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Warnstreik legt Zugverkehr lahm: Nur wenige verblüffte Reisende am Fuldaer Bahnhof

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Diese vier Frauen aus Bischofsheim wollten am Freitag mit dem Zug von Fulda nach Hamburg fahren. Wegen des Warnstreiks mussten sie auf das Auto ausweichen.
Diese vier Frauen aus Bischofsheim wollten am Freitag mit dem Zug von Fulda nach Hamburg fahren. Wegen des Warnstreiks mussten sie auf das Auto ausweichen. © Christopher Hess

Völlige Leere herrscht am Freitagmorgen an den Gleisen des Bahnhofs in Fulda. Viele haben sich anscheinend vorbereitet auf den Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Nur vereinzelt stehen Reisende mit Rucksack und Koffer ausgerüstet in und vor der Bahnhofshalle.

Fulda - Vor dem Bahnhof in Fulda haben sich seit dem frühen Freitagmorgen etwa 150 Streikende in orangenen Warnwesten zusammengefunden, wie Versammlungsleiter Tom Zoll sagt. „Wir zeigen, dass wir lautstark sein können.“ Schon um 3 Uhr in der Nacht zu Freitag hatten sich erste Demonstrierende der EVG am Bahnhofsgebäude versammelt. Gegen 7.30 Uhr seien die meisten der Streikteilnehmer eingetroffen. Dann zog die versammelte Gruppe in einem Demonstrationszug durch die Fuldaer Innenstadt.

Warnstreik der EVG: Nur wenige Reisende in Fulda unvorbereitet

Gegen 9 Uhr zurück am Fuldaer Bahnhof, stimmte Veranstaltungsleiter Zoll die Demonstrierenden nochmals auf den Streiktag ein. „Wir wollen an unseren eigenen Forderungen festhalten“, sagt Zoll. Ob er glaubt, dass die Forderungen der EVG bei der kommenden Tarifverhandlung erfüllt werden? Dazu will er sich nicht äußern.

Rund 150 Streikende versammelten sich am Freitagmorgen auf dem Bahnhofsvorplatz.
Rund 150 Streikende versammelten sich am Freitagmorgen auf dem Bahnhofsvorplatz. © Christopher Hess

Während die Wartebereiche an den Bahngleisen - wie bereits am 27. März - auch an diesem Morgen menschenleer bleiben, halten sich am Eingang des Bahnhofsgebäudes vereinzelt Menschen, die mit dem Zug verreisen wollten, auf. Unter ihnen auch Familie Moser aus Bischofsheim. Die vier Frauen hatten am Mittwoch vom Streik bei der Deutschen Bahn erfahren.

Infos zum Warnstreik

Der Warnstreik hatte am Morgen um 3 Uhr begonnen und sollte bis 11 Uhr dauern. Aus diesem Grund werde der Fernverkehr bis 13 Uhr eingestellt, teilte die Deutsche Bahn mit. Auch der Regionalverkehr der Deutschen Bahn werde bis zum Mittag weitesgehend ausfallen.

Ab 13 Uhr werde der Bahnverkehr schrittweise wieder hochgefahren. Auch danach sei nach Angaben der Deutschen Bahn aber noch mit Problemen zu rechnen, weil Züge und Personal nicht dort seien, wo sie nach Plan sein müssten. „Alle die umplanen können, sollten das tun“, rät DB-Personalvorstand Martin Seiler.

Ihnen sei am Donnerstagabend am Telefon gesagt worden, dass um 7.20 Uhr ein Alternativzug fahren werde. Also machten sich die Frauen extra früh auf den Weg nach Fulda, um von dort nach Hamburg zu fahren. Am Abend soll es in das Musical „Mamma Mia“ gehen. „Jetzt müssen wir halt auf das Auto ausweichen“, sagt eine der Frauen. Verständnis für den Streik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat sie nicht. „Ich bin Krankenschwester, ich kann auch nicht streiken, wenn bei uns die Hütte brennt“, sagt sie.

Niemand von der Deutschen Bahn hat mich informiert, eine E-Mail habe ich auch nicht bekommen.

Dennis Hellmann aus Schlitz

Auch Dennis Hellmann aus Schlitz will an diesem Morgen eigentlich verreisen. Nach Berlin will er. Dort wohnt die Familie seiner Freundin. „Ich wusste überhaupt nichts von dem Streik“, sagt der junge Mann. Er kritisiert die Kommunikation der Deutschen Bahn: „Niemand von der Deutschen Bahn hat mich informiert, eine E-Mail habe ich auch nicht bekommen“, sagt er. Am Informationsschalter der Deutschen Bahn im Bahnhofsgebäude kann er sich auch nicht informieren. „Dieser Betrieb wird bestreikt“, heißt es auf einem Schild, das am Fenster der DB-Information hängt.

Trotz des teils fehlenden Verständnisses wollen die Streikteilnehmer nicht aufgeben oder nachlassen. „Wir sind bereit zu streiken, bis sich endlich was tut“, sagt ein Streikender in orangefarbener Weste. Der Mann möchte unerkannt bleiben. Er arbeitet in der Instandhaltung am Standort Fulda. Seit 7 Uhr am Morgen ist er hier, um zu demonstrieren. „Die Inflation ist natürlich ein großes Thema. Alles wird teurer“, sagt er. Da könnten die aktuellen Löhne nicht hingenommen werden. Wenn es sein muss, werde er auch weiterhin streiken. (von Christopher Hess)

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