangen können.

Kleiner Lichtblick: Einige Unternehmen berichteten, dass sie bislang keine negativen Folgen spüren und dass ihr Geschäft stabil weiterläuft. Treffen wird es die energieintensiv produzierenden Betriebe. Ihnen mangelt es an Wettbewerbsfähigkeit, und sie können wichtige Vorprodukte oder Materialien nicht mehr zu weltmarktüblichen Preisen herstellen. Deshalb erreichte die IHK auch diese Rückmeldung: „Ich stelle bis auf Weiteres die Produktion zu einhundert Prozent ein.“ (ag, mw)

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